Geld

Wo sind all‘ die Banken hin?

von Julia Schmitz 29. Januar 2020

Stell‘ dir vor du brauchst Bargeld, aber dein Geldinstitut hat alle Filialen in der Nähe geschlossen: Über den Bankenschwund in Prenzlauer Berg.


Die Tür ist verschlossen, im Vorraum stehen Farbeimer und Leitern: Die Commerzbank-Filiale auf der Schönhauser Allee ist Geschichte. Nachdem die Berliner Bank an der Straßenecke von Eberswalder Straße und Schönhauser Allee 2017 geschlossen wurde und die Bäckerei „Zeit für Brot“ die Räumlichkeiten übernahm, war die Commerzbank die letzte Möglichkeit, im unmittelbaren Umfeld von Kastanienallee und Mauerpark Geld abzuheben – zumindest dann, wenn man sein Konto bei einem der Unternehmen aus der so genannten Cash Group hat.

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Die Schließung hat einen profanen Grund:

„Bei dieser Filiale liegt es so, dass der zu Grunde liegende Mietvertrag vermieterseitig nicht verlängert wurde. Für unser bestehendes Filialnetz gilt grundsätzlich: Für den Fall, dass keine Einigung mit dem Vermieter erzielt werden kann, prüfen wir individuell, ob wir uns einen anderen Standort suchen oder die Filiale mit einer anderen Filiale zusammenlegen“

 

schreibt ein Sprecher der Commerzbank auf Nachfrage.

 

„Mobile first“

Aktuell befindet sich in Prenzlauer Berg keine bemannte Geschäftsstelle der Commerzbank mehr; die Deutsche Bank ist mit einem Standort vertreten, die Postbank mit zwei Filialen und einem Geldautomaten, die Berliner Volksbank unterhält drei Automaten. Nur die Berliner Sparkasse bietet mit 13 Filialen und über 30 Geldautomaten im Stadtteil flächendeckenden Service an; Schließungen, heißt es, seien für die kommende Zeit nicht geplant.

Andere Geldinstitute, so wirkt es, dünnen ihr Filialnetz dagegen bewusst aus, um auf die zunehmende Nutzung von Online-Banking zu reagieren. „Wir fassen das so zusammen: unser Banking wird digitaler, bleibt dabei aber auch persönlich“, heißt es seitens der Commerzbank, deren aktuelle Strategie „Mobile first“ lautet.

Auch wenn es immer mehr Möglichkeiten gibt, mit EC- oder Kreditkarte zu zahlen: drei von vier Zahlungen an der Ladenkasse, fand die Deutsche Bundesbank in einer Studie heraus, werden nach wie vor mit Bargeld vollzogen. Hinzu kommt, dass an vielen Orten, zum Beispiel in Bäckereien, Kartenzahlung nicht oder nur mit einem Mindestbetrag möglich ist – da braucht man Scheine und Münzen.

 

Kein gebührenfreies Abheben

Eine Tatsache, die sich Anbieter von externen Geldautomaten zunutze machen. „Die Anzahl der ec-Automaten hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt“, heißt es auf Anfrage bei Euronet. Ungefähr 75 der leuchtend gelben Kästen hat das weltweit agierende Unternehmen allein in Prenzlauer Berg aufgestellt: in Spätis und Supermärkten, aber auch in Hauseingängen und mitten auf dem Bürgersteig. Vor allem im touristisch belebten Gebiet rund um die Kastanienallee werden sie verstärkt genutzt.

Wer an einem dieser Automaten Geld abhebt, muss jedoch auf die Summe noch ordentlich Gebühren aufschlagen – 4,99 Euro kostet der Vorgang mit der Karte eines deutschen Kreditinstituts, bei Karten aus dem Ausland meist noch mehr. Weil die externen Geldautomaten keine Konten vergeben und somit auch keine Kontoführungsgebühren erheben können, muss jede Transaktion einzeln abgerechnet werden, um die Standortkosten zu decken, heißt es in einem Interview mit der AG Geldautomaten bei rbb24.

Ein Betrag, den man allerdings auch dann zahlen muss, wenn man zum Beispiel mit einer EC-Karte der Deutschen Bank bei der Berliner Sparkasse abhebt. Und dieses Szenario wird, zumindest in Prenzlauer Berg, immer realistischer.

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4 Kommentare

Schrader 31. Januar 2020 at 12:57

Man kann allerdings auch in diversen Geschäften, z. B. Rewe, Geld abheben, und zwar ohne Gebühr.

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Julia Schmitz 31. Januar 2020 at 13:16

Das stimmt, aber meistens ist das mit einem Mindesteinkaufsbetrag von 20 Euro verbunden – und die Supermärkte haben ja auch nicht rund um die Uhr offen. Was mache ich, wenn ich spät abends Geld brauche?

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Holger 31. Januar 2020 at 15:46

Also immer an die Cash Group denken: Kunden der Geschäftsbanken können kostenlos bei den anderen Geschäftsbanken abheben, also hier z. B. bei der Postbank und nicht bei der Sparkasse.

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Julia Schmitz 31. Januar 2020 at 16:37

Das stimmt, aber in ganz Prenzlauer Berg gibt es für die Cash Group ja auch nur noch die Deutsche Bank und drei Postbankautomaten, alle recht weit auseinander.

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