Pankow hat jetzt ein Problem-Bad

von Thomas Trappe 10. Oktober 2013

Im Sommer gab es schwere Zwischenfälle im Freibad des Bezirks. Ab der kommenden Saison sollen Konfliktlotsen eingesetzt werden. Die gibt es bisher nur in Neukölln und Kreuzberg.

Die Berliner Bäderbetriebe (BBB) sorgen sich um die Sicherheit im Sommerbad Pankow und wollen deswegen zusammen mit der Polizei und einem Jugendhilfeverein ein Präventionsprojekt auf die Beine stellen. Das erklärte der Sprecher der Bäderbetriebe, Matthias Oloew, gestern auf Anfrage. Demnach sollen Teams aus Ehrenamtlichen im Bad an der Wolfshagener Straße eingesetzt werden, um Konflikte zu deeskalieren – das Programm mit dem Namen „Bleib cool am Pool“ läuft bereits im Neuköllner Columbiabad und im Prinzenbad Kreuzberg. Die Ausweitung auf Pankow ist eine Reaktion auf Randale von Jugendlichen im August dieses Jahres. Danach war das Bad nur noch für Familien geöffnet.

Das Sommerbad Pankow war unter den zwölf Freibädern Berlins in diesem Jahr Spitzenreiter bei den Hausverboten: 17 habe es in den vier Saisonmonaten insgesamt gegeben, erklärte Sprecher Oloew. „Bei weit über 100.000 Besuchern ist das aber eine sehr überschaubare Zahl.“ Auch in den vergangenen Jahren seien in Pankow oft die meisten Hausverbote ausgesprochen worden, was laut Oloew weniger an einer gesteigerten Aggressivität der Besucher als an der Struktur des Bades liege: So gibt es drei Rutschen, darunter eine mit Highspeed-Profil, und zwei Sprungtürme. „Das bedeutet auch, dass es mehr Gelegenheiten gibt, sich ein Hausverbot einzuhandeln“, so Oloew. Das spiegele sich in der Statistik wieder. 

 

Aussperrung keine Lösung

 

Am 2. August sei die „Situation jedoch gänzlich entgleitet“. Rund 50 Jugendliche besetzten damals Rutsche und Sprungturm, bedrängten den Bademeister. Schließlich musste die Polizei das Bad räumen, in den Folgetagen wurde nur Familien der Zutritt gewährt. Dass dies keine Dauerlösung sein kann, darüber besteht Einigkeit. So erklärte Innensenator Frank Henkel (CDU) kürzlich auf eine Kleine Anfrage zum Thema im Abgeordnetenhaus, dass „Zugangsbeschränkungen und Räumungen auch aus Sicht des Senats und der BBB nicht zu den regelmäßigen Sicherheitsmaßnahmen eines Badebetriebes“ gehören dürften. Das „Bleib cool am Pool“-Programm ist nun die Alternative zur Aussperrung.

Seit 2011 gibt es „Bleib cool am Pool“, koordiniert wird das Programm von der Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit (GSJ). Polizei und Senat reagierten damals auf Aufsehen erregende Zwischenfälle in den Bädern in Kreuzberg und Neukölln. Im Blick der Vereinsarbeit waren und sind dabei vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund. Sechs von zehn Ehrenamtlichen haben einen solchen, schätzt Hartmuth Kurzhals, bei der GSJ zuständig für das Programm. Oft entstünden Konflikte zwischen Gruppen unterschiedlicher ethnischer Herkunft, „und dann hilft es, wenn Menschen mit demselben Hintergrund und Kenntnis der Sprache schlichtend eingreifen können“. So habe in diesem Jahr im Columbiabad stets eine Eskalation zwischen tschetschenischen und arabischen Jugendlichen gedroht. „Dank der Konfliktmanager kam es aber nie zu Schlimmerem.“ In Kreuzberg habe das Programm so gut funktioniert, dass man in diesem Jahr schon wieder auf die Ehrenamtler verzichten konnte, so Kurzhals.

 

Polizei muss noch zustimmen

 

Er betonte, dass es sich bei seinen Helfern nicht um Security-Personal oder eine Hilfspolizei handle. Vielmehr sollen die Ehrenamtler durch Gespräche und, wenn nötig, sanfte Ermahnungen, einer aufgeheizten Stimmung vorbeugen. Wichtig seien gut gemischte Teams, sowohl was die Herkunft, das Alter und das Geschlecht angehe. Gesucht würde nach Freiwilligen im Bezirk Pankow, aber auch im Wedding – von dort kommen viele Badegäste mit der Tramlinie 50. Teilnehmer für das Programm müssen ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen, gut kommunizieren können und teamfähig sein. 

Noch allerdings ist das Programm für das Sommerbad Pankow nicht genehmigt – die für den Bezirk zuständige Polizeidirektion muss zustimmen, was allerdings als Formsache gelten kann. Kurzhals hätte auch gerne die Weddinger Polizei mit im Boot. In den kommenden Monaten sollen die Seminare für die Konfliktmanager dann beginnen, spätestens im Januar. Wie viele Ehrenamtliche es schließlich sein würden, konnte Hartmuth Kurzhals gestern noch nicht sagen.

 

 

UNSER FREUNDESKREIS: Werden Sie Mitglied im Freundeskreis der Prenzlauer Berg Nachrichten und stärken Sie damit die Unabhängigkeit Ihrer Lokalzeitung! Mehr Infos hier. 

Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar