Nerven Pankows Bürgermeister Bürgerinteressen?

von Juliane Schader 4. April 2011

Bürgermeister Matthias Köhne macht sich via Facebook über Bürgerinteressen lustig. Und vergisst dabei, dass interessierte Bürger auch Wähler sind.

Unser Bürgermeister hat einen Facebook-Account. Als „Pankows Bürgermeister“ tritt Matthias Köhne dort auf, wie er uns selbst bestätigt hat, und das ist alles in allem natürlich eine super Sache. Denn wer möchte nicht einen Mann zum Bürgermeister, der die Rbb-Abendschau, Karaoke im Mauerpark und Udo Lindenberg mag, gegen Atomkraft ist und dazu noch in der Lage, das alles im Internet via Facebook kundzutun?

Manchmal empfiehlt Pankows Bürgermeister seinen Freunden auch Veranstaltungen oder Artikel. So zum Beispiel am Samstag eine Kolumne in der Berliner Zeitung, die sich mit der Bürgerinitiative Gethsemaneplatz auseinandersetzt. Deren Ziel ist es, einen Teil der Gethsemanestraße für den Autoverkehr zu sperren und zu einem Platz umzufunktionieren. Was der Autor der Kolumne nicht gutheißt und daher zwar in lustigen Worten, aber doch in der Luft zerreisst – wer mehr Ruhe wolle, solle aufs Land ziehen, so der Tenor. Man muss ja auch nicht immer alles mögen, was die Nachbarn so fordern.

Etwas anders liegt der Fall jedoch, wenn man Bürgermeister des zuständigen Bezirks und gleichzeitig Mitglied einer Partei ist, die sich noch in der vergangenen Woche gegenüber den Prenzlauer Berg Nachrichten für mehr Bürgerbeteiligung ausgesprochen hat. Da verwundert es schon, wenn der ironische Text über die egozentrischen Spießer von Prenzlauer Berg angepriesen wird mit „Pankows Bürgermeister freut sich über einen tollen Text von Jochen-Martin Gutsch über Bürgerinteressen im Prenzlauer Berg“.

 

Interessierte Bürger machen Arbeit, und das ist gut so

 

Man mag den Plan der BI Gethsemaneplatz finden, wie man will – sie hat doch das Recht, ihr Anliegen vorzutragen und um die Realisierung zu kämpfen. Man mag ermüdet sein von der Anzahl an Bürgerinitiativen in Prenzlauer Berg, die überall mitreden wollen, egal, ob es um die Kastanienallee, den Mauerpark oder die Oderberger Straße geht – dafür weiß man immerhin, dass die Bürger sich auch für ihr Umfeld interessieren. Und man mag auch anmerken, dass Prenzlauer Berger bei ihren Bemühungen, die Großstadt zu zähmen, manchmal über das Ziel hinausschießen – nur muss man ihnen zugestehen, das zu tun.

Natürlich steht es Köhne frei, seine Meinung zu äußern, und warum nicht auch bei Facebook? Doch der Account ist nicht privat, wie der Name „Pankows Bürgermeister“ und der Link zum Bezirksamt zeigen. Dort agiert er als Politiker, und als solcher darf er sich dann nicht wundern, wenn die verspotteten Bürger sich bei der Wahl im September nicht für die SPD interessieren und er dann seinen Profil-Namen in „Pankows Bürgermeister a. D.“ ändern muss.

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