Gleimkiez

Was wurde aus… dem Sonnenburger Platz?

von Julia Schmitz 10. Mai 2022

Am nördlichen Ende der Sonnenburger Straße soll ein vom Autoverkehr abgetrennter Quartiersplatz entstehen. Entschieden wurde das bereits 2008, passiert ist aber auch 14 Jahre später noch nichts. Warum?


Dies ist ein Text aus unserer Reihe
„Was wurde aus…“


Manchmal stelle ich mir den Aktenschrank des Bezirksamtes wie eine Art Bermudadreieck vor: Die Stadträte und ihre Mitarbeitenden versehen Beschlüsse der Bezirksverordnetenversammlung mit einer römischen Kennziffer, sortieren sie sorgfältig ein – und dann verschwinden die Papiere auf Nimmerwiedersehen.

Das wäre zumindest eine Erklärung dafür, warum die Pankower SPD-Fraktion in der BVV-Sitzung Anfang Mai dieses Jahres erneut den Antrag stellte, den „Sonnenburger Platz“ am nördlichen Ende der Sonnenburger Straße endlich zu realisieren. Es ist der vierte Antrag, der dies fordert – der erste datiert auf den 12. März 2008, auch er kam von der SPD, ebenso wie der nächste Antrag 2012. 2021, immerhin neun Jahre später, griffen die Bündnisgrünen das Thema noch einmal auf. Die Bezirksverordneten stimmten, in unterschiedlicher Zusammensetzung, jedes Mal zu. Doch die Sackgasse an der Sonnenburger Straße bleibt weiterhin unberührt.

„Wir fragen uns, ob es der richtige Weg ist, jedes Mal einen neuen Antrag zu stellen“, kommentierte die Grünen-Verordnete Patricia Flores Rivera (Grüne) diesen Umstand vergangene Woche in der BVV. Das Bezirksamt antworte jedes Mal damit, es hätte nicht ausreichend Personalressourcen für die Umsetzung. „Aber wenn wir den Antrag immer neu stellen, hat es dann mehr Ressourcen?“ Offensichtlich sei es nötig, dies immer wieder zu tun, damit endlich etwas passiere, wetterte Wolfram Kempe (Die Linke). Die Sonnenburger Straße sei eine Erschließungsstraße und falle in die Zuständigkeit des Bezirks, nicht in die des Senats – der wusste nämlich auf Nachfrage der Lokalpolitiker*innen nach dem aktuellen Stand gar nicht, wovon die Rede ist.

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Kein Geld, kein Personal

Aber die Sache ist etwas komplizierter. Zwar hatte das Bezirksamt, damals noch unter Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) und dem Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne), in einem Schlussbericht 2009 die Abtrennung durch Poller und die Umgestaltung des Sonnenburger Platzes mit Sitzmöglichkeiten und Grünflächen als „wünschenswert“ bezeichnet. Jedoch sei die Finanzierung auf lange Zeit nicht realisierbar und auch nicht sinnvoll, hieß es damals.

2013 berichtete das Bezirksamt, es habe zwar Senatsmittel aus aus dem Programm Umbau Ost beantragt, diese könnten jedoch nicht für Straßenbaumaßnahmen genutzt werden können – also nehme man die Planungen vorerst nicht wieder auf. 2021 hieß es in einem Zwischenbericht, es lägen „keine dringenden Sachverhalte der Verkehrssicherheit bzw. der öffentlichen Daseinsvorsorge“ vor, weshalb man das Anliegen der Bezirksverordneten – erneut wird der Personalmangel erwähnt – nicht zeitnah prüfen könne.

 

Neubau der Schönfließer Brücke

Wie stehen die Chancen also, dass der Straßenstummel je zu einem gemütlichen Aufenthaltsort wird? Mittlerweile ganz gut. Im Zuge eines Neubaus der Fußgängerbrücke über den Ringbahngraben, für die die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung verantwortlich sei, könne gegebenenfalls über weiterführende Maßnahmen nachgedacht werden, hatte Bezirksbürgermeister Köhne damals geschrieben.

Und dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen: Im März haben erste Vermessungsarbeiten an der alten Schönfließer Brücke stattgefunden, wie die Senatsverwaltung für Umwelt und Mobilität auf eine Anfrage des Abgeordneten Felix Reifschneider (FDP) mitteilt; der Auftrag für die genauen Planungsarbeiten solle im Laufe des Jahre vergeben werden. Später wird der 1964 eröffnete Steg durch eine sieben Meter breite Überführung, auf der Fuß- und Radverkehr voneinander getrennt sind, ersetzt. In den vergangenen Jahren war es oft zu Stau und Gerangel zwischen den einzelnen Verkehrsteilnehmer*innen gekommen.

Die verschönerte Sackgasse der Sonnenburger Straße, in die auch die neue Brücke münden soll, wäre eine passende Ergänzung, finden Anwohner*innen: „Der Platz ist ein gutes Beispiel für einen Ort im Kiez, an dem sich Menschen treffen können. Ein idealer Platz, den man umgestalten könnte“, sagt Matthias von der Initiative Gleimviertel für Alle. Möglicherweise ist die kleine Kiezoase jetzt in erreichbare Nähe gerückt. Vielleicht dauert es aber auch noch weitere zehn Jahre, bis das Bezirksamt hier die ersten Parkbänke aufbaut.

 

Titelbild: So stellt sich die Initiative „Gleimviertel für Alle“ den Sonnenburger Platz vor / Foto: Sonja Koller

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