Augen auf am Glühweinstand

von Juliane Schader 30. November 2012

Nach dem Besuch des Weihnachtsmarktes an der Kulturbrauerei klagt eine Frau über Unwohlsein. Ob der Giftmischer wieder am Werk war, lässt sich nicht beweisen. 

Die Schlagzeile ist mal wieder besonders groß: „Neuer Giftanschlag auf Weihnachtsmarkt“ titelt bild.de seit gestern. Nachdem eine 32-jährige Frau auf dem Weihnachtsmarkt an der Kulturbrauerei drei Glühwein getrunken habe, sei ihr schlecht geworden. Sie habe sich übergeben müssen und unter Bewusstseinsstörungen und Gedächtnisverlust gelitten, heißt es. Nun ermittle die Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung. Es gibt nur ein Problem, im letzten Satz versteckt: Aus Mangel an Beweisen kann die Polizei gar nicht ermitteln.

„Den Glühwein hat die Frau am Montag getrunken; die Anzeige erfolgte erst am Mittwoch“, erklärt Polizeisprecher Klaus Schubert auf Anfrage. Da sei es aber schon zu spät gewesen, um eventuelle Giftspuren im Blut nachzuweisen. „Da die Dame in der Zwischenzeit auch nicht beim Arzt war, haben wir keinerlei Beweise, und Zeugenaussagen fehlen auch“, so Schubert. Es gebe allein die Aussage der Betroffenen, dass ihr nach drei Glühwein, die sie ganz normal an einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt gekauft, zwischendurch auf einem Tisch abgestellt und damit nicht permanent im Auge gehabt habe, schlecht geworden sei. „Damit fehlt eigentlich alles, um es überhaupt als neuen Fall anzusehen.“

 

Lassen sie Ihren Glühwein nicht aus den Augen

 

Dabei nimmt die Polizei es mit dem Umwohnsein nach Weihnachtsmarktbesuchen eigentlich nicht auf die leichte Schulter: Erst am Mittwoch hatte sie eine Warnung veröffentlicht, Getränke auf Weihnachtsmärkten nicht unbeobachtet zu lassen und nichts ungeprüft von Fremden anzunehmen. Im vergangenen Jahr hatte ein bislang unbekannter Mann mehreren Weihnachtsmarktbesuchern KO-Tropfen untergejubelt, was bei diesen zu Schwindel, Krampfanfällen und Erinnerungslücken geführt hatte.

Polizeisprecher Schubert rät jedem, der fürchtet, Opfer einer derartigen Vergiftung geworden zu sein, sich sofort bei der Polizei zu melden und zudem zum Arzt zu gehen. „Ohne Beweise können wir nicht ermitteln.“ Neben Blutproben können als diese auch die benutzten Tassen oder Flaschen oder sogar Erbrochenes dienen. Klar ist aber auch, dass nicht jedem, der mit einem flauen Gefühl vom Weihnachtsmarkt kommt, KO-Tropfen untergemischt wurden: Auch eine wilde Mischung aus Glühwein, Bratwurst, gebrannten Mandeln und Kartoffenpuffern kann zu leichtem Unwohlsein führen.

 

 

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