Pankow hat die meisten Verkehrstoten

von Kristin Freyer 15. Februar 2012

Im vergangenen Jahr starben auf Berlins Straßen 54 Menschen, neun davon in Pankow. Viele Unfälle passieren, weil Verkehrsregeln nicht beachtet werden. Der Bezirk versucht sich an Prävention.

54 Menschen sind im vergangenen Jahr auf Berlins Straßen ums Leben gekommen, neun davon allein in Pankow. Das geht aus dem Bericht der Berliner Polizei zur Verkehrssicherheit hervor, der in der vergangenen Woche vorgestellt wurde. Damit ist der Bezirk im stadtweiten Vergleich negativer Spitzenreiter. Mit jeweils acht tödlich Verunglückten folgen Mitte und Treptow-Köpenick. Marzahn-Hellersdorf und Neukölln verzeichnen mit jeweils einem Todesopfer die niedrigsten Werte.

Vor allem die Zahl der tödlich verunglückten Radfahrer hat sich im vergangenen Jahr stark erhöht. Starben in Berlin 2010 sechs Radler, waren es im vergangenen Jahr elf, drei davon in Pankow. Auch die Gesamtzahl der Unfälle hat sich um 19 Prozent auf knapp 7400 erhöht. Bei fast der Hälfte der Unfälle waren die Radler die Hauptverursacher des Unfalls, weil sie beispielsweise über rote Ampeln fuhren oder die falsche Fahrbahn benutzten.

Da Fußgänger nur wenig geschützt sind, zählen sie zu den besonders gefährdeten Teilnehmern des Straßenverkehrs. Das zeigt auch die Statistik. 2011 sind in Berlin 29 Fußgänger ums Leben gekommen, fünf davon auf Pankows Straßen. Neben der Missachtung des Straßenverkehrs spielte auch hier das Laufen über rote Ampeln eine bedeutende Rolle. Zudem verursachte plötzliches Hervortreten auf Straßen, Tramschienen oder Radwege immer wieder Unfälle.

 

Die Seitenlage der Tram führt immer wieder zu Unfällen

 

Zu den gefährlichsten Bereichen Prenzlauer Bergs und ganz Berlins gehört die Kreuzung der Schönhauser Allee mit der Bornholmer und Wisbyer Straße. Insgesamt 29 Unfälle haben sich hier im vergangenen Jahr ereignet, bei denen 39 Personen leicht und vier schwer verletzt wurden. Bereits seit zwei Jahren soll die Kreuzung nach Angaben des für Verkehr zuständigen Stadtrats Jens-Holger Kirchner (Grüne) umgebaut werden. Bisher sei dieser Umbau aber immer wieder zurückgestellt worden, zuletzt wegen der Sanierung des Viaduktes der U-Bahnlinie 2, so Kirchner.

Auch die sogenannte Seitenlage der Tram in der Greifswalder Straße, südlich der Danziger Straße, führt laut Kirchner immer wieder zu Unfällen mit Straßenbahnbeteiligung. Dort liegen die Tramgleise direkt an der Straße. Somit muss ein Passant Straße und Tramgleise in einem Zug überqueren, da es zwischen beiden keine Wartemöglichkeit gibt. „Die Fußgänger konzentrieren sich hier oftmals nur auf den Autoverkehr und nicht auf die Straßenbahn“, sagt Kirchner.

 

„Unfälle kann man nicht verhindern, nur das Risiko senken“

 

Nach Angaben der Berliner Polizei gab es in Pankow im vergangenen Jahr insgesamt 92 Unfälle, an denen Straßenbahnen beteiligt waren. Zwei Personen starben infolge dessen, 22 Personen wurden leicht, zehn weitere schwer verletzt.

„Unfälle kann man nicht verhindern, nur das Risiko senken“, sagt Kirchner. Dies sei zum Beispiel durch den Bau von Absperrgittern möglich, die einen leichten Zwang auf die Fußgänger ausübten. Auch das Anbringen sogenannter Z-Gitter wie beispielsweise in der Prenzlauer Allee oder Greifswalder Straße helfe, Unfällen vorzubeugen. Durch sie sei man gezwungen, den Körper und die Blickrichtung in Richtung der Straßenbahn zu bringen und könne so herannahende Trams besser sehen, meint der Stadtrat.

Trotz dieser Maßnahmen kommen nach Angaben der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) aber immer wieder Personen zu Schaden, „weil sie die Gleise unachtsam und nicht an den gesicherten Stellen überquert haben“, heißt es auf der Internetseite der BVG. Der jüngste Tram-Unfall in Prenzlauer Berg habe wieder gezeigt, dass Menschen auch jenseits aller Überwege die Straßen querten und sich so in Gefahr brächten, sagt Kirchner. Der Stadtrat ruft deshalb zu mehr Vorsicht im Straßenverkehr auf. Außerdem solle sich jeder Verkehrsteilnehmer bewusst sein, dass Straßenbahnen einen deutlich längeren Bremsweg als Autos hätten. Fast zwei Mal so lang sei dieser, sagt die Pressesprecherin der BVG, Petra Reetz. „Die allgemeine Faustregel lautet: So lang wie die Straßenbahn ist, so lang ist auch ihr Bremsweg“, erklärt Reetz. „Je nach Modell wiegt eine Tram zwischen 30 und 50 Tonnen. So einen Koloss bringt man nicht so schnell zum Stehen.“

 

Unachtsamkeit und Leichtsinn führen zu Unfällen

 

Vor allem Unachtsamkeit und Leichsinn sind nach Angaben der Pressesprecherin die Hauptursachen von Tram-Unfällen. „Viele Radfahrer denken, dass sie schnell genug sind und es noch über die Gleise schaffen“, sagt sie. Fußgänger seien hingegen oft abgelenkt, beispielsweise durch das Hören von Musik oder das Telefonieren mit dem Handy. Touristen und Kinder seien hingegen besonders vorsichtig und viel seltener in Unfälle mit Straßenbahnen verwickelt, so Reetz.

Um Unfälle zu verhindern, setze die BVG schon seit Jahren auf Aufklärung, beispielweise mit der Durchführung von Verkehrssicherheitstagen oder dem Gang in Schulen, erklärt sie. Auch die Kampagne ‚Achte auf deine Linie!‘ soll auf Gefahren hinweisen und Unfällen vorbeugen.

 

 

Die Hauptunfallursachen von Fußgängern sind:

– Missachtung des Straßenverkehrs

– Laufen über rote Ampeln

– Plötzliches Hervortreten auf Straßen, Tramschienen oder Radwege

Die Hauptunfallursachen gegenüber Fußgängern sind:

– Fehler an Fußgängerampeln

– Fehler beim Abbiegen

Die Hauptunfallursachen von Radfahrern sind:

– Benutzung der falschen Fahrbahn

– Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr

– zu hohe Geschwindigkeit

Die Hauptunfallursachen gegenüber Radfahrern sind:

– Fehler beim Abbiegen

– Nichtgewähren der Vorfahrt

– Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr

 

Die Polizei rät:

– Verkehrsregeln einhalten. Dazu gehört auch das Halten an roten Ampeln

– In der Dunkelheit helle oder reflektierende Kleidung tragen

– Radfahren im Dunkeln nur mit funktionstüchtiger Beleuchtung

– Kindern ein Vorbild im Straßenverkehr sein

– Nach dem Konsum von Alkohol lieber auf Bus und Bahn umsteigen

 

 

 

NEWSLETTER: Damit unsere Leserinnen und Leser auf dem Laufenden bleiben, gibt es unseren wöchentlichen Newsletter. Folgen Sie uns und melden Sie sich hier an!

Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar