Begehbares Rezeptbuch für Prenzlauer Berg

von Guido Walter 22. Februar 2011

Was steckt hinter dem Lebensmittelgeschäft „Kochhaus“, welches Mitte März an der Schönhauser Allee/Ecke Pappelallee eröffnet?

Wer in diesen Tagen an der Ecke Pappelallee/ Schönhauser Allee vorbeikommt, den begrüßen Sprüche wie „Das Leben ist zu kurz, um schlecht zu essen“ oder „Der Klügere gibt Nachtisch“. Hier, am verkehrsreichsten Ort von Prenzlauer Berg, soll Mitte März die zweite Berliner Filiale des „Kochhauses“ eröffnen. 180 Quadratmeter misst der Laden, etwa 20 Quadratmeter mehr als die Filiale in Schöneberg. Dort muss hin, wer jetzt schon sehen will, wie es später im Laden an der Pappelallee aussehen wird.

Das Kochhaus in Schöneberg liegt in bester Einkaufslage an der Hauptstraße, Ecke Akazienstraße. Drinnen sieht es aus wie auf einem Ökomarkt. Auf Holztischen liegt allerlei Gemüse aus, in den Tiefkühltruhen daneben ruht das Fleisch. Über jedem „Marktstand“ prangt eine Schautafel mit dem jeweiligen Rezept. Zutaten, die der Kunde etwa für „Lammkoteletts mit gebackener Aubergine, Cocktailtomaten und Minz Dip“ braucht, liegen portioniert vor ihm. Eine Art begehbares Kochbuch also.

 

Fünf Gründer, nur einer mit gastronomischem Hintergrund

 

Dorothée Stöber freut sich über die Idee immer noch wie Bolle. „Die Holztische sind schwarz, da leuchtet das Gemüse besser“, sagt sie. Die 31-jährige Mitgründerin des „Kochhauses“ hat als ehemalige Eventmanagerin schnell dazu gelernt. Denn bis auf Benjamin Rendtorff, 31, der früher für das Promi-Restaurant „Borchardt“ einkaufte, hat keiner der Gründer des Lebensmittelgeschäfts-Konzepts gastronomischen Hintergrund. Der Betriebswirt Armin Goo, 29, arbeitete drei Jahre als Unternehmensberater bei McKinsey. Max Renneberg, 32, managte bislang eine Espressobar und Karl Dietrich, 27, ist Diplomkaufmann. Der anvisierten Zielgruppe des Kochhauses gehört das Quintett selbst an: jung, gebildet und gut verdienend.

Das Ganze ist ein typisches „Zusammen gehockt und gedacht, sowas müsste es mal geben-Ding“, wie Stöber meint. „Wir kennen das doch“, sagt sie seufzend. „Du kommst von der Arbeit, willst zu Hause was Leckeres kochen. Du hetzt in den Supermarkt, dann noch in den Ökoladen und sonst wo hin, bis du endlich alle Zutaten beisammen hast.“ Kochen ist Trend. Warum es also nicht idiotensicher machen? Das ist schlicht gesagt das Konzept.

Einkaufszettel und Kochbuch werden überflüssig, wenn man alles mit exakt abgemessenen Zutaten kaufen kann. In die Hand gibt es dann noch einen Folder mit vielen bunten Fotos, der jeden Zubereitungs- und Kochschritt für zu Hause genau erklärt. Der Nachteil daran? Der Preis. Wer noch dem Glauben anhängt, dass Prenzlauer Berg ein Arbeiterviertel ist, kann sich nach der Eröffnung der hiesigen Filiale auf den neuesten Stand bringen. „Lammkoteletts mit gebackener Aubergine“ etwa kostet 8,90 pro Portion. Macht bei zwei Portionen Mindestabnahme – ein echtes Malus für Singlehaushalte – knapp 20 Euro. Wenn man noch der auf die Gerichte abgestimmten Weinempfehlung folgt, landet man leicht bei 30-40 Euro. Und dann auch noch selber kochen? Dafür kann man doch lecker zu zweit essen gehen.

 

Bei kleinen Portionen verstaubt keine Zutat im Küchenschrank

 

Gewiss, aber Kochen ist halt Trend. „Die besten Partys sind doch immer in der Küche“, sagt Stöber. Dass man im Supermarkt mehr Masse fürs Geld bekommt, gibt sie zu. „Wir portionieren und verpacken alles selber, das ist schon ein gewisser Aufwand. Dafür müssen Sie bei uns keine Riesenpackung Mehl kaufen, die dann im Vorratsschrank verstaubt.“

Gerichte, die später auf den Präsentationsflächen des Ladens landen, kocht das Team vor. Kriterium auch hier: Idiotensicherheit. Bislang kam die Idee mit dem „begehbaren Rezeptbuch“ in Schöneberg gut an. Stöber glaubt fest daran, dass das Konzept in Prenzlauer Berg einschlägt, auch wenn typische „Ost“-Gerichte nicht auf dem Plan stehen. Das vom Architekturbüro bfs gestaltete Interieur ist sichtbar auf Wiedererkennbarkeit angelegt. Erleben wir hier die Geburt einer neuen Franchise-Idee? „Wenn die Idee sich durchsetzt, ist das nicht ausgeschlossen.“ Stöber jedenfalls glaubt fest daran. Ob es klappt, entscheidet sich in Prenzlauer Berg.  

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