Ein Tunnel bahnt sich an

von Kristina Auer 16. Februar 2017

Lange wurde geplant, jetzt soll es losgehen: Die Vorarbeiten für den Stauraumkanal unter dem Mauerpark starten noch im Februar. Die Tram wird verlegt und Bäume gefällt. Gegraben werden soll erst ab Januar 2018.

So langsam wird es ernst: Die Vorarbeiten für den unterirdischen Stauraumkanal im Mauerpark beginnen noch im Februar. Gleichzeitig werden die Pläne konkreter: Der Tunnel soll genau 654 Meter lang werden und 7.400 Kubikmeter Wasser speichern können. Bei starken Regenfällen wie dem im letzten Sommer, der den Gleimtunnel vollaufen ließ, kann Regenwasser in den Stauraum fließen. So wird die Kanalisation entlastet und verhindert, dass das Regenwasser – vermischt mit schmutzigem Abwasser – in Spree und Panke fließt. Der Stauraum soll also die Umwelt rein halten. Dafür wird der Mauerpark zwei Jahre lang zur Großbaustelle.

 

Wieder 24 Bäume weniger in Prenzlauer Berg

 

Die Vorbereitungen für den Tunnelbau beginnen demnächst an der Bernauer Straße. Am südlichen Ende des Mauerparks werden zuerst insgesamt 24 Bäume gefällt, die später durch neue Bäume ersetzt werden sollen. Außerdem werden 94 Meter Tramgleise der M10 um drei Meter nach Norden verlegt, damit unterirdische Leitungen umgelegt werden können. Zwischen 7. und 20. März fährt die M10 deshalb nur zwischen Warschauer Straße und Jahnsportpark, wer zum Hauptbahnhof will muss auf Ersatzbusse umsteigen.

Ein riesiger Bohrer, eine sogenannte Vortriebsmaschine, wird sich während der Arbeiten unterirdisch von einer zur anderen Seite des Mauerparks durchgraben. Dabei wird das gleiche Verfahren angewandt wie auch beim Bau neuer U-Bahn-Linien. „Wir sind gerade mitten in der Phase der Ausschreibungen“, sagt der Sprecher der Berliner Wasserbetriebe Stephan Natz. Wenn eine Firma den Zuschlag für die Bauarbeiten bekommen hat, soll es im Juni mit dem Einrichten der Baustelle losgehen. Gegraben werden soll ab Januar 2018, so Natz.

 

Gleimstraße wird 2018 erneut zur Sackgasse

 

Komplizierter als der Tunnelbau selbst ist es, den Bohrer in Stellung zu bringen und den Stauraumkanal an die Kanalisation anzuschließen. Dafür wird südlich des Mauerparks eine Startbaugrube an der Bernauer Straße und nördlich eine Zielbaugrube an der Gleimstraße ausgehoben. Die erst seit kurzem wieder durchgängig geöffnete Gleimstraße wird deshalb im Jahr 2018 nochmal zur Sackgasse, der Gleimtunnel selbst soll aber geöffnet bleiben, so Natz.

Die südliche Grube wird deutlich größer sein als die nördliche, nämlich rund 600 Quadratmeter. „Außenrum wird noch Platz für Kräne, Werkstätten und ähnliches gebraucht, sodass die ganze Baustelle um die 2000 Quadtratmeter in Anspruch nehmen wird“, sagt Natz. Insgesamt rund zwei Jahre sollen die Arbeiten dauern, aus den ursprünglich veranschlagten 11 bis 14 Millionen sind grob 20 Millionen Euro geworden. Dabei handle es sich aber noch um die ungefähren Kosten, Genaueres wisse man erst nach Ende der Ausschreibung, so Natz.

Ein kleiner Trost: Der Baustellenzaun soll künstlerische gestaltet werden und möglichst wenig als Fremdkörper auffallen: „Die Leute sollen sich davor fogotrafieren lassen“, sagt Natz. Dafür werde man unter anderm mit Graffitikünstlern zusammenarbeiten. Wenn der Tunnelrohbau steht, soll er außerdem „zumindest für ein Wochenende“ für die Öffentlichkeit begehbar sein, so der Sprecher der Wasserbetriebe.

 

Bauarbeiten „emotional schwierig“ für die Anwohner

 

Rein sachlich sei der Stauraumkanal eine gute Sache und die Wasserbetriebe hätten die Aufgabe, Spree und Panke rein zu halten, so Alexander Puell vom Verein der Freunde des Mauerparks. Die Anwohner hatten ursprünglich eine Variante befürwortet, bei der nur im Winter gebaut wird, um den Parkbetrieb im Sommer nicht zu behindern. Nun werde eben doch die von den Wasserbetrieben bevorzugte Lösung gebaut. „Emotional schwierig“ seien für die Freunde des Mauerparks vor allem die Baumfällungen, denen auch große und alte Bäume zum Opfer fallen werden, beispielsweise die große Pappel am südlichen Parkeingang. „Das tut uns natürlich sehr weh, da sind wir sentimental“, sagt Puell.

Weniger ein emotionales als ein logistisches Problem sehen die Anwohner in der Baustelle am Parkeingang. Der Eingangsbereich sei durch die Baustelle komplett versperrt und es sei unklar, wie Fußgänger gerade sonntags zu den stark besuchten Zeiten an ihr vorbeikommen sollen. „Die jetzige Planung wird womöglich zu schweren Unfällen führen“, sagt Puell. Was den Austausch mit der Bevölkerung angehe, hätten sich die Wasserbetriebe bemüht, den Kontakt zu halten; gleichzeitig habe man aber auch hartnäckig auf dem Austausch bestanden, sagt Puell. Ob es vor dem endgültigen Baubeginn noch eine Informationsveranstaltung für Anwohner und Parkfreunde geben wird, ist noch nicht bekannt.

 

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