Baustelle # 12

von Ute Zauft 19. April 2012

Und was machst Du so? In unserer Interview-Reihe schauen wir den Arbeitern der Gegenwart kurz über die Schulter. Heute der Spielerin Karin Mietke.

Nichts bleibt, wie es war, schon gar nicht in Berlin und erst Recht nicht in Prenzlauer Berg. Es wird gebaut, gezimmert, abgerissen und verputzt, gebastelt, geplant und verworfen, was das Zeug hält. Und es wird auch gebacken, repariert, gedrechselt, poliert, geschrieben, gelötet, geschweißt und geschnippelt. In unserer Reihe „Baustelle“ schauen wir den Arbeitern der Gegenwart mal kurz über die Schulter.

 

Karin Mietke, 64, Chefin des Improvisationstheaters „BühnenRausch“, Erich-Weinert-Straße 27

 

Woran arbeiten Sie gerade?

Wir arbeiten im Moment an unserem Krimi-Format. Wir trainieren quasi für den abendfüllenden Krimi, den wir jeden letzten Freitag im Monat auf die Bühne bringen. Das Stück ist komplett improvisiert und jedes Mal anders. Denn Motiv, Alibi und andere Details des Falls bestimmen die Zuschauer, indem sie vor der Veranstaltung einen Zettel ausfüllen. Wichtigste Regel für uns Darsteller: Tue das, was Dir als Erstes einfällt, und sage ‚ja‘ zu allem, was die Kollegen spielen.

 

Und für wen machen Sie das?

Wir sprechen ein Publikum an, dem das ernsthafte theatralische Theater zu anstrengend ist, das aber trotzdem an Geschichten Gefallen findet und an diesen gerne mitschreiben möchte.

 

Wann soll es fertig sein?

Unsere Stücke sind nie fertig. Beim Improvisationstheater sind die Stücke bei jeder Aufführung anders. Unsere Arbeit lebt außerdem von der Interaktion mit dem Publikum. Und je nachdem, ob das Publikum eher jung oder alt ist, können auch unterschiedliche Stücke herauskommen.

 

Irgendwelche Schwierigkeiten?

Eigentlich wünschen wir uns Schwierigkeieten, denn gerade dann werden wir als Darsteller aus der Bahn geworfen und besonders gefordert. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn der Darsteller, der eigentlich den Mörder spielen soll, plötzlich ganz nett ist und somit das Motiv für den Mord an ihm fehlt. Dann muss der Rest des Teams sich etwas anderes überlegen, ohne dass wir das auf der Bühne natürlich absprechen können.

 

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn es fertig ist?

Wir spielen das Format ja jeden Monat, und am meisten freue ich mich, wenn die Zuschauer am Schluss sagen: ‚Mann, das war doch einstudiert, oder?!‘, und wir dann immer den Kopf schütteln können.

 

 

KURZBIOGRAPHIE: Karin Mietke (Jahrgang 1948) ist gebürtige Berlinerin, lebt seit fünf Jahren in Pankow und war zuvor in Charlottenburg zu Hause. Studiert hat sie ursprünglich Betriebswirtschaftslehre.Doch als sie Anfang der 90er Jahre zufällig auf einer Veranstaltung mit Improvisationstheater in Kontakt kam, war sie sofort begeistert. Von Beginn an liebte sie den Zauber der Geschichten, die durch das Zusammenspiel mit anderen entstehen. Ihr eröffneten sich völlig neue Blickwinkel, die auch ihrem „wirklichen“ Leben eine neue Qualität gaben. Ab 1995 ließ sie sich im Improvisieren auf der Bühne ausbilden und leitet seit 2002 als ausgebildete Spielleiterin Impro-Workshops. Gerade hat das Improvisationstheater „BühnenRausch“ in Prenzlauer Berg seinen 10. Geburtstag gefeiert. Im April 2002 hatte Karin Mietke es eröffnet. Ein Jahr später gründete sie den Verein „BühnenRausch“ und ist seitdem dessen Vorstand.

 

Freitags-Krimi, der Impro-Krimi der Gruppe „Schmetterlings“, ist jeden letzten Freitag im Monat um 20 Uhr auf der Bühne des „BühnenRausch“ in der Erich-Weinert-Str. 27 zu sehen. Der gesamte Spielplan ist hier zu finden: www.buehnenrausch.de

 

 

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