Kleben statt fräsen

von Anja Mia Neumann 1. September 2015

Wo ist es hin? Fahrräder sind nicht nur die Lieblinge der Prenzlauer Berger, sondern auch der Diebe. Die Polizei setzt auf eine neue Codierung. Die verspricht immerhin Abschreckung.

So wie dem Ex-Rad-Besitzer, der in der Paul-Robeson-Straße per Zettel nach seinem Fahrrad sucht, geht es rund 11 Prozent aller Prenzlauer Berger. Damit ist das Viertel laut „Risikoatlas Haus und Wohnen“ der Generali Versicherungsgruppe eine der Fahrradklau-Hochburgen Berlins.

Nicht umsonst hat sich wohl die Polizei die Schönhauser Allee Arcaden ausgesucht, um ihr neues Registrierungssystem für Räder vorzustellen. Statt wie üblich einen Code in den Rahmen zu fräsen, wird er künftig aufgeklebt.

 

Hinter der Codierung stecken Merkmale von Besitzer und Fahrrad

 

„Das ist schneller und nicht gefährlich für den Rahmen“, sagt Oliver von Dobrowolski, Kriminalhauptkommissar und verantwortlich für die Prävention von Fahrrad-Diebstählen bei der Polizei. Statt acht bis zwölf Minuten dauere die Registrierung künftig nur noch wenige Sekunden. Und es gibt keine Einschränkung wie etwa bei Leichtmetall-Rahmen, die beim Fräsen brechen könnten.

Gespeichert wird der Fahrrad-Code mit Name, Anschrift und Geburtsdatum des Besitzers und mit Rahmennummer und besonderen Kennzeichen des Fahrrades bei der Polizei, die Nummerierung ist fortlaufend. In dieser Woche bietet die Polizei zwei Sondertermine zum Codieren an.

In Leipzig macht das die Polizei laut von Dobrowolski seit mehreren Jahren fast genauso. Codierwillige sollten ihren Ausweis dabei haben und einen Kaufbeleg.

 

Nutzt das denn was?

Die Hoffnung ist: ja. Auch wenn die Klebe-Codierung kein Allheilmittel ist, bietet sie für die Polizei vor allem ein Mittel der Abschreckung. „Wir wollen es dem Täter schwer machen und ihm Zeit rauben“, sagt Kommissar von Dobrowolski. Denn Zeit haben die meisten Täter nicht. Im Zweifel fiele ihre Wahl dann eher auf ein uncodiertes Rad, das neben einem codierten stehe.

So sieht sie aus, die neue Fahrrad-Codierung der Berliner Polizei – geklebt lässt sie sich zwar auch abpulen, wohl aber nicht am Stück. Foto: Anja Mia Neumann

 

Und auch sonst ist Veranstaltung der Polizei die ultimative Gelegenheit mal ein paar grundsätzliche Fragen loszuwerden:

 

Was passiert eigentlich mit den ganzen gestohlenen Rädern?

„Die meisten Täter sind kiezorientierte Täter, die das Rad schnell verkaufen und zu Geld machen wollen“, sagt Polizist Jens Hartwich. Das passiere etwa bei An- und Verkaufsläden, auf dem Flohmarkt oder auf Plattformen im Internet. „Bei Schnäppchen sollte man immer hellhörig werden.“ Auch wenn es meist eher Einzeltäter sind: „Es gibt auch Täter, die mit einem Transporter vorfahren und schnell alle Räder einladen, die zwar ab- aber nicht angeschlossen sind.“ Einige der Transporter fahren dann direkt ins Ausland.

 

Wie viele Räder werden geklaut?

Die Polizei weiß von rund 31 000 gestohlenen Rädern in Berlin im Jahr 2014. Das ist der höchste Wert seit zehn Jahren. Die Dunkelziffer ist vermutlich wesentlich höher, schätzt Polizist Hartwich. „Viele zeigen den Diebstahl nicht an, auch wenn man das unbedingt tun sollte.“ Manchmal werden auch Jahre später noch gestohlene Räder wiedergefunden, etwa bei einer Wohnungsdurchsuchung.

 

Wie lässt sich mein Rad am besten schützen?

Das Fahrrad sollte unbedingt mit dem Rahmen angeschlossen werden, möglichst an einem Ort, der nicht einfach zugänglich ist. „Ein hochwertiges Schloss ist eine gute Idee“, sagt Hartwich. Bügelschlösser und Kettenschlösser lassen sich schwer knacken. Auch Faltschlösser stellen viele Diebe vor eine unlösbare Aufgabe. „Im besten Fall sind die Schlösser so massiv, dass sich die Diebe den Bolzenschneider kaputt machen.“

Fehlen nur noch jede Menge Fahrradbügel auf den Straßen und Fahrradparkhäuser an den Bahnhöfen.

 

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