Ausgewaschen

von Juliane Schader 3. August 2015

Seit über 20 Jahren gibt es im Eckhaus Hufelandstraße/Bötzowstraße einen Waschsalon. Ende August muss er schließen: Der Mietvertrag wurde nicht verlängert.

Hätte das Klischee recht, dürfte es diesen Laden schon lange nicht mehr geben. Prenzlauer Berger, so besagt es, haben goldene Wasserhähne, Manufactum-Türklinken, Kühlschränke mit Wlan und regulieren ihre Heizung per App in die ökologisch-korrekte Richtung. Und selbstverständlich haben sie auch Waschmaschinen.

Doch nun ist der Beweis erbracht: Das stimmt nicht. Oder warum sonst gäbe es aller Orten noch Waschsalons? Über mangelnde Kundschaft könne er sich – noch – nicht beklagen, meint Helmut Schörner. Seinen Laden in der Hufelandstraße/Ecke Bötzowstraße muss er nun dennoch schließen.

 

Ende August ist Schluss

 

„Der Mietvertrag läuft aus, und der Eigentümer wollte ihn nicht verlängern“, sagt er. Eine Mieterhöhung hätte er in Kauf genommen, doch es sei nicht einmal zu richtigen Verhandlungen gekommen. „Ich glaube, er wünscht sich einen schickeren Laden mit normalen Öffnungszeiten.“ Im Wasch-Center ist jeden Tag von 7 bis 22 Uhr Betrieb, auch am Wochenende. Zum 1. September wird sich das ändern.

„Der Salon besteht schon seit gut 20 Jahren. Ich betreibe ihn seit elf“, erzählt Schörner. Aktuell suche er nach einem alternativen Standort in der Nähe, doch angesichts der hohen Mieten sei das nicht so leicht. „Irgendwann wird man im Bötzowkiez so ein Angebot nicht mehr brauchen. Aber ein paar Jahre hätte ich gerne noch weitergemacht.“

 

„DDR-Charme pur“

 

Wer dort weiterhin lebt und auch in Zukunft ohne eigene Maschine Wäsche waschen möchte, muss ein wenig weiter laufen. Schörners Konkurrenz sitzt in der Greifswalder Straße und der Schönhauser Allee; er selbst hat noch eine Filiale in der Wichertstraße. Dort laufe der Vertrag zum Glück noch fünf Jahre, sagt er.

Seinen Nachmieter in der Hufelandstraße erwartet derweil „DDR-Charme pur“, wie er sagt: „Es gibt keine Heizung, die Fenster sind alt und der Boden eine Kraterlandschaft.“ Für den Betrieb eines Waschsalons war das alles nicht entscheidend. Für den Nachfolger wird nun wohl erst einmal saniert.  

 

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