Baustelle # 9

von Ann-Kathrin John 20. April 2011

Und was machst Du so? In unserer Interview-Reihe schauen wir den Arbeitern der Gegenwart kurz über die Schulter. Heute dem Korbmachermeister Fred Jakob.

Nichts bleibt, wie es war, schon gar nicht in Berlin und erst Recht nicht in Prenzlauer Berg. Es wird gebaut, gezimmert, abgerissen und verputzt, gebastelt, geplant und verworfen, was das Zeug hält. Und es wird auch gebacken, repariert, gedrechselt, poliert, geschrieben, gelötet, geschweißt und geschnippelt. In unserer Reihe „Baustelle“ schauen wir den Arbeitern der Gegenwart mal kurz über die Schulter.


Fred Jakob, Korbmachermeister, Winsstraße

 

Woran arbeiten Sie da gerade?

Im Moment arbeite ich gerade an einem Wäschekorb, der genau in die Ecke neben einer Waschmaschine passen soll. Dafür ist er genau zugeschnitten.

 

Und für wen machen Sie das?

Für eine ganz normale Kundin.

 

Wann soll er fertig sein?

Bis wann er fertig sein soll? Na, wenn er halt fertig ist. Ja, eigentlich diese Woche noch.

 

Irgendwelche Schwierigkeiten?

Nö, wenn man es kann, dann gibt es dabei keine Schwierigkeiten. Also entweder man kann es, oder man kann es nicht. Deswegen kommen die Kunden auch zu mir, weil ich das kann.

Wenn ein Objekt nicht gelingt, dann kommt es ab in die Tonne und wird neu gemacht. Geht ja nicht anders, wenn der Kunde das so und so haben möchte, muss er das so kriegen, wie er es braucht, und wenn ich das dann nicht so hinkriege, dann ist es doch mein Problem.

Klar, es gibt auch schwierige Sachen. Wenn die Designer kommen und Ausgefallenes haben wollen, was ich vorher noch nie gemacht habe. Da muss ich erst mal ausprobieren, das ist natürlich schwieriger, als wenn ich so einen einfachen Wäschekorb mache.

 

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn es fertig ist?

Das es gelungen ist, ein Objekt. Weil manchmal gelingt auch ein Objekt nicht, aber meistens schon.

 

KURZBIOGRAPHIE: Fred Jacob wurde am 04.03.1960 in Friedrichshain geboren und wuchs in Alt-Glienicke auf. Nach Jahren im Winskiez lebt er heute mit seiner Frau ausserhalb von Berlin. Er hat eine Tochter. Nach einer Ausbildung zum Elektromechaniker entschied Jacob sich 1983, das Korbmacherhandwerk in der Werkstatt seines Bruders zu erlernen, und führte damit auch die jahrzehntelange Tradition seiner Familie – bereits Vater und Großvater waren Korbmachermeister – fort. Er arbeitete schon für das Staatstheater Stuttgart, die Deutsche Oper und das Theater von Los Angeles, macht neben Möbeln und Kunstgegenständen aber auch weiterhin einfache Reparaturarbeiten. Jacobs Tochter Sirka-Bianka ist auch Korbmacherin und soll eines Tages den Familienbetrieb in der vierten Generation übernehmen.

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