Senat verteidigt Riesen-Brücke im Thälmann-Park

von Juliane Schader 24. Juni 2011

Auch im Thälmann-Park gibt es keinen Baustopp: Die neue Stahl-Brücke sei nötig, sagt der Senat. Teich-Aktivist und Schauspieler Volker Herold („Verliebt in Berlin“) ist maßlos enttäuscht.

Volker Herold hat alles versucht. Der Schauspieler („Verliebt in Berlin“) und Bewohner des Thälmannparks hat mit der Presse gesprochen, Unterschriften gesammelt, Klaus Wowereit einen Brief geschrieben und dabei immer wieder deutlich gemacht, was er hält von den Bauarbeiten an der Brücke im Park. Nämlich gar nichts.

Wo seit 25 Jahren eine Holzbrücke über einen Bach im Amphibienschutzgebiet des Thälmannparks führt, entsteht derzeit ein Monstrum aus Stahl und Beton. Das findet Herold nicht nur völlig überdimensioniert, sondern mit seinen knapp 80.000 Euro Entstehungskosten auch noch viel zu teuer. Doch seine Forderung nach Baustopp blieb unerhört: Seit Anfang Mai rollen die Bagger.

 

Senat für Umwelt hat das Gewässer nicht einmal gelistet

 

„Der Bezirk sagt immer, er wüsste von nichts, der Senat sei zuständig“, sagt Herold. Bei der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz sei der Back, welcher durch die Brücke überspannt werden solle, nicht einmal im Gewässerverzeichnis gelistet. Nur die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die baue eifrig und mit großer Zerstörungswut gegenüber der sorgsam gehegten und gepflegten Natur des kleinen Biotops: „Das ist doch ein Schildbürgerstreich.“

Mit dem sich noch im Mai sogar das Berliner Abgeordnetenhaus beschäftigte. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) erläuterte, dass die alte Brücke durch Pilzbefall und Fäulnis ein Gefahrenherd geworden sei für jeden, der sie überqueren wollte. Die Anwohner seien vorab einfach aus dem Grund nicht informiert worden, dass das dafür zuständige Bezirksamt es nicht für notwendig gehalten habe. „Ich glaube, dass wir mit dieser Brücke im Ergebnis der Bauarbeiten wieder eine Brücke für die Bevölkerung im Thälmann-Park zur Verfügung haben, auf die Sie genauso stolz sein können wie auf die jetzige Brücke“, so die Senatorin.

 

Herold: „Ignoranz der Politik ist nicht zu überbieten“

 

Ein frommer Wunsch, den Herold in einem offenen Brief an die Anwohner und Besucher des Teichs wie folgt erwidert: „Senat und regierender Bürgermeister sind in Ignoranz und Arroganz zu unserer anderen Meinung nicht mehr zu überbieten.“ Das Unverständnis gegenüber der Dimension des Bauprojekts und der schlechten Kommunikation mit den Anwohnern und ihm als Pfleger des Biotops sitzt tief.

Dabei hat der Senat tatsächlich Gründe, mit großen Brücken-Kanonen auf keine Teich-Spatzen zu schießen, wie ein Blick in die Antwort auf eine kleine Anfrage des Linken-Bezirksverordneten Matthias Zarbock zeigt. Der Pankower Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) zitiert darin aus einem Bericht der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die mitteilt: „Die Notwendigkeit zur Instandsetzung bzw. zum Neubau einer Brücke ergeben sich aus den Ergebnissen der regelmäßigen Prüfungen für Ingenieurbauwerke nach DIN 1076.“ Die alte Holzbrücke sei einfach zu schadhaft und damit zu gefährlich gewesen, und Holz als Baustoff in der Unterhaltung wesentlich unwirtschaftlicher als Beton oder Stahl, weshalb man sich bei der neuen Brücke für diese Materialien entschieden habe. Zudem wird auf die Baugrundverhältnisse verwiesen, die schon 1985 für die kleine Holzbrücke ein massives Fundament erforderlich gemacht hätten. „Deshalb ist auch der jetzt zu errichtende Ersatzneubau ähnlich dimensioniert“, schreibt die Senatsverwaltung.

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