Baustelle # 4

von Cosima Lutz 18. März 2011

Und was machst Du so? In unserer Interview-Reihe schauen wir den Arbeitern der Gegenwart kurz über die Schulter. Heute dem Konditor Ralph Eichler.

Nichts bleibt, wie es war, schon gar nicht in Berlin und erst Recht nicht in Prenzlauer Berg. Es wird gebaut, gezimmert, abgerissen und verputzt, gebastelt, geplant und verworfen, was das Zeug hält. Und es wird auch gebacken, repariert, gedrechselt, poliert, geschrieben, gelötet, geschweißt und geschnippelt. In unserer Reihe „Baustelle“ schauen wir den Arbeitern der Gegenwart mal kurz über die Schulter.

 

Ralf Eichler, 47, Konditor, Immanuelkirchstraße

 

Woran arbeiten Sie da gerade?

An einer Porträt-Torte. Elvira. Nüscht Prominentes, erst übernächste Woche wieder, da mache ich eine Michael-Jackson-Torte.

 

Und für wen machen Sie das?

Ganz normal: für einen Kunden, aber von ziemlich weit her, soviel ich weiß.

 

Wann soll es fertig sein?

So in zwei Stunden. Zusammengesetzt habe ich die Torte gestern, jetzt kommt die Feinarbeit.

 

Irgendwelche Schwierigkeiten?

Generell oder mit Elvira? Naja, Prominente sind einfacher als Privatleute, da ist der Wiedererkennungseffekt höher. Und so insgesamt: Mein Torten-Atelier könnte besser laufen. Wir sind ja auch erst Ende letzten Jahres von der Karl-Marx-Allee hierher gezogen, viele Kunden sind noch ganz überrascht und stellen fest, dass sie schon ein paar Mal vorbei gegangen sind, ohne uns zu entdecken. Aber gestern bekam ich vom Bezirksamt den Smiley an die Tür geklebt, das ist schon mal gut. Mir kann man eben beim Zubereiten zugucken, und ich verwende keinerlei Convenience-Produkte.

 

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn es fertig ist?

Ganz einfach: Wenn der Kunde zufrieden ist und dann auch noch ein Lob übrig hat. Natürlich muss er auch bezahlen, aber wenn er sich über das Ergebnis freut und das sagt, dann ist das für mich wie auf der Bühne zu stehen und Applaus zu kriegen.

 

KURZBIOGRAFIE: Auf den Konditormeister Ralf Eichler aufmerksam geworden ist unsere Autorin durch einen naturgetreuen Holzschlitten aus Zucker, den ihr im Januar ein Freund schenkte, nachdem eine Rodel-Verabredung geplatzt war. Der Spross einer Konditorenfamilie lernte sein Handwerk Anfang der Achtziger noch im alten Bötzowviertel in der Konditorei Linde, damals Käthe-Niederkirchner/ Ecke Hans-Otto-Straße. Seine neueste Erfindung: die „Mikrotorte“. Er isst selbst gern und viel Süßes und lebt in Lichtenberg, wo er auch geboren wurde.

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