Antisemitismus

Judenfeindlicher Angriff: Tatverdächtiger stellt sich

von Kristina Auer 19. April 2018

Ein Video aus dem Helmholtzkiez schlägt Wellen: Weil er eine Kippa trägt, wird ein junger Mann in der Rykestraße von einem anderen angegriffen, beleidigt und mit einem Gürtel geschlagen. Der Fall sorgt deutschlandweit für Aufregung.

Im Beisein seiner Anwältin habe sich am Donnerstag gegen 12.30 Uhr ein 19-jähriger Tatverdächtiger gestellt, teilte die Polizei am Nachmittag mit. Der Mann sei bereits zuvor mithilfe von Zeugenaussagen und Ermittlungen identifiziert worden. Der Tatverdächtige soll noch heute zum Erlass eines Haftbefehls einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, so die Polizei.

ARTIKEL vom 18. April 2018:

Zwei junge jüdische Männer wurden am Dienstagabend in der Raumerstraße geschlagen und beschimpft, weil sie eine Kippa trugen. Ein Video zeigt den Angriff.

Nach  bisherigen Ermittlungen wurden am Dienstagabend zwei Männer von einer dreiköpfigen Gruppe antisemitisch beleidigt und angegriffen, teilte die Polizei mit. Die beiden 21- und 24-Jährigen trugen eine Kippa und waren kurz nach 20 Uhr in der Raumerstraße unterwegs, als der judenfeindliche Angriff stattfand.

 

Mit Gürtel geschlagen

Einer der jungen Männer filmte seinen Angreifer, während der ihn mit einem Gürtel schlug und stellte das Video ins Internet, wo es von der Facebook-Seite „Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus“ (JFDA) geteilt wurde:


Wie vermutlich auch auf dem Video zu sehen, hielten seine Begleiter den Angreifer von weiteren Attacken ab, so die Polizei. Die Gruppe habe sich dann vom Tatort entfernt, der 21-Jährige sei ihnen jedoch gefolgt. Der Schläger habe dann eine Glasflasche genommen und sei wieder auf den Mann losgegangen. Nur durch das beherzte Eingreifen einer couragierten Zeugin konnten weitere Schläge verhindert werden, teilte die Polizei mit. Der junge Mann wurde leicht verletzt. Die Gruppe soll sich dann in Richtung Lychener und Gneiststraße entfernt haben. Jetzt ermittelt der Polizeiliche Staatsschutz und fahndet nach den unbekannten Tätern.

 

„Jüdische Menschen sind auch in Prenzlauer Berg nicht sicher“

Der Sprecher des JFDA Levi Salomon nannte den Angriff in einem „gut situierten“ Stadtteil wie Prenzlauer Berg „unerträglich“: „Das zeigt, dass jüdische Menschen auch hier nicht sicher sind“. Nun seien Politik und Zivilgesellschaft gefragt, es müsse endlich gehandelt werden.

Auch das Bezirksamt hat sich am Mittwoch zu dem Angriff geäußert. „Wir drücken dem Opfer dieses Angriffs gegenüber unsere Solidarität und unsere Scham darüber aus, dass dies inmitten unseres Bezirkes geschehen ist“, heißt es in einer Mitteilung. Pankow bleibe ein weltoffener und toleranter Bezirk. Bürgermeister Sören Benn (Linke) sagte: „Der Täter wird hoffentlich schnell gestellt und zur Verantwortung gezogen. Er sollte Gelegenheit bekommen, wahrzunehmen, wie sehr uns sein Verhalten anwidert.“

In der Prenzlauer Berger Rykestraße steht die größte Synagoge Deutschlands mit einer aktiven Gemeinde. Rabbiner Boris Ronis erzählte uns im Dezember 2016, die Stimmung gegenüber jüdischen Mitmenschen sei in den letzten Jahren spürbar bedrückender geworden. Erst vor einigen Monaten wurde ein ähnlicher Angriff wie nun in der Raumerstraße auf den Besitzer eines israelischen Restaurants in Schöneberg bekannt.

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