Gethsemanestraße: Die kleine Lösung

von Juliane Schader 9. April 2013

Ein breiterer Bürgersteig hier, ein bisschen Gehwegvorstreckung dort, das ist aus den großen Plänen von der Auto-freien Gethsemanestraße geworden. Weil die engagierten Bürger sich nicht einig wurden.

Wenn zwei sich streiten, dann entscheidet das Bezirksamt, so läuft das mit der Bürgerbeteiligung manchmal. Aktuellstes Beispiel: Die Umgestaltung der Straßen um die Gethsemanekirche. Seit Jahren schon fordert eine Bürgerinitiative, dass dort zumindest temporär die Autos aus dem Straßenbild verschwinden und Platz für spielende Kinder machen sollen. Andere Anwohner lehnen dieses Konzept jedoch strikt ab, weil sie Angst vor zusätzlichem Lärm sowie um die Parkplätze haben. Zuletzt scheiterte sogar ein Mediationsverfahren des Bezirks, weil die verschiedenen Interessengruppen einfach keinen konstruktiven Dialog miteinander hinbekamen. Nun hat sich das Bezirksamt allein überlegt, wie die Umgestaltung laufen könnte.

Die größte bauliche Veränderung wäre eine Verbreiterung des westlichen Gehwegs der Greifenhagener Straße zwischen Stargarder Straße und Fußgängerbrücke, wobei diese zu Lasten der Parkplätze erfolgen würde. Zudem wären Gehwegvorstreckungen vor der Gethsemanestraße 9/10 sowie auf Höhe des Spielplatzes auf der kirchseitigen Straßenseite denkbar. Auch eine Ausweisung des kurzen Abschnittes der Greifenhagener Straße zwischen Gethsemanestraße und Fußgängerbrücke als Fußgängerzone wäre möglich, sowie eine fußgängerfreundliche Umgestaltung der Kreuzung Gethsemane-/Stargarder Straße. Zuletzt könnte man auch die Greifenhagener Straße an dieser Stelle zur Einbahnstraße erklären. All diese Faktoren würden den Verkehr beruhigen, ihn aber nicht ganz verdrängen. Im Laufe des Jahres will das Amt nun prüfen, welche dieser Optionen realisierbar sind. Umgesetzt werden könnten sie in den kommenden zwei Jahren, die Finanzierung soll über Ausgleichsmittel aus den Sanierungsgebieten erfolgen.

 

Keine Autos? Keine Option

 

„Unser Ziel ist es, die Rechte der Fußgänger zu stärken“, sagt Jens-Holger Kirchner (Grüne), Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung. Die konsequenteste Lösung, also die Verbannung der kompletten Verkehrs und aller parkender Autos, sei aber einfach nicht durchsetzbar – dafür seien Stellplätze im Kiez viel zu begehrt. Als nächste Schritte wird das Amt nun seine Pläne konkretisieren und im zuständigen Ausschuss den Bezirksverordneten vorstellen. Sobald die Bauvorhaben feststehen, soll es auch eine Informationsveranstaltung für die Anwohner geben. „Aber meine Idee, dass Bürger auch mal untereinander klären, wie ihr direktes Umfeld gestaltet werden soll, ist an dieser Stelle gescheitert“, meint Kirchner.

Cornelia Dittrich von der Bürgerinitiative Gethsemaneplatz, die sich für weniger Autos und mehr frei nutzbaren öffentlichen Raum einsetzt, findet den Abbruch des Mediationsverfahrens schade. Ganz aufgegeben hat sie die Hoffnung aber noch nicht, dass zumindest ihre Idee der temporären Spielstraße noch einmal aufgegriffen wird. Nur mit ein paar Schildern könnte man die Straße ausschließlich tagsüber und auch nicht unbedingt jeden Tag für durchfahrende und parkende Autos sperren. Diese Option lehnt das Bezirksamt bislang ab, weil dann falsch parkende Autos abgeschleppt werden müssten und schlichtweg das Personal fehlt, diese Vergehen zu ahnden. Was auch daran liegt, dass die Mitarbeiter der Parkraumbewirtschaftung zwar Knöllchen schreiben, aber kein Abschleppen veranlassen dürfen. „Aber ich warte jetzt erstmal ab, was aus den Vorschlägen des Amtes wird“, sagt Dittrich.

 

 

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