Im Namen der Alten

von Kristin Freyer 20. Januar 2012

Auch wenn es nur wenige wissen: Bereits seit 20 Jahren gibt es im Bezirk eine Seniorenvertretung, die sich für die Rechte und Belange älterer Menschen einsetzt. Doris Fiebig ist ihre Vorsitzende.

Über sie werden selten Bücher und Feuilletons geschrieben. Sie sind nicht hipp, sie verdrängen nicht, sie sind alt. Und sie sind jeder Fünfte im Bezirk Pankow. Laut Bevölkerungsstatistik leben in Pankow derzeit knapp 72.000 Menschen, die 60 Jahre und älter sind. Für ihre Interessen und Rechte setzt sich bereits seit 20 Jahren die Seniorenvertretung ein. Außer mit den insgesamt 30 Seniorenheimen Pankows arbeitet sie unter anderem mit einer Vielzahl an Freizeitstätten zusammen.

Darüber hinaus haben ihre Mitglieder in den verschieden Ausschüssen der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Rederecht. Einmal im Jahr findet zusätzlich eine Senioren-BVV statt, die sich speziell mit den Belangen älterer Menschen in Pankow befasst.

 

„Senioren haben andere Probleme als Kinder oder Familien“


Die Vorsitzende der Seniorenvertretung ist seit November letzten Jahres Doris Fiebig, die von 1990 bis 2011 durchgängig Bezirksverordnete war. „Senioren haben ganz andere Probleme als beispielsweise Kinder oder Familien“, sagt sie. Mobilitätsschwächen, Einsamkeit, um die drängendsten Probleme zu nennen. Viele Wohnungen seien zudem nicht an die Bedürfnisse von Senioren angepasst: Sie hätten Schwellen, keine Fahrstühle und die Zugänge müssten verbessert werden. Nach Ansicht von Doris Fiebig ist dies aber ein generelles Problem. „Nicht nur Rentner sind davon betroffen, sondern auch beispielsweise Familien mit Kinderwägen und Menschen mit Behinderung“.

Bezahlbare Wohnungen, die an die Bedürfnisse der Senioren angepasst sind, gibt es ihrer Meinung nach zu wenig. Grund dafür sei auch ein falsches Verhalten der Eigentümer von Neubauwohnungen. „Würde man sofort entsprechende Wohnungen bauen und nicht erst später sanieren, könnte man viel Geld sparen“, sagt Fiebig. Es gehört zu den Aufgaben der Seniorenvertretung, ein Bewusstsein für derartige Probleme in die BVV zu tragen.

 

Eine gemischte Sozialstruktur ist wichtig


Neben der Verbesserung der Wohnsituation in Prenzlauer Berg ist für Doris Fiebig auch eine stärkere soziale Durchmischung wichtig. „Sowohl Alt und Jung als auch Arm und Reich können in einem Kiez gut zusammenleben“, sagt sie. „Die Schwächeren sollten nicht einfach an den Rand der Stadt gedrängt werden. Früher hat das doch auch gut funktioniert.“

Besser werden könnte es durch mehr Kommunikation, glaubt Fiebig. „Junge und alte Menschen sollten öfter an einen Tisch gebracht werden, um miteinander zu reden.“ Außerdem sollten neu entstehende soziale Einrichtungen am besten generationsübergreifend aufgebaut werden. Ein Kennenlernen der verschiedenen Altersschichten sei so leichter möglich. Zudem schaffe dies mehr Vertrauen zu- und Verständnis füreinander.

Gesetzlich vorgeschrieben ist die Einrichtung einer Seniorenvertretung seit 2006. Wählen und gewählt werden dürfen alle Senioren, die zum Stichtag das 60. Lebensjahr vollendet und ihren Hauptwohnsitz im jeweiligen Bezirk haben, unabhängig von der Nationalität. Von den 22 im November in Pankow wählbaren Kandidaten schafften es letztendlich 17 in die Seniorenvertretung.

 

Wahlbeteiligung lag bei einem Prozent

 

Doch die Wahlbeteiligung war sehr gering. Nur etwa 480 Rentner haben nach Angaben von Fiebig abgestimmt – nicht einmal ein Prozent aller Wahlberechtigen. Im Vergleich zu 2006 sei dies aber schon eine Verbesserung. Damals hätten nur etwas mehr als 230 Menschen den Weg ins Wahlbüro gefunden. Gründe für die geringe Beteiligung nennt sie viele: Zum einen wüssten viele der Senioren trotz der Plakate und Aushänge in Freizeitstätten oder Büchereien nicht, dass die Seniorenvertretung überhaupt existiere. Zum anderen sei es für viele Rentner einfach nicht wichtig. „Die meisten Menschen interessiert es erst dann, wenn es sie selbst betrifft“, meint Fiebig.

Natürlich gebe es aber auch eine Vielzahl an Menschen, die krankheitsbedingt nicht zur Wahl kommen könnten. Abhilfe könnte eine Briefwahl schaffen. „Aber ein entsprechender Antrag wurde 2006 wegen zu hoher Kosten abgelehnt. Die Senioren müssen also persönlich ins Wahlbüro kommen und dort abstimmen“, sagt Fiebig. „Ausnahmen gibt es nicht.“

Dabei ist die Gruppe der Senioren, für deren Interesse sich die Vertretung einsetzt, stetig wachsend. 40 Prozent der Pankower ist derzeit 45 Jahre und älter. Auch Fiebig weiß das. „In zehn Jahren hat der Bezirk eine andere soziale Zusammensetzung als heute“, sagt sie.

 

 

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