Mehr Kommunikation über Bäume wagen

von Juliane Schader 16. Mai 2012

Baumpflege ist Vertrauenssache. Das wird zum Problem, wenn das Bezirksamt Bäume fällt und die Bürger ihm nicht vertrauen, dass es für die Fällung gute Gründe hatte. Der Versuch einer Schlichtung.

Die Politik steckt in einer Glaubwürdigkeitskrise. Das merken wir bei den Prenzlauer Berg Nachrichten besonders, sobald die Baumschnittsaison wieder begonnen hat. Regelmäßig treffen dann bei uns in der Redaktion die Mails besorgter Bürger ein, die sich fragen, warum eigentlich genau vor ihrem Haus die Bäume bis auf ein Minimum zusammengestutzt oder sogar gefällt wurden. Die Wenigsten gehen dabei davon aus, dass sich das Bezirksamt beim Versorgen der Bäume irgendwas gedacht haben könnte. Die Mehrzahl spekulieren beim Motiv auf pure Boshaftigkeit.

Dabei lauten die Antworten, die wir auf unser gewohnt penetrantes wie beharrliches Nachfragen zu diesen Fällen bzw. Fällungen aus dem Amt bekommen, eigentlich immer gleich: Ja, wir mochten genau diesen Baum auch besonders gern, aber er war krank und umsturzgefährdet und im schlimmsten Fall sogar ansteckend. Zumindest für seine Artgenossen. Außerdem – und dann folgt ein Teil, von dem man als Laie höchstens das Wort „Verkehrssicherheit“ verstehen kann. Denn natürlich entbehrt so eine Baumfällung nicht der rechtlichen Grundlagen. Auf jeden Fall habe man, leider leider, auf eine Fällung nicht verzichten können. Und weil der Bezirk nun mal so pleite sei, wie man es von einem Berliner erwarte, werde in den kommenden 2000 Jahren auch kein Ersatz gepflanzt.

 

Wer fällt wen, das ist hier die Frage

 

Natürlich ist das für beide Seiten keine besonders zufriedenstellende Situation. Die Bürger müssen sich plötzlich daran gewöhnen, in einer Baumstumpf-bestandenen Straße zu leben, und den Politikern bleibt nur die Wahl, ob sie lieber böse Briefe bekommen wollen, weil sie einen Baum gefällt haben, oder weil der Baum einen Bürger gefällt hat. Ja, es ist verfahren.

Doch hier ein Vorschlag zur Güte. Denn die meisten Menschen verstehen es ja, dass es ab und zu dem Grünzeug an den Kragen gehen muss, wenn dieses sonst die eigene Gesundheit gefährdet. Man muss es ihnen nur sagen. Daher haben wir, wie es unsere Service-orientierte Art ist, folgenden Text erdacht, den Mitarbeiter des Bezirksamtes nun nur noch groß ausdrucken und, sagen wir, zwei Wochen vor Beginn der Arbeiten an den betroffenen Bäumen anbringen müssen. Die neuen Kollegen von den Piraten sind sicher auch gerne behilflich, dass Ganze zu Digitalisieren und irgendwas mit Google Maps damit zu machen. Und wenn das Amt diese Informationsoffensive konsequent durchzuhalten versteht, gehen die Leute auch irgendwann wieder wählen.

 

Dieser Baum sieht zwar wunderschÖn und durchweg gesund aus, doch der Eindruck tÄuscht. Am …………. muss er leider gefÄllt werden, und zwar aus folgendem Grund:

O  Der Baum ist krank

O  Bei diesem Baum handelt es sich um eine Traubenkirsche. Jetzt sagen Sie nicht, Sie wissen nicht, was das bedeutet

O  In dem Baum nisten Tauben, die nerven

O  Wo jetzt noch der Baum steht, entsteht in Kürze ein feines Townhouse

O  Der Baum ist Total gesund, wir sind nur wirklich so boshaft, wie alle glauben



 

 

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