Tiere Armer sollen günstig tafeln

von Juliane Schader 17. April 2012

In Pankow sollen Bedürftige bald kostenlos Futter für ihre Haustiere bekommen. So wünscht es sich zumindest die CDU im Bezirk und fordert die Einrichtung einer Tiertafel.

Die Pankower CDU hat ihr Herz für Tiere entdeckt. Das zeigt ein aktueller Antrag, der am heutigen Dienstag im Sozialausschuss diskutiert werden soll. Darin plädiert die Partei für die Einrichtung einer sogenannten Tiertafel in Pankow, wo sich nach dem Vorbild der Tafeln Bedürftige kostenlos Essen abholen können – nur eben nicht für sich selbst, sondern für ihre Haustiere. Seit vier Jahren gibt es eine solche Tiertafel bereits in Treptow, nun soll Pankow nachziehen.

„Es ist ziemlich schwer, sich als Leistungsempfänger ein Tier zu halten, weil es vom Amt keinerlei finanzielle Unterstützung dafür gibt“, sagt Johannes Kraft, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Gerade bei alleinstehenden Personen sei die Bindung zwischen Mensch und Tier aber sehr wichtig. „Das ist natürlich ein bezirksübergreifendes Problem, aber hier vor Ort können wir helfen.“

 

Bezirk könnte kostenlos Räume zur Verfügung stellen

 

Bevor aus der Not heraus der langjährige Gefährte ins Tierheim wandert, soll also eine Tafel bei der Versorgung mit Futter helfen. Nach den Wünschen der CDU soll das Bezirksamt einen lokalen Akteur suchen, der die Tafel betreibt, und diesen dann unterstützen, etwa indem es kostenlos Räume zur Verfügung stellt. So funktioniert es zumindest in Treptow, wo die Tiertafel im Ortsteil Baumschulenweg in der ehemaligen Volkshochschule untergebracht ist. Wer beweist, dass er bedürftig ist und ein Haustier besitzt, kann sich dort alle zwei Wochen kostenlos Futter, aber auch mal eine Hundeleine oder einen Rat vom Tierarzt abholen. Finanziert wird das durch Geld- und Sachspenden, die Ausgabe übernehmen ehrenamtliche Helfer. Hinter dem Projekt steht der Verein „Tiertafel Deutschland“, der als erster überhaupt ein derartiges Angebot machte.

Die Idee dazu hatte vor acht Jahren Claudia Hollm. Die Programmiererin aus dem brandenburgischen Rathenow hatte in einem Fernsehbericht gesehen, wie Familie und Hund litten, als dieser ins Tierheim gebracht werden musste, nachdem der Vater seine Arbeit verloren hatte. Es dürfe nicht sein, dass Tiere, die jahrelang in Familien gelebt hätten und denen es dort gut gegangen sei, abgegeben werden müssten, weil es an 30 Euro im Monat für das Futter fehle, meinte Hollm. So gründete sie die Tiertafel und eröffnete in Rathenow die erste Ausgabestelle, bundesweit 23 weitere folgten.

 

1900 Kilo Tierfutter an einem Ausgabetag

 

„Bedarf für eine weitere Tiertafel in Berlin gibt es auf jeden Fall“, meint Hollm. Die Ausgabestelle in Treptow könne nur einen Bruchteil der Nachfrage decken. „Wir können das aber definitiv nicht übernehmen“, schickt sie gleich hinterher. Schon jetzt funktioniere die bestehende Tafel nur, weil sie sich über andere Stellen refinanziere; die Berliner spendeten einfach nicht genug. 1900 Kilo an Futter und 20 ehrenamtliche Helfer brauche man für jeden Ausgabetag. „Die Logistik, die dahinter steckt, können wir nicht ein weiteres Mal stemmen“, so Hollm. Daher habe man auch Spandau eine Absage erteilt, wo man mit einem ähnlichen Ansinnen wie jetzt in Pankow an sie herangetreten war.

Motivierend klingt das nicht. Aber Hollm meint, dass es definitiv einen Versuch wert wäre. Der Bezirk müsse sich nur motivierte Ehrenamtliche suchen und Spender ansprechen. Vorher muss sich aber erstmal herausstellen, ob sich die anderen Pankower Parteien überhaupt für das Ansinnen der CDU begeistern können. Cornelius Bechtler, Vorsitzender der Pankower Grünen sowie des Finanzausschusses signalisiert schon mal grundsätzliche Sympathie für den Vorschlag. „Sobald daraus aber Kosten für den Bezirk erwachsen, wird es schwierig“, meint er.



 

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