Die Hip-Hop-Mönche von der Greifswalder

von Anja Mia Neumann 30. November 2016

Ein Valentinsgottesdienst für Nicht-Verliebte, ein rappender Geistlicher, die Fastenzeit mit Green Smoothies: Die Mönche im Kloster an der Greifswalder Straße sind bekannt für ihren weltlichen Humor. Woher kommt der?


Wenn Mönche sich an die Menschen jenseits ihrer katholischen Klostermauern wenden, erwartet man in der Regel einiges, aber nicht: eine Segnung für Plüschtiere, einen hip-hoppenden Priester oder einen Gottesdienst zum Valentinstag für Nicht-Verliebte. All das gibt es aber im Herz-Jesu-Kloster in der Greifswalder Straße. Beworben in poppigen Farben. Irgendwie anders, irgendwie auffällig. Die Prenzlauer Berg Nachrichten haben sich gefragt: Wer und was steckt hinter diesem Humor, der so unglaublich weltlich erscheint im engen religiösen Regelwerk?

Wir treffen den Mann, der für die Kloster-Kommunikation zuständig ist. Markus Nowak steht am unscheinbaren Eingang, vorne die große Straße, hinten im klassischen Berliner Hinterhof (Fotos in der Bildergalerie) die katholische Kirche, Gemeinde, Schule und Privaträume der vier Mönche verstecken. Patres heißen sie hier: zwei der Dehonianer kommen aus Brasilien, einer aus Polen, einer aus Deutschland und heißt passenderweise Markus Mönch.

 

Sexy muss es sein – aber religiös begründet

„Ja, wir machen das mit einem Augenzwinkern“, sagt Nowak. Der 34-Jährige arbeitet als freier Journalist, unter anderem im Hörfunk. „Man wird erst aufmerksam, wenn etwas sexy ist“, erzählt er im Gemeindebüro, auch das liegt unscheinbar zwischen gewöhnlichen Wohnungen. An der Wand prangen Zitate von Fußballer David Beckham und Millionärsgattin Carmen Geiss (siehe Bildergalerie).

Auch Nicht-Gläubige sollen die Aktionen der Herz-Jesu-Priester spannend finden. „Es ist unsere Idee ein Kiez-Kloster zu sein und Leute anzusprechen, die sonst eher nicht in die Kirche gehen.“ Diese Strategie, poppig-locker erscheinen zu wollen, sorgt auch für Diskussionen innerhalb des Ordens, sagt Nowak. Aber sie passe in eine Großstadt wie Berlin. Außerdem gebe es auch klassische Konzertabende und Publikationen wie etwa das Magazin „Dein Reich komme“. Und das ist so bieder, wie man es als Laie von einem Kloster erwartet.

 

Sinnsuche nach der Tagesschau und bald kommen Schutzengel

Aber, und das ist Nowak wichtig, alle Veranstaltungen und Aktionen haben einen fundierten religiösen Hintergrund. „Tiersegnung gab es früher zum Beispiel schon beim Almauftrieb – wenn auch eher nicht für Mops und Wellensittich.“ Jetzt in der Adventszeit gibt es „biblisches Plätzchenbacken“, mit Zutaten aus der Zeit von Jesus Christus und statt eines märchenhaften Lebkuchenhauses entsteht eine Krippe aus Teig. Übrigens in Kooperation mit evangelischen Christen.

Die Mönche aus der Greifswalder Straße haben sich auch einen Stammtisch erdacht „Über Gott bei Gagarin“ mit so einer weltlichen Zeitansage wie „Jeden 3. Mittwoch, nach der Tagesschau“. Soll da missioniert werden? „Viele Leute sind auf Sinnsuche“, antwortet Nowak etwas ausweichend. „Das steht nicht im Fokus, aber eventuell resultiert ja etwas daraus.“ Bibel und Bier, in der Geschichte gehörte das ja zusammen.

Pläne für 2017 haben die Priester auch schon: einen Schutzengel-Gottesdienst soll es geben. „Engel sind so allgegenwärtig“, meint Nowak. Und so unbefangen. Auf dem Valentinstagsgottesdienst für Nicht-Verliebte soll übrigens tatsächlich ein Pärchen gefunden haben. Auch der soll wiederholt werden.

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