Greifswalder Brücke: Stimmt es, dass…

von Kristina Auer 2. November 2016

…die Brücke an der Greifswalder Straße nie mehr geöffnet wird? Das fragte sich eine Leserin. In Teil 2 unserer Serie Gerüchteküche haben wir beim Eigentümer nachgefragt.

Früher konnte man hier bequem mit dem Fahrrad oder zu Fuß die Straße überqueren, ohne sich dem oft rasanten Autoverkehr der Greifswalder Straße auszusetzen: Parallel zu den S-Bahn-Gleisen führt nämlich eine Brücke vom Gelände des alten Güterbahnhofs hinüber auf die andere Seite, zunächst auf das Gewerbegebiet, wo ein paar Fachmärkte stehen, und von dort aus nach unten auf den Fußgänger- und Fahrradweg der Greifswalder Straße.

 

Bauzaun und Stacheldraht

 

Seit einiger Zeit ist allerdings Schluss mit der entspannten Hauptstraßenüberquerung. Während die Brücke im Winter noch nur teilweise versperrt war, ist hier spätestens seit dem Frühling für alle Verkehrsteilnehmer absolut kein Durchkommen mehr. Seitdem prangt auf der Seite des Güterbahnhofs nämlich eine unüberquerbare Blockade, bestehend aus Bauzaun und Plane und gekrönt mit Stacheldraht. Der Grund für die Sperrung ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Baufälligkeit kann es nicht sein, denn die Brücke ist von östlicher Seite weiterhin zugänglich, nur der Durchgang ist versperrt. Was hat es also mit dem Zaun auf sich? Und stimmt es, dass die Brücke nie mehr für die Öffentlichkeit geöffnet werden wird, fragt sich unsere Leserin auf Facebook.

Wir fragen nach beim Eigentümer. Die Brücke an der Greifswalder Straße ist nämlich nicht etwa öffentliches Straßenland, sondern Privatbesitz. Im Jahr 2011 kaufte der Investor Christian Gérôme bekanntlich das komplette Gelände des alten Güterbahnhofs, einschließlich der Brücke. Auf dem Grundstück plant Gérôme ein Bauprojekt mit rund 600 Wohnungen, gegen das sich heftiger Protest in Form einer Bürgerinitiative regt.

Und so sieht der Zaun von der anderen Seite aus.                                       (Foto:Kristina Auer)

 

„Die Brücke wurde ständig von den LKWs, die den Centro Italia Markt beliefern als Parkplatz missbraucht,“ sagt Gérôme. „Ich habe den Großmarkt mehrmals angeschrieben und darum gebeten, die Fahrzeuge von der Brücke zu entfernen, aber ohne Erfolg. Irgendwann dachte ich: Jetzt reicht’s mir, ich mach‘ die Brücke zu.“ Hinzu kommt, dass auf der Brücke und dem Gelände dahinter mehrfach Müll abgeladen wurde, so der Investor. Über die Zeit entstand auf dem Grundstück eine regelrechte Müllkippe, von der wir im Februar berichtet haben. Schließlich forderte der Bezirk den Grundstückseigentümer auf, den Müll zu entsorgen und das Gelände einzuzäunen. „Die Müllentsorgung hat über 20.000 Euro gekostet“, sagt Gérôme. Die Sperrung der Brücke sei auch eine Reaktion auf die Müllkippe: Durch den Zaun ist die Zufahrt für die illegalen Müllentsorger versperrt.

 

Wiederbelegungsmaßnahmen geplant

 

Trotz dieser Vorgeschichte soll die Brücke aber nicht für immer geschlossen bleiben: „Natürlich will ich, dass die Brücke langfristig wieder offen ist“, sagt Gérôme. In der Vorweihnachtszeit plane man zunächst, einen Tannenmarkt auf der Brücke zu eröffnen. Ab März soll die Brücke dann wieder für den Fahrrad- und Fußgängerverkehr frei sein, so der Eigentümer. Allerdings unter der Bedingung, dass kein Müll mehr abgeladen werde. Andernfalls will Gérôme die Brücke wieder sperren lassen. Autos und Lastwagen sollen dort dagegen grundsätzlich nicht mehr fahren. Übrigens: Zusammen mit der Brücke soll dann auf dem Gelände allsonntäglich ein Floh- und Foodmarkt eröffnen. Vorbilder seien der Mauerpark-Flohmarkt und die Markthalle 9 in Kreuzberg, so Gérôme. Mitte Oktober habe es mit dem Berlin Design Markt bereits einen erfolgreichen Testlauf für den geplanten Markt gegeben. Viele kleine Händler, die selbstgemachten Schnickschnack verkaufen – dieses Konzept schwebt Gérôme auch für die Zukunft vor. Auch die alte Bahnhofshalle sei innen schon renoviert und eingerichtet worden. Dort sollen dann unter anderem Kochkurse stattfinden.

 

Fazit: Stimmt es, dass die Brücke an der Greifswalder Straße für immer gesperrt bleibt? Nein. Laut Grundstückseigentümer Gérôme soll die Brücke ab März wieder offen sein, allerdings unter dem Vorbehalt, dass kein Müll mehr dort abgeladen wird. Aller Voraussicht nach können wir dieses Gerücht also mit ‚Stimmt nicht‘ abhaken. Absolute Gewissheit kann es aber erst im März geben.

 

Zu Teil 1 der Gerüchteküche geht es hier entlang: Stimmt es, dass Bornholm bebaut wird?

 

In unserer Rubrik „Gerüchteküche“ gehen wir in loser Folge Gerüchten aus dem Kiez auf den Grund. Was ist Dir zu Ohren gekommen? Erzähl es uns in unserer Umfrage, damit wir herausfinden können, was dran ist!

 

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