Seit zehn Jahren ohne Kontrolle

von Thomas Trappe 3. Mai 2013

Der Brandschutz an Prenzlauer Berger Schulen ist bestenfalls befriedigend. Und die vorgeschriebenen Überprüfungen finden nur ausnahmsweise statt. 

Immerhin, wenn man es unbedingt positiv betrachten will, ließe sich sagen: Es ist nicht ganz so schlimm wie gedacht. Gerade hat der Bezirk seinen ersten Brandschutzbericht vorgelegt, in ihm ist detailliert aufgelistet, an welchen Schulen in Prenzlauer Berg und im restlichen Bezirk noch Nachholbedarf besteht. Er besteht an sehr vielen Schulen, aber eben nicht an allen. So stellte sich die Situation nämlich noch vor einem halben Jahr dar. Grund zur Beruhigung bietet dieser Umstand – der sowieso eher verwaltungstechnischer als bauinnovativer Natur ist – freilich nicht. „Die Situation ist nach wie vor sehr unbefriedigend“, sagt die zuständige Stadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD).

Alle knapp zwei Dutzend Prenzlauer Berger Grund-, integrierte Sekundar-, Förderschulen und Gymnasien sind in dem Bericht aufgelistet. Ins Auge fallen dabei vor alle die sogenannten Brandsicherheitsschauen, denn diese finden an den meisten Schulen offenbar schon lange nicht mehr statt. Die Schauen dienen der Brandprävention, dabei werden unter anderem Feuerlöscher und andere Sicherheitseinrichtungen überprüft. Die Kontrollen sollten idealerweise alle fünf Jahre stattfinden. An zwei von drei Schulen in Prenzlauer Berg ist die letzte Schau allerdings nun schon zehn Jahre her. Geschuldet sei dies der Personalnot, sagt Stadträtin Zürn-Kasztantowicz. „Der Senat müsste hier mehr Geld für Personal zur Verfügung stellen, das tut er aber nicht.“ Regulär vor mindestens fünf Jahren überprüft wurden nur die Thomas-Mann-, die Arnold-Zweig-, und die Bornholmer Grundschule.

 

Rettungswege im mangelhaften Zustand

 

Die Antwort auf eine Kleine Anfrage im Abgeordnetenhaus vor einem halben Jahr brachte, was die Brandsicherheit angeht, ein erschreckendes Ergebnis für den Bezirk Pankow. Damals hieß es, dass ausnahmslos alle Schulen im Bezirk bauliche Brandschutzmängel hätten. Dass sich das im jetzt vorgelegten Bericht anders darstelle, liegt laut der Stadträtin vor allem daran, dass die zurückliegende Kleine Anfrage in der Ferienzeit gestellt worden sei. Da zuständiges Personal nicht anwesend und Schulen geschlossen waren, hätten keine Angaben zur Brandsicherheit ans Land weitergegeben werden können. Daher das schlechte Abschneiden des Bezirks – was offen lässt, wie die anderen Bezirke die Daten gesammelt haben.

Nun jedenfalls eine leichte Entwarnung: Der bauliche Zustand recht vieler Prenzlauer Berger Schulen hat offenbar den gewünschten Standard. Das gilt aber bei Weitem nicht für alle Häuser. So sind an der Heinrich-Roller- und der Carl-Humann-Grundschule, der Grundschule am Planetarium und an der Wilhelm-von-Humboldt-Schule Mängel an den Rettungswegen zu konstatieren. Brandschutztüren fehlen in der Schule am Falkplatz, der Kurt-Schwitters-Schule und der Heinrich-Schliemann-Schule. Weitere genannte Mängel sind ungenügende Entrauchungsanlagen, fehlende Beschilderungen oder unzureichend gesicherte Turnhallen, letzteres in der Paul-Lincke-Grundschule. 

 

„Relativ sicher“

 

Prenzlauer Berger Schulen haben dabei im innerbezirklichen Vergleich einen relativ guten Stand, sagt Lioba Zürn-Kasztantowicz. Da viele von ihnen in Sanierungsgebieten liegen, seien sie in der Vergangenheit oft wenigstens einmal runderneuert worden. Was aber nichts daran ändert, dass in dem Stadtteil besondere Probleme zu bewältigen sind: Die aktuell rapide ansteigenden Schülerzahlen schlagen sich vor allem hier nieder. Neue Schulstandorte müssen erschlossen und nach neuesten Standards gesichert werden, viele von ihnen in Altbauten, in denen die Sicherungsmaßnahmen noch mal besonders umständlich und damit teuer sind. Fast 100 Millionen Euro werden in der Liste als Kosten aufgeführt für die Instandsetzung aller Schulstandorte im Bezirk; dabei sind allerdings auch Kosten für komplette Neubauten eingeschlossen. Die Stadträtin will die Mängel priorisieren. „Die größten werden zuerst beseitigt“, sagt sie.

Sind die Prenzlauer Berger Schulen sicher? Diese Frage beantwortet Zürn-Kasztantowicz mit einem „relativ“. Die Standards seien sehr hoch, entsprechend schwer seien sie bei klammen Kassen umzusetzen. „Optimal ist es sicher nicht. Aber wir arbeiten daran.“

 

 

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