Schluss mit Fitness in der Kulturbrauerei

von Christiane Abelein 13. November 2013

Im Fitness-Studio in der Kulturbrauerei geht nichts mehr. Kunden, die sich geprellt fühlen, organisieren sich im Netz. Und fragen sich, wie es jetzt weiter geht.

Kunden haben es schon längst gemerkt: Seit dem 17. September geht im Fitness-Studio Eisenhauer Training in der Kulturbrauerei nichts mehr. Hier wird kein Körper mehr gestählt oder zumindest in annehmbare Formen gelenkt, stattdessen hängt ein magerer Hinweis an der Eingangstür: „Leider muss der Betrieb ab sofort bis auf weiteres wegen Insolvenz geschlossen bleiben.“ Wie aber geht es weiter? Das fragten sich nicht nur Trainingswillige, die vor verschlossenen Türen standen, und ein Blog gründeten, um genau diese Frage zu diskutieren. Es wunderte sich auch eine unserer Leserinnen, die uns per Mail gebeten hat, dem Fall mal nachzugehen. Gefragt, getan. Und hier ist die Antwort:

Aus dem „bis auf weiteres“ wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein „für immer“. In dem Fall wird nach jetzigem Stand nicht einmal ein ordentliches Insolvenzverfahren eröffnet, es fehlt dazu schlicht an Masse. Was das heißt erklärt Tom Sattelberg, im Büro des vorläufigen Insolvenzverwalters Udo Feser zuständig für Eisenhauer Training: „Es gibt da nichts mehr, keine dicken Bankkonten oder so. Nur noch Sachwerte in Form der Trainingsgeräte.“ Und die seien nicht sehr viel wert. Der Markt für gebrauchte Fitnessgeräte sei gesättigt, außerdem habe der Vermieter der Räume in der Kulturbrauerei, die TLG Immobilien, ein Pfandrecht darauf. Will heißen: Das Geld aus einem möglichen Verkauf der Geräte würde zum Großteil dafür verwendet, die Mietschulden zu reduzieren. Für eventuelle Gläubiger der Betreiber von Eisenhauer Training ist dann kaum mehr etwas übrig.

 

Suche nach neuem Mieter in Kulturbrauerei läuft

 

Die Betreiber, das sind Sascha Günther und Mark Schmechel. Mit ihrer GmbH Günther & Schmechel Krafttraining stehen sie seit Dezember 2006 im Handelsregister. Doch vermutlich nicht mehr lange. Wird kein ordentliches Insolvenzverfahren eröffnet, müssen die beiden ihr Unternehmen liquidieren, sprich ihr Gewerbe abmelden und aus dem Handelsregister streichen lassen. Woran sie gescheitert sind? Laut dem Büro des Insolvenzverwalters haben sie sich schlicht verschätzt. Die zuletzt 1.300 Kunden hätten zu wenig Geld eingebracht, um die laufenden Kosten zu decken. Und die Miete in der Kulturbrauerei sei ja auch ziemlich hoch.

Der Vermieter, die TLG Immobilien, zeigt sich trotzdem zuversichtlich, dass die Räume von Eisenhauer Training bald an einen anderen Nutzer übergeben werden können. Das Unternehmen bestätigte, dass bereits verhandelt wird. „Wir versuchen, wieder Fitness reinzubekommen. Nur wann, das können wir beim besten Willen noch nicht sagen.“

 

Kunden haben schlicht Pech

 

Für die Kunden von Eisenhauer Training heißt das: Wer trainieren will, muss sich ein anderes Studio suchen. Doch damit nicht genug: Im Voraus gezahlte Beiträge werden ohne Insolvenzverfahren nicht erstattet, das Geld ist also weg. Da helfen auch Wut und Unverständnis nicht. Dass die ehemaligen Nutzer des Fitness-Studios sauer sind, kann man auf ihrem Blog nachlesen. Für besonderes Unverständnis sorgt, dass Mitte September noch neue Jahresverträge geschlossen wurden, obwohl bereits eine Woche zuvor offiziell der Antrag auf ein Insolvenzverfahren gestellt worden war. Eine Sauerei sei das, ist man sich einig.

Tom Sattelberg als Vertreter des vorläufigen Insolvenzverwalters meint dazu ganz lapidar: „Selbst wenn ein Insolvenzverfahren eingeleitet würde, heißt das ja noch nicht, dass der Betrieb eingestellt wird.“ Die Chance, dass Günther und Schmeling also wegen strafrechtlicher Verstöße wie zum Beispiel Betrug belangt werden könnten, sei gering. Sattelberg rät deshalb „dringend davon ab“, das überhaupt zu versuchen. Das koste nur Geld und Nerven.

Eine gute Nachricht gibt es immerhin: Wer noch Schuhe oder anderes in den Schließfächern von Eisenhauer Training hat, kann sich beim Insolvenzverwalter melden und bekommt alles zurück. Eigentum bleibe schließlich Eigentum.

 

 

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