Wenn der Laster den Sandkasten platt macht

von Thomas Trappe 18. November 2011

Schaukel und Sandkasten mussten einer Baustellenzufahrt weichen. Der Bauherr zahlte dafür offenbar eine Entschädigung. Wiederhergestellt wird der Spielplatz zum Ärger von Eltern aber trotzdem nicht. 

Ab und an ist das Tor zum Spielplatz an der Liselotte-Herrmann-Straße noch offen. Auf die grüne Tür, rein rennen die 23 Kinder, hinten wartet eine kleine Rutsche, dazu ein paar Sträucher, die ein wenig Naturerlebnis aufkommen lassen. Das Buddeln in der Sandgrube bereitet auch Spaß – und irgendwann freuen sich die Kinder, dass sie ein paar rostige Schrauben in den Händen halten. „Nicht so schön“, sagt Erzieherin Bea Friedrich, die zuletzt im Sommer mit ihren Kita-Sprösslingen den Platz besuchte. Und ihn seitdem meidet.

Der Spielplatz gegenüber der Kindertagesstätte „Gucklock“ ist seit rund eineinhalb Jahren nicht mehr benutzbar. Schuld ist eine Baumaßnahme am Grundstück gegenüber, dort wurde ein Haus saniert und ein Seitenflügel neugebaut. Da die Lastwagen irgendwie auf das Grundstück kommen mussten, entschied man sich für den Weg über den Spielplatz. So weit, so gewöhnlich. Nur, fragen sich die Eltern der Kita-Kinder: Warum repariert der Bauherr jetzt nicht den Spielplatz, da die Arbeiten beendet sind. Und der Bauherr fragt sich: Warum repariert der Bezirk den Spielplatz nicht, wo wir ihm doch mehrere Tausend Euro dafür überwiesen haben?

 

6.000 Euro Entschädigung

 

Stefan Kosch ist der Sprecher der Elterninitiative, nach seinen Angaben bemühten sich schon mehrere Eltern beim zuständigen Grünflächenamt um eine Klärung. Kosch sagt, dass der Spielplatz vor mehreren Jahren auf Initiative von Anwohnern errichtet und später gepflegt wurde. Zu finden war dort unter anderem eine Schaukel und viel Buschwerk, auch viele andere Kinder aus dem Kiez seien hierher gekommen. „Für uns ist es unverständlich, dass eine private Bauinvestition dafür sorgt, dass ein Spielplatz einfach so platt gemacht wird“, sagt er. Er sieht den Bauherrn in der Pflicht.

Einer von diesen ist Andreas Glogau, und auch er sieht sich in der Pflicht, allerdings habe er diese schon erfüllt. So erklärte Glogau gegenüber den Prenzlauer Berg Nachrichten, dass er sich schon vor Beginn der Bauarbeiten mit dem Bezirksamt ins Vernehmen gesetzt habe, damals sei vereinbart worden, dass die Bauherren Geld bezahlen, damit der Spielplatz im Anschluss wieder instand gesetzt werden könne. Rund 6.000 Euro seien es gewesen, die auch vor längerem bereits überwiesen worden seien. „Warum jetzt noch nichts wieder aufgebaut wurde, weiß ich nicht.“

 

Platz nicht verkehrssicher 

 

Der für Grünflächen zuständige Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) konnte bis Redaktionsschluss noch keine Auskunft geben, da er sich noch beim zuständigen Amt nach dem Sachstand erkundigen muss. Eine Erklärung, die Andreas Glogau nach eigenen Angaben vom Amt erhalten hat: Die Fläche, auf der sich der Spielplatz befand, müsse grundsätzlich saniert werden, doch dafür fehle das Geld. Auf einer nicht „verkehrssicheren“ Fläche dürfte allerdings auch kein Spielplatz betrieben werden.

Erzieherin Bea Friedrich und ihre fünf Kolleginnen weichen nun auf einen Spielplatz zwei Straßen weiter aus. „Der ist aber nicht so optimal, weil er nicht umzäunt ist“, so Friedrich.

 

 

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