Ronald Lohse Prenzlauer Berg

Wir trauern um die Bäume

von Kristina Auer 11. Februar 2018

Baumfällungen, Eigentumswohnungen statt Vorkaufsrecht, eine abgewiesene Räumungsklage und jede Menge Graffitis: Alles, was diese Woche in Prenzlauer Berg wichtig war.


Liebe Mitglieder und Abonnenten!

Mein Freund der Baum ist tot – immer öfter können Prenzlauer BergerInnen den Schmerz fühlen, den schon die Schlagersängerin Alexandra besang. Derzeit ist es in der Stahlheimer Straße wieder soweit: ab heute sollen für einen Umbau 22 gesunde Bäume fallen. „Das ist ein regelrechtes Massaker“, sagt der Anwohner Ronald Lohse. Er könne das nicht ertragen und wolle wegziehen, hat er uns im Gespräch erzählt:

Thema der Woche: Entsetzen in der Stahlheimer Straße

  • Das große Fällen: „Ich will leben“, steht auf den Bäumen in der Stahlheimer Straße. 22 von ihnen sollen Parkplätzen und einem neuen Radweg geopfert werden. Viele Anwohner bringt das an den Rand der Verzweiflung.

Und was war sonst los in Prenzlauer Berg?

  • Graffiti-Hochburg Prenzlauer Berg: Sachbeschädigung oder Kunst? Fest steht: Nirgends in Pankow gibt es so viel Graffiti wie in Prenzlauer Berg. Auch im berlinweiten Vergleich sind wir ganz vorne mit dabei.
  • Wehrhafte Mieter: Das Amtsgericht hat die erste Räumungsklage gegen einen Mieter der Immanuelkirchstraße 35 abgewiesen. Die Hausbewohner hoffen auf eine Signalwirkung des Urteils.
  • Eigentumswohnungen statt Vorkaufsrecht: Der Verkauf der Wohnungen in der Prenzlauer Allee 45  ist gestartet. Die Mieter des Hauses hofften auf das bezirkliche Vorkaufsrecht – leider vergeblich.

*** Nur für Mitglieder ***

Prenzlauer Berg Foto-Galerie:

Hufelandstraße Prenzlauer Berg

80er Jahre Mode at its best und immer wieder bewegende Einblicke in das Alltagsleben der Hufelandstraße am Vorabend des Mauerfalls – das Hint Fashion Magazin hat 17 Fotos des legendären Harf Zimmermann veröffentlicht.

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Kurznachrichten:

  • Auch im Anton-Saefkow-Park müssen Bäume sterben: Zwei Bäumen am Brunnen an der Greifswalder Straße waren wegen Pilzbefalls nicht mehr standsicher und mussten für die Verkehrssicherheit fallen. Einige Bäume entlang der Parkwege behindern stattdessen das Wachstum benachbarter Gehölze, so das Bezirksamt. Die Rodungsarbeiten sollen bis 28. Februar dauern, danach werden 33 Bäume neu gepflanzt.
  • Pankower Maler Hans Vent gestorben: Vent lebte und arbeitete in Pankow, er studierte an der Kunsthochschule Weißensee, wo er später einen Lehrauftrag inne hatte. Vents Werke wurden in der neuen Nationalgalerie und zuletzt im Potsdamer Museum Barberini ausgestellt. 1982 erhielt Vent den Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste. Das Bezirksamt hat ihm einen Nachruf gewidmet.

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Prenzlauer Berg Nachbarschaft

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Unsere Fundstücke für Prenzlauer Berg:

  • Zirkeltag: Am 5. Februar war die Mauer genauso lange weg, wie sie einmal stand. Zum „Zirkeltag“ haben die Kollegen jede Menge Geschichten aus Prenzlauer Berg ausgegraben. Der Schweizer Tagesanzeiger  schreibt in seinem kleinen Requiem: „Prenzlauer Berg ist längst weder Ost noch West, sondern bildet eine neue Mitte: radikal globalisiertes Berlin im alten Dekor.“ Der rbb erzählt die Geschichte des Zeitzeugen Matthias Rau, der früher heimlich und heute offiziell Touristenführer ist. Die Berliner Zeitung interviewt ihre Kolumnisten Leo & Gutsch, einer von ihnen sagt: „Den Prenzlauer Berg so zurückhaben zu wollen, wie er damals war, da muss man nicht nostalgisch sein, sondern kompletten Gedächtnisverlust haben.“ Die Morgenpost erzählt die Geschichte des kürzlich am Mauerpark entdeckten Fluchttunnels.
  • Schwelgen im Prenzlauer Berg der 80er Jahre: Der Fotograf Harald Hauswald ist berühmt für seine Bilder, die das Leben im Oppositionellen-Kiez dokumentieren. „In den Hinterhöfen in Prenzlauer Berg fand ja eigentlich das Leben statt“, hat der dem Deutschlandfunk Kultur im Interview erzählt.
  • Nachbarn gegen Luxus-Club: Im Soho House am Fuße von Prenzlauer Berg gibt es Knatsch: Die normalsterblichen Nachbarn des Promi-Clubs beschweren sich über laute Musik, Flaschenklirren, Lüftungsrauschen und ratternde Limousinen der erlauchten Kundschaft. „Soho ein Lärm“, textet die B.Z. in Wortspiel-Hochform.

