You’ll never watch alone

von Juliane Schader 12. Juni 2014

Tante Käthe flüchtet vor dem Investor in den Mauersegler. Am Planetarium gibt es Fußball unterm Sternenhimmel und nicht alle freut das. Und nach 24 Uhr ist Ruhe: Ein paar Infos zur WM im Kiez.

Den weniger Fußballbegeisterten unter uns fällt ja gerne erst auf, dass wieder eine dieser angenehm ramscheligen, da zwischennutzenden Public-Viewing-Gelegenheiten einem feschen Neubau gewichen ist, wenn eine Europa- oder Weltmeisterschaft naht. Nun ist es wieder so weit, und so kommen wir erst jetzt dazu, nach Tante Käthe zu fragen – also der Fußballkneipe, nicht der Person, die ist ja bekannterweise Sportdirektor bei einem Club mit Nähe zur pharmazeutischen Industrie.

 

Mauersegler wird Käthes zweites Zuhause

 

Seit 2006 residierte Käthe, die Kneipe, auf dem Grundstück nördlich des Gleimtunnels, das nun der Groth-Gruppe gehört und zum Wohngebiet werden soll. Diese hat schon vor längerer Zeit Bagger geschickt, die für Ordnung sorgen sollten, bevor es mit dem Neubau losgeht. Fürs Fußballgucken ist da kein Platz mehr. „Wir würden da jetzt gar nicht mehr sein wollen. Der Charme ist weg“, meint Eric Falkenhahn, einer der Betreiber – oder sagen wir doch gleich Vater von Tante Käthe.

Doch keine Sorge, der Tante geht es dennoch gut: Sie ist einfach Richtung Süden gezogen, zum Mauersegler an die Bernauer Straße. Dieser war schon früher Pächter des Grundstücks im Norden; die Käthe als Gast ist er also gewöhnt. In den vergangenen zwei Jahren wurde der neue Standort bei Bundesliga- und Championsleague-Spielen schon getestet. Doch das Großaufgebot samt Biergarten, Grill und diversen Leinwänden wird nun erstmals aufgefahren. „Der richtige Umzug ist erst jetzt, zur WM“, sagt Falkenhahn.

 

Fußball unterm Sternenhimmel

 

Ein weiterer Nomade im Prenzlauer Berger Public-Viewing-Business ist Pari Garvanos. Er ist in diesem Jahr mit seinem Angebot vom Starplatz auf die Wiese hinter dem Planetarium gezogen – zum Schutz für die Nachbarn; die Spiele laufen in diesem Jahr ja etwas später“, wie er sagt. Strom und Wasser bekommt sein Pop-up-Public-Viewing (ja, wir ziehen das mit den Anglizismen jetzt knallhart durch) vom Planetarium, dafür heißt es nun auch „Fußball unterm Sternenhimmel“. „Das wird ein entspanntes Fest für die Nachbarschaft“, meint Garvanos.

Ausgerechnet die zeigt sich aber bislang nicht so begeistert. Die Anwohnerinitiative am Thälmann-Park ist etwas irritiert, dass hier so ein Großereignis auf öffentlicher Wiese genehmigt wurde, während man ihnen das für ihren Flohmarkt verwehrt hat. Wir können nur hoffen, dass der Sturm bald vorbei ist und die Parkanlage danach wieder so nutzbar ist wie zuvor, die Pflanzen und Bäume noch heil sind und die Singvögel ob des grausamen Gegröles nicht endgültig abgehauen sind“, schreibt die Initiative auf Ihrer Website.

 

Torjubel nach Mitternacht nur in geschlossenen Räumen

 

Wo man überbezahlten Männern in kurzen Hosen beim Verfolgen eines Balls am anderen Ende der Welt zuschauen kann, wäre damit geklärt (ein paar weitere Tipps gibt es unten). Bleibt die Frage, wie das mit dem Schauen in der Öffentlichkeit läuft, wenn die Spiele dank der Zeitverschiebung erst spät angepfiffen werden? Manch Prenzlauer Berger versteht bei nächtlichem Radau ja keinen Spaß.

„Wenn es erst um 24 Uhr oder später losgeht, gibt es keine Chance“, sagt Torsten Kühne (CDU), Pankows Ordnungsstadtrat. Diese Spiele dürfen draußen nicht gezeigt werden. Für Spiele nach 22 Uhr brauche man eine Ausnahmegenehmigung. „Derzeit haben wir 21 Anträge, von denen 16 schon genehmigt sind“, so Kühne.

 

Wer nicht gerne alleine vor dem Fernseher sitzt, dem kann hier geholfen werden:

Tante Käthe, Bernauer Str. 63-64.

Gezeigt werden alle Spiele drinnen und draußen, Platzreservierungen sind nicht möglich, Eintritt frei.

Fußball unterm Sternenhimmel, Prenzlauer Allee 80 (hinter dem Zeiss-Großplanetarium).

Gezeigt werden alle Spiele, die vor 24 Uhr beginnen; Eintritt frei.

Willner Brauerei Berlin, Berliner Str. 80-82.

Gezeigt werden alle Spiele, die frühen draußen im Biergarten, die späten in der Brauerei. Eintritt frei.

Prater, Kastanienallee 7-9.

Gezeigt werden alle Spiele, die vor 24 Uhr beginnen. Platzreservierungen sind nicht möglich, Eintritt frei.

Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36.

Gezeigt werden alle Spiele, die bis 22 Uhr angepfiffen werden, und zwar bei gutem Wetter auf dem Hof, bei schlechtem in den Gebäuden. Bei Deutschland- und Finalspielen kostet der Eintritt 3 Euro, sonst kostet es nichts.

Pfefferberg, Schönhauser Allee 176.

Gezeigt werden alle Spiele, auch die späten, die halt nur nicht im Biergarten im Hof, sondern drinnen. Der Eintritt ist frei.

Wo kann man in Prenzlauer Berg noch gut Fußball gucken? Wir freuen uns über Ergänzungen in den Kommentaren. 

 

 

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