Das Ende des Duschcontainers

von Christiane Abelein 28. November 2013

Die Notunterkunft für Flüchtlinge in der Straßburger Straße wird umgebaut. Die rund 200 Menschen aus Krisenregionen erhalten endlich Duschen im Haus.

Ein wenig müssen die Flüchtlingen in der Straßburger Straße noch warten. Wobei sich „ein wenig“ wohl etwas länger anfühlt, wenn man zum Duschen in einen Container im Hof gehen muss. Aber es hilft nichts. „Wir können nicht vor Anfang kommenden Jahres anfangen, weil noch Brandschutzverordnungen geändert wurden und noch nicht alle Unterlagen fertig sind“, sagt Yvonne Lieske von der Prisod Wohnheimbetriebs GmbH, die sich um die Prenzlauer Berger Notunterkunft kümmert. Dann aber habe es oberste Priorität, dass alle Sanitäreinrichtungen ins Haus kämen. Lieske sichert zu: „Die Bewohner erhalten Toiletten und Duschen direkt auf ihrer Etage“.

Diese Umbaumaßnahmen sollen den Flüchtlingen den Aufenthalt etwas angenehmer gestalten, wenn sich die großen Räume der alten Schule, die kaum Privatsphäre ermöglichen, schon sonst nicht wirklich als heimeliges Heim eignen. Dennoch wurde der Mietvertrag zwischen Prisod und der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) schon vor einiger Zeit verlängert, bis Oktober 2017. Bisher fand sich einfach keine Alternative. Und Prenzlauer Berg ist nach Einschätzung von Yvonne Lieske auch nicht der schlechteste Standort: „Wir sind hier wirklich sehr gut aufgenommen worden. Auch nach der Verlängerung der Nutzung habe ich nichts Negatives gehört.“

 

Warme Winterkleidung gesucht

 

Nur ein Problem drängt momentan: Die Bewohner der Unterkunft brauchen warme Kleidung. Falls Ihnen das bekannt vorkommt: Ja, wir haben schon im vergangenen Jahr darüber berichtet, aber die Bewohner sind mittlerweile andere. Und sie kommen laut Lieske „manchmal mit nur einem kleinen Köfferchen, da sind dann drei, vier Kleider für die Kinder drin und das war´s“. Spenden sind also höchstwillkommen.

Anders ist das in der zweiten Pankower Flüchtlingsunterkunft in der Mühlenstraße. „Dort haben wir nur begrenzte Lagerkapazitäten und können einfach nichts mehr aufnehmen“, erzählt die Prisod-Mitarbeiterin, die auch für dieses Heim zuständig ist. Das umgebaute Bürogebäude soll Anfang Dezember, also in wenigen Tagen, eröffnet werden und bis zu 220 Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten wie Syrien, Afghanistan, Irak und Iran aufnehmen. Es sieht so aus, als ob der Terminplan eingehalten werden kann: „Das Haus ist so gut wie fertig und wird gerade möbliert“, sagt die für Soziales zuständige Stadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD).

 

Eine Welle von Hilfsbereitschaft

 

Auch sie beobachtet eine durchaus freundliche Atmosphäre gegenüber den Hilfsbedürftigen in Pankow. „Bei mir ist bis heute so gut wie keine Beschwerde eingegangen, aber zahllose Anfragen, was man machen kann, wo man Spenden abgeben kann und so weiter“. Ein wenig will sich der Bezirk diese Stimmung selbst auf die Fahnen schreiben. Schließlich hat man sich gemeinsam mit Prisod, der Volkssolidarität, dem Flüchtlingsrat und vielen anderen zur Bürgerplattform Mühlenstraße 33 zusammengeschlossen und versucht, von Anfang an alle Anwohner und Betroffenen umfassend zu informieren. Bezirksstadträtin Zürn- Kasztantowicz fühlt sich persönlich dafür verantwortlich, dass die Flüchtlingsheime bei der Bevölkerung auf Akzeptanz stoßen. „Dafür bin ich gerne bereit, viel Zeit zu investieren“.

Einige hatten sich aber offenbar mehr erhofft. Auf einer Facebook-Seite zu dem Heim lautet der jüngste Eintrag: „So, nun ist es fast Dezember, und es gibt NULL Info zu dem Asylantenheim in der Mühlenstrasse mehr. Was ist denn mit der INFO-Offensive des Bezirksamtes passiert?“ Zürn-Kaszantowicz entgegnet dem: „Es gibt nach wie vor das Servicetelefon, die Möglichkeit zur Sprechstunde zu gehen, Veranstaltungen der Organisationen der Bürgerplattform, Flyer und die Internetauftritte von Bezirksamt und dem Betreiber Prisod.“ Die Texte auf den Homepages könnten aber durchaus etwas aktueller klingen. Davon, dass die Eröffnung kurz bevor steht, ist nicht die Rede.

 

Bleibt alles so ruhig?

 

Ungeachtet dieser kleinen Beschwerden beobachtet das Stadtteilzentrum Pankow, auch Mitglied in der Bürgerplattform, reges Interesse daran, zu helfen. Die Anwohner seien bisher bewundernswert eifrig, beschreibt es eine der Ansprechpartnerinnen, Karin Sahn. Doch mit der nahenden Ankunft der ersten Flüchtlinge schleicht sich etwas Sorge ein. „Bisher herrscht große Willkommens-Stimmung, aber das kann sich noch ändern. Die Flüchtlinge sind ja noch nicht da.“

Und die ersten negativen Schlagzeilen gab es ja auch schon: Mitte November schmierte die NPD-Jugendorganisation, die „Jungen Nationaldemokraten Berlin“, fremdenfeindliche Texte an die Außenwände des Gebäudes in der Mühlenstraße. Von „Überfremdung“ war da zu lesen, und von der „Verteidigung der Heimat“. Trotzdem: Szenen wie in Hellersdorf erwartet in Pankow niemand.

 

NachtragGerade rief ein Leser an: Wo er denn Sachspenden für die Flüchtlinge abgeben könne? Falls Sie sich das auch fragen: Spenden für die zwei Pankower Heime werden zentral gesammelt, und zwar im Stadtteilzentrum in der Schönholzer Straße 10 (http://tinyurl.com/p24lcyj) sowie in der Jugendfreizeiteinrichtung in der Mühlenstraße 24 (http://tinyurl.com/pmc6t7f) jeweils zu den Öffnungszeiten. 

 

 UNANHÄNGIGE BERICHTERSTATTUNG: Werden Sie jetzt Mitglied im Freundeskreis der Prenzlauer Berg Nachrichten und stärken Sie damit die redaktionelle Unabhängigkeit der Prenzlauer Berg Nachrichten! Mehr Infos hier.

Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar