Definiere Unfallschwerpunkt

von Juliane Schader 16. Januar 2014

Bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres ist an der Bornholmer Straße eine Tram mit einem Auto kollidiert. Der Bezirk sieht dennoch keinen Handlungsbedarf: Man müsse halt aufpassen.

Als am Dienstagvormittag an der Seelower/Ecke Bornholmer Straße ein Auto mit einer Tram zusammenstieß, schien das für einige unserer Leser nicht weiter überraschend. „An dieser Ecke knallt es ständig mit der Straßenbahn“, schrieben sie in den Kommentaren zu dem entsprechenden Artikel. „Da gibt es ständig Unfälle“, „Da muss dringend etwas getan werden,“, „Wann stellen sie da endlich eine Ampel auf?“.

Tatsächlich ist der letzte Zusammenstoß eines Autos mit einer Tram an dieser Kreuzung kein Jahr her. Auch ein Fußgänger wurde beim Überqueren der Gleise an der Bornholmer im vergangenen Jahr verletzt. Dennoch ist die Auskunft von Jens-Holger Kirchner (Grüne), Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung, eindeutig: „Dies ist kein Unfallschwerpunkt.“

 

Gefahr im toten Winkel

 

In Prenzlauer Berg gebe es viel gefährlichere Ecken, so der Stadtrat weiter. Ein wunder Punkt sei etwa die Greifswalder Straße gewesen, in deren südlichem Ende im vergangenen Jahr eine Ampel installiert und die Gleise verlegt wurden, damit Fußgänger dort Straße und Gleise nicht länger in einem Zug überqueren müssen. Auch an der Kreuzung Bornholmer Straße/Schönhauser Allee habe man die Verkehrsführung geändert, um diese zu den gefährlichsten Berlins gehörende Kreuzung zu entschärfen. An der Bornholmer Straße und den abzweigenden Nebenstraße sei hingegen nichts weiter geplant. Hier helfe vor allem eins, Unfälle zu vermeiden: aufzupassen.

 

So sieht es auch Roland Schröder (SPD), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses. „Das Problem ist, dass die Tram im toten Winkel liegt, wenn man mit dem Auto parallel zu ihr unterwegs ist und dann über die Gleise abbiegen will“, meint er. Theoretisch sei es natürlich denkbar, die Querung umzugestalten und etwa eine Ampel aufzustellen. Das sei aber teuer und ersetze letztendlich doch nicht eine elementare Anforderung an jeden Verkehrsteilnehmer: Genau zu gucken, bevor man eine Straße kreuzt.

 

Programm des Senats soll Berlins Straßen sicherer machen

 

Dies passt sehr gut zu einem Satz, den Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) ausgerechnet am vergangenen Dienstag sagte, als in der Bornholmer Straße Tram und Auto kollidierten und Müller das neue Verkehrssicherheitsprogramm des Senats präsentierte. Bis 2020 soll dieses darauf hinarbeiten, dass in Berlin die Zahl der Verkehrsopfer sinkt. Doch, so Müller, „nicht zuletzt individuelles Fehlverhalten oder auch Zufälle können zu schweren Unfällen führen, so sehr wir uns auch anstrengen, dies zu verhindern.“

Folgerichtig ist ein zentrales Elemente des Verkehrssicherheitsprogramms, das auf den schönen Namen „Berlin sicher mobil 2020“ hört, die präventive Arbeit, zum Beispiel in Form von Verkehrserziehung an Schulen. Darüber hinaus liegt ein Schwerpunkt auf der Analyse von Unfallgeschehen, an denen Radler, Motorradfahrer oder Fußgänger beteiligt sind. Zudem soll das Radwegenetz nicht nur ausgebaut, sondern auch sicherer gemacht werden. Wo genau das erfolgen soll, das sei Teil der nun anstehenden Analyse, erklärt Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, auf Nachfrage. Prenzlauer Berg mit seinen vielen Radwegen und Radfahrern werde dabei sicher auch genau unter die Lupe genommen.

 

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