Adoptier‘ die Plastik

von Thomas Trappe 11. April 2013

Viele Skulpturen des Bezirks liegen beschädigt im Tiefbauamt, für die Sanierung fehlt das Geld. Jetzt sollen Spender die öffentliche Kunst retten.

Die berühmte Frage, ob das Kunst ist oder weg kann, hatte das Bezirksamt in der jüngeren Vergangenheit salomonisch beantwortet: Kaputte Kunst muss weg. Es traf und trifft zahlreiche in Prenzlauer Berg und dem gesamten Bezirk stehende Skulpturen, die ob der Witterungsbedingungen oder anderer äußerer Einflüsse in örtliche Lagerstätten des Landschafts- und Tiefbauamtes gebracht werden mussten. Bei gefüllten Kassen wäre die Folge eine Sanierung der Kunststücke gewesen, bei leeren blieb es bei der Beherbergung. Dort müssten sie bleiben, auf unabsehbare Zeit, erklärte das Amt vor einem Jahr. Jetzt sollen sie doch wieder raus. Die Lösung ist der engagierte Bürger, beziehungsweise der freudige Spender. 

Dass der Bezirk sowas von pleite ist, ist bekannt. Eine Antwort auf diesen Umstand sind seit geraumer Zeit die Einbindung ehrenamtlicher Bürgerpotenziale in die bezirkliche Aufgabenverteilung, geht es beispielsweise um die Pflege von Amtsbeeten – oder eben Spendenaufrufe. Ein solcher soll es jetzt wieder richten. „Da die Instandsetzung und Wiederaufstellung von abgebauten Kunstwerken aus regulären Haushaltsmitteln nicht zu bestreiten ist, besteht eine Möglichkeit darin, für diese Leistung einen Spendenaufruf zu starten“, ließ der zuständige Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) mittels eines Bezirksamtsbeschlusses mitteilen.

 

Namensschilder für die Spender

 

Dass es funktionieren kann, zeigt die Plastik „Gänsegruppe“: Für diese trieb das Amt bereits im vergangenen Jahr Spenden ein, sie konnte wieder aufgestellt werden – was hernach Stadtrat Kirchner und viele Senioren in Buch sichtbar glücklich machte. Für eine Plastik in Prenzlauer Berg hingegen konnten sich offenbar noch kein Mäzen begeistern. Der Spendenaufruf für das „Paar in der Badewanne“, sie planschten ursprünglich in der Metzer Straße, sei bisher ohne Resonanz geblieben. Weitere derzeit eingelagerte Prenzlauer Berger Skulpturen sind das hockende Mädchen vom Humannplatz, die Spinnerin aus der Seelower Straße und das Mädchen am Schwebebalken aus der Erich-Weinert-Straße.

Öffentliche Erwähnung soll den Spendern gewiss sein, sagte Jens-Holger Kirchner auf Anfrage. „Natürlich werden sie auch namentlich genannt“, wahrscheinlich auf einem kleinen Schild vor der von ihnen geretteten Skulptur. Vorausgesetzt, es sei eine „nennenswerte Spende“, da nur eine begrenzte Anzahl von Namen im Umfeld einer Plastik Platz findet. Wann der offizielle Spendenaufruf startet, weiß Kirchner noch nicht. Der Aufruf soll dann als Auflistung betroffener Skulpturen auf der Internetseite des Bezirksamts zu finden sein.

 

 

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