Behördensprech kann nicht einfacher werden

von Anja Mia Neumann 27. Januar 2016

Pankows Politiker wollten, dass die Formulare von Standes- und Wohnungsamt simpler und weniger bürokratisch formuliert werden. Das Bezirksamt erteilte dem nun eine Absage: „Wir können das nicht beeinflussen.“

UPDATE

Die Idee der Bezirksverordneten war so simpel, wie eine einfache Sprache es sein sollte: Dokumente von Standes- und Wohnungsamt sollten umformuliert und damit verständlicher werden. Das war der Auftrag, den die Bezirksverordneten dem Bezirksamt auf ihrer Tagung im November gaben.

Nun teilte das Bezirksamt mit: Das klappt nicht. Denn für die Formulare vom Wohnungsamt sei der Senat zuständig und sie gelten berlinweit. Die Dokumente vom Standesamt seien sogar bundesweit verbreitet, über ein Fachverfahren namens AUTISTA. Bei dem Namen darf man zweifeln, ob sich das für eine verständliche Sprache eignet. Außerdem gebe es ja ein Handbuch für „Bürgernahe Verwaltungssprache“ im Intranet für alle Mitarbeiter in den Ämtern.

 

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ARTIKEL vom 11. November 2015:

 

Behördensprech in verständlich – das soll gehen? Pankows Politiker sind überzeugt davon und tragen dem Standes- und Wohnungsamt auf, ihre Formulare zu verändern. So, dass sie jeder verstehen kann.

 

Aus „genehmigen“ wird „erlauben“, aus „öffentlicher Nahverkehr“ wird „Bus und Bahn“, statt Schachtelsätzen schreiben wir kurze Hauptsätze. Und wir vermeiden alles Negative: „Peter ist nicht krank.“ wird zu „Peter ist gesund.“ Diese Vorschläge macht das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, um eine einfache Behörden-Sprache zu erschaffen.

Dass das äußerst not tut, weiß jeder, der sich mal durch einen Antrag vom Amt gelesen hat und dabei gegen Substantivierungen und Bandwurmsätze kämpfte. Die obigen Vorschläge machte das Ministerium in erster Linie für Lernbehinderte oder Nicht-Muttersprachler. Doch Pankows Politiker sind sich sicher: Sie helfen jedem.

Und so hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am Mittwoch beschlossen, dass zwei Fachabteilungen ihre Formulare überarbeiten und für die Allgemeinheit verständlich machen sollen. Das betrifft zum Beispiel Hochzeiten, Todesfälle und Anträge auf Wohnberechtigungsscheine: im Standesamt und Wohnungsamt.

 

Mit Bürgern sprechen ohne komplizierte Fachbegriffe

 

„Ich denke, viele Menschen scheuen sich, Anträge zu stellen, weil sie so schwierig zu verstehen sind“, sagt SPD-Politikerin Rona Tietje, die den Antrag auf verständliches Behördensprech ins Leben gerufen hat. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass der Anteil von Pankowern mit ausländischen Wurzeln steigt.

Neben den Umformulierungen sollen sich die Amts-Mitarbeiter selbst schulen lassen: Und zwar darin, wie sie mit den Bürgern sprechen und dabei auf komplizierte Fachbegriffe verzichten. Die Folgen sollen weniger Fehler, weniger Nachfragen und ergo weniger Arbeit für die Ämter sein.

Erst einmal steht eine Pilotphase von einem Jahr für das Projekt „Verständliches Deutsch vom Bezirksamt“ an. So lange haben Standesamt und Wohnungsamt Zeit, sich um bessere Formulierungen zu bemühen. Dann sollen die Mitarbeiter den Politikern berichten, wie es ihnen ergangen ist und ob die Bürger sie besser verstehen können.

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