Freiheit für das Nasse Dreieck

von Thomas Trappe 12. November 2012

Der Mauerstreifen an der S-Bahn-Station Bornholmer ist eine „innerstädtische Oase“. Eine Initiative fordert jetzt, dass diese wieder eröffnet wird.

Jan Drewitz schwärmt von diesem Stück Land. Diese Brache, gelegen zwischen der S-Bahn-Station Bornholmer Straße im Süden, den Gleisen im Osten und Westen und der Kleingartenanlage Famos im Norden, das ist für ihn viel mehr als eine triste Brachfläche mit ein paar Büschen, Bäumen und Nagern. „Es ist ein bisschen, als wäre man raus aus der Stadt.“ Gewagte These, wenn links und rechts die S-Bahnen sausen. Vielleicht sollte man es so sagen: Das sogenannte Nasse Dreieck ist ein nettes Stück Land im Dornröschenschlaf. Geht es nach Drewitz, wird sich letzteres bald ändern. Er will, dass das Nasse Dreieck von Prenzlauer Berg aus wieder zugänglich wird. Mehr als 1.000 Unterschriften von Anwohnern, die sich ebenfalls dafür aussprechen, wurden vergangenen Donnerstag an den Stadtrat für Stadtentwicklung Jens-Holger Kirchner (Grüne) übergeben.

Das Nasse Dreieck ist ein Überbleibsel des ehemaligen Mauerstreifens und Teil des „Grünen Bands“, das das Land Berlin erklärtermaßen in den kommenden Jahren entwickeln und zusammenführen will. Das Grüne Band zieht sich 15 Kilometer vom Nordbahnhof über den Mauerpark bis hin zum Berliner Barnim. Eine schöne Wanderstrecke, die auch für Prenzlauer Berger interessant wäre. Von der Esplanade könnten sie über eine Zuwegung ins Nasse Dreieck gelangen. Könnten, denn die Bahn hat den südliche Zugang im vergangenen Jahr abgezäunt. Der Grund: Es sollte damit verhindert werden, dass im Dreieck massenhaft illegal Müll abgeladen wird. Vom Wedding von der Grüntaler Straße und in Prenzlauer Berg von der Esplanade aus wurde vor allem nachts mit Autos Müll dorthin verfrachtet. Auf Prenzlauer Berger Seite wurden inzwischen Poller angebracht – auf Weddinger Seite aber nicht. Auch deshalb gibt es für die Bahn kein Grund, ihren Zaun abzureißen. Fußgänger kommen nur noch vom Norden aus auf die Fläche.

 

Noch eine Grenze zum Wedding

 

„Das ist mehr als ein Stück Rasen“, sagt Jan Drewitz, der sich beim Berliner Netzwerk für Grünzüge unter anderem für das Nasse Dreieck einsetzt. Die Unterschriftenaktion wurde unter anderem von Naturschutzbund NABU und der Grünen Liga unterstützt. Vor allem Anwohner in Prenzlauer Berg würden profitieren, sie hätten eine eine schnell erreichbare Grünfläche im Norden und auch einen neuen Durchgang Richtung Wedding. Bisher scheinen Parks in Prenzlauer Berg ja eher eine undurchdringbare Grenze in den Nachbarbezirk. Der Park gehört geöffnet, fordert Drewitz‘ Initiative. „Die Verantwortlichen vom Bezirk und der Deutschen Bahn sollten endlich konstruktiv an einer Lösung arbeiten“, heißt es in der Erklärung. 

Mittel gebe es viele. Drewitz hofft zum einen auf einen Antrag, der von der Piratenfraktion in Mitte bei der Bezirksverordnetenversammlung in dieser Woche eingebracht wird. Darin wird gefordert, Poller auf Weddinger Seite aufzustellen. Jan Drewitz plädiert zudem dafür, dass die Fläche und Zuwegungen besser beleuchtet werden, so dass nicht mehr illegal Müll abgeladen wird. So könnte die Bahn überzeugt werden, die Fläche wieder zu öffnen.

 

Warten auf die Dresdner Bahn

 

Drewitz will, dass es schnell geht. Denn dass das Nasse Dreieck erschlossen werden soll, ist ja schon längst beschlossene Sache. So plant das Land ausweislich des Entwicklungsplans für das Grüne Band, das Dreieck zu verschönern. So soll unter anderem ein „Naturerfahrungsbereich“ geschaffen werden und eine Spiel- und Sportstätte; außerdem eine Zuwegung entlang der S-Bahn-Linie zum Grünen Band in Richtung Norden. Wann es los geht, hängt mit dem Bauprojekt „Dresdner Bahn“ zusammen, das den Hauptbahnhof in 20 Minuten mit dem BER in Schönefeld verbinden soll. Da die Bahn dafür städtische Flächen braucht, muss sie als Ausgleich dem Land das Nasse Dreieck überlassen. Ein Zeitpunkt kann in der Senatsverwaltung noch nicht genannt werden. Von der Bahn war keine Stellungnahme zu bekommen.

 

 

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