Graffiti Mauerpark

Der Traum vom legalen Malen

von Kristina Auer 21. Februar 2018

Mehr legale Flächen für Graffiti wollten unsere Bezirkspolitiker erreichen, zum Beispiel im Mauerpark. Doch das Bezirksamt sagt: Jein.


Sie ist gewissermaßen eine Grauzone in Farbe – die Mauer auf dem Hügel zwischen Jahnstadion und Mauerpark. Das Stück historische Hinterlandmauer wird seit Jahren als Untergrund für Graffitis genutzt. Legal ist das eigentlich nicht. Kontrollen und Strafen unterlässt das Ordnungsamt an dieser Stelle aber bewusst.

Im letzten Frühjahr wagten die Pankower Linken also den Vorstoß, man könne das Sprühen am Mauerpark doch endlich einmal ganz legalisieren. Und überhaupt, es sollte mehr legale Flächen für Graffitis im Bezirk geben. Das Bezirksamt tat, was es tun musste: es prüfte. Und kam zu dem klaren Ergebnis: Jein.

 

Herübergeworfene Sprühdosen

Punkt Eins: Das Jahnstadion gehört nicht dem Bezirk, sondern der Senatsverwaltung für Inneres. Die ist gerade mit den Vorbereitungen für den umfangreichen Umbau des gesamten Jahn-Sportparks beschäftigt. Das alte Stadion soll abgerissen werden, für viele Millionen Euro soll eine inklusive Sportanlage entstehen. Baubeginn ist derzeit für 2021 geplant. „Im Zuge der Bauarbeiten wird eine temporäre Sperrung des Bereichs an der Mauer erforderlich“, vermeldet das Bezirksamt. In frühestens drei Jahren kann also für eine Weile mal nicht dort gesprüht werden.

Und die Senatsverwaltung hat da noch ein paar Einwände. Einer legalen Nutzung als Graffiti-Wand könne man nur unter drei Bedingungen zustimmen: Erstens, es darf nur auf der Mauerparkseite gemalt werden. Zweitens, die Denkmalbehörde muss dem Plan zustimmen. Drittens, es muss dafür gesorgt werden, dass kein Müll über die Mauer  in den Sportpark hinübergeworfen wird. Derzeit müssten Mitarbeiter des Sportamts nämlich mehrfach wöchentlich den Müll entsorgen, den die Sprayer herüberwerfen. Im Detail : „leere/halbleere Spraydosen, Bierflaschen, sonstige Abfälle“.

 

Geheimtipp für Sprayer

 

Und was ist mit weiteren legalen Flächen? Hier gibt das Bezirksamt doch tatsächlich Geheimstipps für Sprayer. Bekanntlich wird ja am westlichen Ende gerade der Mauerpark erweitert. Ende 2018 soll alles fertig sein und die Parkerweiterung im folgenden Frühjahr eröffnet werden. Das Bezirksamt weiß: „Es besteht am westlichen Rand des Erweiterungsgeländes eine Begrenzungsmauer als Abgrenzung des ehemaligen Bahngeländes zu den Privatgrundstücken. Das unterschiedlich hohe Mauerwerk, welches ggf. als Graffiti-Grund geeignet sein könnte, soll statisch geprüft und als Abgrenzung gesichert werden.“ Ein Wermutstropfen: Das Geld reicht aller Voraussicht nach nicht aus. Die Senatsverwaltung für Umwelt spare Kosten, deswegen seien eine Reihe von Plänen für die Parkerweiterung reduziert oder gestrichen worden. Ein Förderantrag sei noch nicht entschieden. Falls es eine Finanzierung gebe, solle das Thema Kunst im Park auf jeden Fall einen Platz finden. Die Mauer dafür steht schon mal da.

Und noch ein letzter Hinweis vom Bezirksamt: Es gibt ein Konzept zur Förderung von Graffiti-Kunst im öffentlichen Raum. Dafür sollen theoretisch auch bezirkseigene Gebäude in Betracht kommen, beispielsweise modulare Ergänzungsbauten (MEB) für Schulen. Der Bezirk unterstütze regelmäßig die Prüfung solcher Möglichkeiten, heißt es. Im Mauerpark wird aber vorerst weiter eine Grauzone bunt gemalt werden.

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1 Kommentar

julien karl 23. Mai 2019 at 13:23

Liebe Kristina Auer,

Ich bin auch Journalist an der DW und Videomacher. Ich produziere momentan ein Video bei dem wir aufnehmen wollen einen Graffiti Artist bei malen eines Bildes auf der Mauer in MauerPark.
Du hast dich mit der Sache neuerdings beschäftigt, danke erstmals für die kurze Reportage. Deswegen wollte ich dich kurz fragen ob du über die Situation mehr weisst?
Der Dreh sollte Ende August stattfinden. Über jeden Auskunft würde ich mich total freuen, danke!

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