Alte Königsstadt: Club Steinhaus vor Abriss

von Thomas Trappe 25. Februar 2013

Im Gewerbehof an der Saarbrücker Straße plant die zuständige Genossenschaft ein neues Haus. Dafür muss der Club weichen. Der will aber nicht.

Die Abrissbagger stehen schon vor den Pforten. Seit Wochen, berichtet Klaus Lemnitz, der als Vorsitzender der Genossenschaft Saarbrücker Straße gerne ein neues Haus auf seinem Gewerbehof „Alte Königsstadt“ errichten will. Doch es passiert nichts, jedenfalls nichts, was auf einen Abriss des Hauses hindeutet. Im Gegenteil: Es steht an der reguläre Friday Night Club, die Revivalsause, und, als besonderes Highlight „Back to the 90s“. Im Club Steinhaus wird weiter gefeiert, auch wenn der Mietvertrag zum Jahresende gekündigt wurde. Wie lange die Party noch geht, ist unklar – geht es nach der Genossenschaft, erklingen bald die Abschiedsbeats.

Die Genossenschaft betreibt den Gewerbehof „Alte Königsstadt“, gelegen zwischen Schönhauser Allee, Straßburger Straße, Saarbrücker Straße und Torstraße. Im September 2003 übernahm sie das Gelände vom Liegenschaftsfonds Berlin, mit der Maßgabe, hier eine „vielfältige Mischung von Unternehmen des produzierenden Gewerbes, Handwerks, des Handels und produktionsnaher Dienstleistungen“ auf die Beine zu stellen. 40 Genossenschaftler beschäftigen hier mittlerweile 240 Menschen, schwerpunktmäßig im Kunst- und Medienbereich. Die „Alte Königsstadt“ ist bis heute im Aufbau begriffen; und diesem steht das Steinhaus im Wege. Den Club an der Straßburger gibt es seit 1994, also länger als die Genossenschaft, vor allem Teenager und Studenten gehören zum Stammpublikum.

 

„Wir stehen denen im Weg“

 

Das Alte Steinhaus ist nach Meinung der Genossenschaft für eine moderne Gewerbenutzung ungeeignet und vor allem zu klein – er soll deshalb einem Neubau weichen. „Dort soll vor allem Platz für produzierendes Gewerbe geschaffen werden“, sagt Klaus Lemnitz. Dass die Betreiber des Steinhauses nur befristet auf dem Gelände bleiben könnten, sei ihnen schon gesagt worden, als sie Genossenschaftsmitglieder wurden, so Lemnitz. Schon vor drei Jahren habe es eine Kündigungsdrohung gegeben, da die Clubbetreiber laut Lemnitz „nicht allen finanziellen Verpflichtungen nachgekommen sind“. Inzwischen würde wieder pünktlich gezahlt. Mitte vergangenen Jahres kam dann trotzdem die Kündigung des Mietvertrages seitens der Genossenschaft, bis Ende 2012 sollte der Club raus. Geschehen ist seitdem nichts. 

Aus gutem Grund, wie wiederum Steffen Schulz sagt. Schulz ist einer der Geschäftsführer der Endler & Schulz GbR, die das Steinhaus betreibt. „Uns wurde zu Unrecht gekündigt“, sagt Steffens. Seine GbR sei Genossenschaftsmitglied, und tatsächlich heißt es auf der Homepage der Genossenschaft: „Der Mietvertrag ist seitens der Genossenschaft praktisch unkündbar“. Die Begründung, dass das alte Gebäude für die genossenschaftlichen Zwecke nicht nutzbar sei und deshalb abgerissen werden soll, hält Schulz für vorgeschoben. „Wir stehen denen im Wege. Hier sollen zahlungskräftigere Mieter rein. Und damit wieder ein Stück vom alten Prenzlauer Berg verschwinden.“ 

Genossenschaft und Club kommunizieren derzeit nur noch über Anwälte miteinander. Einer Räumungsklage steht eine Klage gegen die Kündigung gegenüber. Eine kleine Chronik der Auseinandersetzung hat der Club auf einem Blog veröffentlicht.

 

 

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