Gethsemanekirche: Turm muss doch saniert werden

von Kristina Auer 19. Dezember 2017

Ein Gerüst prangt am Gethsemane-Kirchenturm. Er sollte bei der Sanierung eigentlich ausgespart bleiben. Jetzt ist doch  Ausbesserung nötig – die Gemeinde sammelt weiter Spenden.

Wer für die Sanierung der Gethsemanekirche spenden will, findet alle nötigen Infos bei der Evangelischen Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord.

 

Da prangt er, blau auf rot – der Bauzaun am Turm der Gethsemanekirche. Der Kirchturm wird gerade umfangreich eingerüstet. Der Weihnachtsstern, der alljährlich am Kirchentor leuchtet, wird also harmonisch vom himmelblauen Baunetz eingerahmt.

 

Aus nächster Nähe Schäden entdeckt

 

Und das, obwohl der Turm selbst eigentlich gar nicht saniert werden sollte. Weil er in den 80er Jahren schon mal instand gesetzt wurde, sollte nur der Portalbereich erneuert, der Turm selbst aber ausgespart werden. Als dann aber das Gerüst an der Kirche war und die Sachverständigen einen Blick aus nächster Nähe auf die Fassade werfen konnten, war klar: Auch der Turm kann so nicht bleiben. „Durch unsachgemäß vor vielen Jahren angebrachte Fugen und bedingt durch Witterungseinflüsse sind auch beim Turm viele Stellen dringend sanierungsbedürftig“, sagt der Geschäftsführer Frank Esch.

Den „Vorfahren“ sei aber kein Vorwurf zu machen. Sie hätten schlichtweg kein besseres Baumaterial zur Verfügung gehabt, so Esch. „Die Gemeinde hat sich deshalb entschlossen, den Kirchturm gleich mit zu sanieren. Immerhin gibt es die gute Nachricht: Der türkisfarbene Turmhelm aus Kupfer ist in Ordnung.

 

Gemeinde muss zusätzlich 75 000 Euro sammeln

Die Gethsemanekirche wird seit 2015 saniert. Die Arbeiten am nördlichen Teil der Fassade sind inzwischen größtenteils abgeschlossen, „zeitlich und von den Kosten her planmäßig“, betont Esch. Gerade werde das Gerüst versetzt, also der Kirchturm eingerüstet, damit die Sanierungsarbeiten dort im Frühjahr weitergehen können. „Wir planen mit der gesamten Sanierung der Kirche bis zum Jahresende 2018 fertig zu sein“.

Zu den 1,2 Millionen Euro Gesamtkosten für die Kirchensanierung kommen durch die Turmfassade nun nochmal 345 000 Euro mehr dazu. Den Großteil der Kosten bezahlt das Land Berlin aus Mitteln des Städtebaulichen Denkmalschutzes. Der Rest wird über Spenden finanziert. „Nach Abzug der Senatsförderung bleiben etwa 75 000 Euro, die die Gemeinde selbst aufbringen muss“, sagt Esch. „Jede Spende hilft dabei ungemein.“

Während der 80er Jahre war die Gethsemanekirche zentraler Anlaufort der Oppositionsbewegung in der DDR. Im Herbst 1989 wurden hier rund um die Uhr Mahnwachen für politisch Inhaftierte gehalten; als eine Demonstration am Gründungstag der DDR am 7. Oktober 1989 eskalierte, flüchteten viele vor der Staatsgewalt in die Kirche.

Das könnte Dich auch interessieren

1 Kommentar

Konrad Fischer 19. Dezember 2017 at 20:38

Kein besseres Baumaterial? Auch heute werden 99% aller Fugensanierungen wie anno dunst mit Zementmörtel saniert, dafür sorgen schon die Trockenmörtelindustrie und die von ihr abhängigen bzw. gesponsorten Helfershelfer in Planungsbüros, „wissenschaftlichen“ Instituten, dem Handwerk, den Restauratoren und Denkmalämtern. Die hydraulisch-zementären Bestandteile werden heute als NHL-Kalk oder Trass bezeichnet. Ihre gefügebedingt erhöhte Wasserrückhaltung und Festigkeit, ihre schnelle Abbindung und nachfolgende Zerstörung durch später einsetzende Karbonatisierung der langsamer abbindenden Kalkbestandteile sind seit ca. 1900 bekannt (Heinrich Burchartz, Königl. Preuß. MPA, Lichterfelde) – doch der Branche eher wurscht.

Antworten

Hinterlasse einen Kommentar