Zionskirche: Friedlich, doch revolutionär

von Juliane Schader 4. April 2014

Mit einer Veranstaltungsreihe erinnert die Zionskirche an die friedliche Revolution 1989. Zum Auftakt am Sonntag gibt es „Die Gesichter der Revolution“ als Fotos und einen Kiezspaziergang mit Revolutionär.

Mit dem Hochglanz zur richtigen Zeit wird es knapp. Schon am Sonntag eröffnet in der Zionskirche die Reihe „Widerstandsräume: Friedliche Revolution“, die sich den 25. Jahrestag des Mauerfalls zum Anlass nimmt, an die Opposition im Kiez zu erinnern. Doch vor der Kirche ist immer noch Baustelle. Die Promenade, die rund um das Gebäude angelegt werden soll, ist zwar schon zu erkennen. Statt von Beeten wird sie aber noch von Bauzäunen und überdimensionierten weißen Plastetüten begrenzt.

Kurz denkt man daran, dass in Moskau oder Peking zu wichtigen Gelegenheiten schon mal der Himmel blau geschossen und verwelktes Gras grün gemalt wird. Sollte hier etwa, ausgerechnet zu diesem Anlass, auf gute, alte sozialistische Traditionen zurückgegriffen werden? Nein, nein, sagt Nicola Maria Hochkeppel, die das Themenjahr organisiert. „Mit den Arbeiten haben wir nichts zu tun.“ Dahinter steckt die schon lange geplante denkmalgerechte Wiederherstellung des Zionskirchplatzes, die schon seit über einem Jahr läuft.

Gemäß der Berliner Tradition wird die Veranstaltungsreihe der evangelischen Kirchgemeinde am Weinberg am Sonntag also auf einer Baustelle eröffnen.

 

Stimmen der Stillen

 

Doch worum geht da eigentlich? „Wir wollen uns der Revolution und der Rolle der Kirche dabei widmen“, erzählt Hochkeppel. In Erzählcafés, Ausstellungen, Konzerten, Gottesdiensten und Führungen soll zum einen die Geschichte der Wende, vor allem im direkten Umkreis der Zionskirche, erzählt werden. Zum anderen soll der Bogen bis in die Gegenwart geschlagen werden: Was machen die Revolutionäre von damals heute? Gibt es eine Verbindung zu den aktuellen Ereignissen, etwa in der Ukraine oder der Türkei?  Wer bietet heute denjenigen, die Widerstand leisten, einen Raum? Das Internet vielleicht?

Zu Wort kommen sollen dabei nicht nur „professionelle DDR-Erklärer, sondern auch die Stillen, die bisher niemand gehört hat“, sagt Hochkeppel.

 

Vor der Zionskirche ist derzeit noch eine Baustelle.

 

In der 1980er Jahren öffnete sich die Zionskirche für Menschen aus Prenzlauer Berg und Mitte, die nach Alternativen suchten. Im Keller des Gemeindehauses kam die Umweltbibliothek unter, in der man auch verbotene Bücher zu Themen wie Frieden und Menschenrechte bekam, und die die Samisdat-Zeitung „Umweltblätter“ herausgab. Hier konnte man sich treffen und austauschen. Als die Stasi im November 1987 eine Razzia durchführte und mehrere Mitglieder der Bibliothek verhaftete, erfuhr man weltweit von den Aktivitäten in der Kirche, die damit zum Symbol des Widerstandes wurde.

 

Wie bitte komme ich zum Widerstand?

 

Kein Wunder also, dass ausgerechnet hier in diesem Jahr ein so umfangreiches Programm angeboten wird – die Gründer der Umweltbibliothek diskutieren zum Thema „Wie bitte komme ich zum Widerstand?“, es gibt einen Kiezspaziergang zu den Stätten der Revolution und es wird diskutiert, was die Kirchen in Ost und West verband.

Den Anfang macht am Sonntag um zehn ein Gottesdienst mit Margot Käßmann, dem die Eröffnung der Fotoausstellung „Gesichter der Revolution“ von Dirk Vogel sowie ein Kiezspaziergang mit Zeitzeugen folgt. Das ausführliche Programm sowie die Termine der kommenden Monate finden sich auf der Internetseite zum Projekt, an dem neben der Gemeinde auch die Robert-Havemann-Gesellschaft sowie die Stiftung Aufarbeitung als Geldgeber beteiligt sind.

Für Oktober ist übrigens eine Ausstellung mit dem Titel „Radikal persönlich. Zeitdokumente der Friedlichen Revolution“ geplant, für die noch Dokumente, Fotos und Erinnerungen von Zeitzeugen gesucht werden. Mehr Informationen gibt es hier.

 

 

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