Kriminelles und Unschönes aus dem Kiez:

  • In der Nacht zum Montag sind der Polizei zwei Graffiti-Sprayer ins Netz gegangen: Ein Zeuge beobachtete die beiden 19- und 21-Jährigen beim Besprühen mehrerer Häuserfassaden im Umkreis der Kreuzung Greifenhagener und Buchholzer Straße. Die gerufenen Beamten nahmen die beiden fest.

Diese Berliner Themen sind wichtig für uns:

  • Mauer-Erinnerungen: Zum Zirkeltag hat die Morgenpost ihre Leser die Mauer nachzeichnen lassen und präsentiert ein interaktives Ergebnis. Ein Ausreißer malte stattdessen lieber ein Herz auf den Stadtplan. Die Berliner Zeitung zeigt, dass die Teilung auch 28 Jahre nach dem Mauerfall noch erkennbar ist – am Berliner Verkehrsnetz.
  • Die richtige Kita finden: Zur Orientierung für Eltern hat die Technologiestiftung Berlin ein neues Portal ins Netz gestellt: Es zeigt auf einer interaktiven Karte alle Kitas der Stadt, berichtet der Tagesspiegel.
  • Tantra statt Puff: Sogenannte Tantra-Studios tarnen Sexarbeit als spirituelle Selbsterfahrung – eine „Rotlicht-Masche“, meint der Berliner Kurier. In Ortsteilen wie Prenzlauer Berg sollen immer mehr der esoterischen Massagestudios eröffnen.
  • Explosive Vergangenheit: Von den insgesamt über 45 000 Tonnen Sprengstoff, die im Zweiten Weltkrieg über Berlin abgeworfen wurden, liegen unter der Stadt immer noch 3 000 Bomben, Granaten und Munitionsreste als gefährliche Blindgänger herum, schreibt die B.Z..

*** Nur für Mitglieder ***

Kiezgespräch: Fahrrad-Vandalismus

Mobike Prenulauer Berg
Seit kurzem gibt es auch in Prenzlauer Berg die Mobikes. Irgendwem scheint das gar nicht zu passen: Unserem Leser Viktor ist aufgefallen, dass bei vielen Rädern im Kiez die QR-Codes besprüht wurden, so dass man sie nicht mehr benutzen kann, wie zum Beispiel hier an der Prenzlauer Allee Ecke Erich-Weinert-Straße. Wer wohl dahinter stecken könnte? Und habt Ihr schon mal ein solches Leihfahrrad genutzt oder nervt es Euch etwa auch, dass sie überall in der Gegend rumstehen?

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Termine und Tipps:

  • Samstag, 10. Februar: Wie der Prenzlauer Berger Menschenrechtler Peter Steudtner saß auch der Pilger David Britsch monatelang zu Unrecht in türkischer Haft. Am Samstag ist er zu Andacht und Gespräch in der Gethsemanekirche zu Besuch.
  • Dienstag, 13. Februar: Am Abend vor dem Valentinstag veranstalten die Herz-Jesu-Priester in der Greifswalder Straße ihren legendären Single-Gottesdienst unter dem Motto „Wer suchet, der findet (nicht immer)“.
  • Mittwoch, 14. Februar: In der Bundesstiftung Aufarbeitung feiert die Ausstellung „Voll der Osten. Leben in der DDR“ mit über 100 Fotografien von Harald Hauswald Premiere.
  • Donnerstag, 15. FebruarBuchlesung des Krimis „Moabit“ von Volker Kutscher in der Heinrich-Böll-Bibliothek. Die Krimis der Buchreihe um Kriminalkommissar Gereon Rath von Volker Kutscher sind allesamt Bestseller. Die preisgekrönte Illustratorin Kat Menschik ist auch da.

Das habt Ihr vielleicht verpasst:

  • Im Zirkus von Prenzlauer Berg: Sebastian Kulkas Urgroßvater fing in der Bernauer Straße mit einem Wildschwein an, 1946 gründete sein Großvater den Zirkus Atlantik. In seiner Bar in der Danziger Straße wird die Familiengeschichte dokumentiert.
  • Wie fahrradfreundlich ist Prenzlauer Berg? Wann wird Fahrradfahren in Prenzlauer Berg  endlich sicher? Was der Bezirk plant, was er umsetzt. Und vor allem: Wann.

Unser Zitat der Woche:

  • „So ein Leben einfach zu beenden – das tut mir richtig weh.“

Das sagt der Anwohner Ronald Lohse über die Bäume auf der Stahlheimer Straße, die für Parkplätze und einen neue Radweg ihr Leben lassen müssen.

Bäume können soweit ich weiß ja nicht bewusst frieren – im Gegensatz zu uns. Habt Ihr schon ein hilfreiches Mittel gegen diese klirrende Kälte entdeckt?? Bei mir helfen bisher nur 5 paar Socken übereinander und jede Menge Schokolade.

Ein wärmendes Wochenende wünscht Euch

Eure Kristina Auer & die ganze Redaktion

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