Neulich im Ringbus

von Juliane Schader 2. April 2012

Aus stets gut informierten Kreisen haben wir gehört: Es war eine schlechte Idee, die Ringbahn durch ein paar alte Busse zu ersetzten. Was nun?

Jetzt ist es endlich soweit: Die ersten Leserbilder aus dem sagenumwogenen Schienenersatzverkehr, liebevoll auch SEV genannt, haben uns erreicht. In morgendlicher Diesigkeit sieht man dort genervte S-Bahn-Ladungen von Menschen an der Schönhauser Allee auf Busse warten. Die es natürlich nicht mit der Füllmenge eines ellenlangen Ringbahn-Zuges aufnehmen können, sondern wieder nur mit der Regelmäßigkeit dessen Erscheinens. So müssen die meisten der Reisenden drei bis fünf Busladungen von dannen ziehen lassen, bis sie sich selbst einen Platz erellebogt haben. Und das dann auch noch an einem Montagmorgen.

Aber sehen wir das Ganze doch mal positiv. Immerhin bietet der SEV für jeden Sachverständigen die Gelegenheit, Busse der verschiedensten Bauarten und Jahrgänge endlich einmal im Einsatz zu erleben, und nicht nur im Museum. Auch die Nähe zu anderen Reisenden wird nie so sehr gefördert wie in einem übervollen Bus, in dem sich die Menschen von der hinteren Rückbank kurz vor Wiederanfahrt doch noch zum Aussteigen entschließen. Und nicht zuletzt ist einem nie so viel Verständnis und Mitleid beim verspäteten Auftauchen im Büro sicher, wie an den Tagen, an denen man das Wort „Schienenersatzverkehr“ als Ausrede anführt.

Zwei Wochen lang wird man den Spaß entlang der östlichen Ringbahn nun mitmachen müssen. Die Erfahrung lehrt, dass auch so eine lange Zeit keinerlei Routine mit sich bringt und die Busse weder regelmäßiger fahren noch größer werden. Da bleibt einem nichts anderes übrig, als den SEV als Selbstläufer zum Auffüllen des eigenen Anekdoten-Fundus zu begreifen – „Treffen sich im Ringbus ein Rollatorfahrer, ein Mann mit Fixie-Bike und zwei übervolle Ikea-Taschen“. Die M10 oder M13 zu nehmen. Oder das Fahrrad. Heute morgen konnte man übrigens endlich einmal ungestört am S-Bahnhof Prenzlauer Allee vorbeiradeln. Denn wenn Bahnfahrer auf den Ringbus warten, können Sie nicht desorientiert auf dem Radweg rumstehen. In anderen Worten: Sie sind weg von der Straße. Und sowas ist doch immer eine positive Nachricht.

 

 

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