Ecke Schönhauser, Ort rechter Gewalt

von Juliane Schader 10. Januar 2012

Ein Mann aus Indonesien wurde am frühen Sonntagmorgen an der Eberswalder Straße ein Opfer rechter Gewalt. Die rechte Szene sei dort regelmäßig unterwegs, meint eine Expertin.

Mitten in Prenzlauer Berg ist am Sonntagmorgen ein junger Mann aus Indonesien von drei Männern brutal zusammengeschlagen worden: Mit einem verletzten Halswirbel und einer gebrochenen Nase musste das 23-jährige Opfer ins Krankenhaus gebracht werden; sein Zustand ist weiterhin kritisch. Als Motiv für die Tat hat die Berliner Polizei Fremdenfeindlichkeit ausgemacht. Nun ermittelt der für politisch motivierte Straftaten zuständige polizeiliche Staatsschutz wegen versuchten Mordes und sucht nach den bislang flüchtigen Tätern.

Der Kreuzung Eberswalder Straße/Schönhauser Allee, wo der Überfall früh um kurz vor halb sechs passierte, liegt im Zentrum des angeblich so biederen Ortsteils. Doch dass Rechtsradikale dort ihr Unwesen treiben, verwundert nur Laien. „Der Prenzlauer Berg ist auch für die rechte Szene ein beliebter Ausgehkiez“, sagt Silke Hünecke von der Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus Moskito, die unter anderem im Pankower Register Fälle von rechter Gewalt im Bezirk dokumentiert. Am Wochenende käme es daher immer wieder zu derartigen Vorfällen. „In diesem Jahr war dieser der erste.“

 

Appell an die Zivilcourage von Zeugen

 

Konkrete Treffpunkte der Szene im Kiez will Hünecke nicht nennen. Für den Fall, dass man Zeuge eines derartigen Überfalls würde, empfiehlt sie, sich lautstark bemerkbar zu machen und zu signalisieren, dass man durchaus nicht mit dem Geschehen einverstanden sei. „Die Mitglieder der rechten Szene gehen davon aus, dass sie umsetzen, was alle denken. Daraus bezieht sie einen Teil ihres Selbstverständnisses.“ Darüber hinaus appelliert sie an die Zivilcourage. Man dürfe aber natürlich sich selbst dabei nicht gefährden.

Ähnliches rät auch die Berliner Polizei. Man solle zunächst die Polizei alarmieren und durch lautes Schreien Aufmerksamkeit erregen und die Täter verunsichern. Auch das direkte Ansprechen anderer Zeugen nach dem Motto „Komm, wir helfen gemeinsam“ wird empfohlen. Die Polizei rät aber ab, Täter körperlich oder verbal anzugreifen oder sie von der Flucht abzuhalten. Besser sei es, sich deren Aussehen zu merken und später als Zeuge zur Verfügung zu stehen.

Bei dem Vorfall am Sonntagmorgen hatten Passanten zunächst versucht, das spätere Opfer zurückzuhalten, als es sich auf den Streit mit dem Tätertrio einließ. Als es dann handgreiflich wurde, hielten sich aber wohl zurück, vermutlich aus Selbstschutz. Genaueres wollte eine Sprecherin der Polizei heute auf Nachfrage dazu nicht sagen.

 

Wer Zeuge der Tat am Sonntagmorgen war, soll sich bei der Polizei melden, die zudem mit folgender Beschreibung nach den drei männlichen Tätern sucht:

  • Deutsche
  • 20 bis 25 Jahre alt
  • 175 bis 185 cm groß
  • sehr kurze Haare bzw. Glatze
  • dunkel gekleidet

Darüber hinaus wird auch die blonde, etwa 25-jährige Frau, mit welcher der Geschädigte im Vorfeld der Auseinandersetzung gesprochen hatte, gebeten, sich als Zeugin zu melden. Hinweise nimmt das Landeskriminalamt unter der Telefonnummer (030) 4664 – 953 110 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen. 

 

 

NEWSLETTER: Damit unsere Leserinnen und Leser auf dem Laufenden bleiben, gibt es unseren wöchentlichen Newsletter. Folgen Sie uns und melden Sie sich hier an!

Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar