Politiker bei Facebook: Gefällt das?

von Juliane Schader 1. Februar 2012

Politiker mit Profilen bei Facebook, das gibt es jetzt auch in Pankow. Ob Neues aus den Ausschüssen oder Favoriten bei The Voice of Germany, es gibt viel zu erfahren.

Pankows Bürgermeister ist ein moderner Mann. Wenn er Udo Lindenberg trifft – postet er es bei Facebook. Wenn er den Silvesterlauf um den Weißen See absolviert – steht das kurz darauf auf seiner Pinnwand. Und wenn der Kulturstaatssekretär des Landes ihm vorzuschreiben versucht, wie in Pankow Politik zu machen sei, dann beschwert er sich auch darüber bei Facebook. Gerne auch in einer lockeren Sprache („Hat der Senat noch alle Tassen im Schrank?“), die man in keiner Pressemitteilung finden würde.

So soll es sein. Denn in Zeiten, in denen die Orientierung auf der Internetseite des Bezirks immer noch Spürhundqualitäten und eine Vorliebe für das Layout der 80er Jahre voraussetzt, ist ein soziales Netzwerk wie Facebook der beste Kanal, die Bürger schnell und unkompliziert zu erreichen. Was zwar keine neue Erkenntnis ist, aber auf Bezirksebene längst noch keine Selbstverständlichkeit.

 

Ein Mann, zwei Accounts

 

Über seinen offiziellen Bürgermeister-Account berichtet Köhne von seinen Amtsterminen oder verlinkt auf Zeitungsartikel, und auch die ein oder andere Pressemitteilung des Bezirksamtes landet auf diesem Wege bei den Netzaffinen unter den Pankowern. So kann sich jeder über die aktuellsten politischen Geschehnisse im Bezirk informieren und im Idealfall sogar mit dem Bürgermeister darüber ins Gespräch kommen. Und wer sich dafür interessiert, was Matthias Köhne von Silvio Berlusconi hält und welche Konzerte er gerne besucht, der betrachtet das ebenfalls öffentlich einsehbare Privatprofil unter seinem Namen.

Auch Torsten Kühne (CDU), Pankows Stadtrat für Diverses, auch bekannt als Verbraucherschutz, Kultur, Umwelt und Bürgerservice, hat sich für eine Bürgeransprache auf Facebook entschieden. „Via Blackberry“ postet er direkt, wenn er am Kollwitzmarkt mit den Anwohnern über den neuen Markstandort diskutiert oder die Abendschau vom RBB mal wieder zu Besuch kommt. Dazwischen verirrt sich auch mal der Hinweis, dass Kühne gerne das Dschungelcamp verfolgt, und sich nicht ganz sicher ist, ob er das zugeben sollte. Zu wünschen wäre sich, ähnlich wie bei Köhne, etwas mehr Freude an der Diskussion mit den Kommentatoren. Aber der Ansatz ist auf jeden Fall der richtige.

Zumal es Politiker gibt, die man weiterhin wohl am besten über die Bürgersprechstunde erreicht. Christine Keil, Stadträtin für Jugend und Facility Management (Linke), hat bei Facebook zwar sehr viele Namensvetterinnen, aber ein eindeutig ihr zuordnenbares Profil gibt es nicht. Selbst wenn sie in diesem sozialen Netzwerk aktiv sein sollte – gefunden werden möchte sie wohl nicht. Ihre Kollegin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD), Bezirksstadträtin für Soziales, Gesundheit, Schule und Sport, ist zwar vertreten und beteiligt sich auch aktiv an den Diskussionen auf den Seiten anderer Politiker. Ihr Profil ist aber nur für ihre Freunde einsehbar; ein offizieller Account ist das also nicht. Und vom Stadtrat für Stadtentwicklung Jens-Holger Kirchner (Grüne) findet man nur ein verwaistes Profil unter seinem Spitznamen „Nilson“. Aktiv gepflegt zwischen dem 7. und 8. Februar 2011.

 

Viel Bezirkspolitik und ein wenig The Voice of Germany

 

Nur Sabine Röhrbein (SPD), Pankows Vorsteherin der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), traut sich noch an die Bürgerkommunikation via Facebook heran. Regelmäßig berichtet sie von ihrer Arbeit in der BVV, aber auch von ihrem Job als Geschäftsführerin des Landesfrauenrats Berlin. Sogar ein wenig Privatleben ist dabei – Röhrbein hat nun einen neuen Fernseher und schaut gerne „The Voice of Germany“. Wer sich auch dafür interessiert: Jasmin und Sharon gehören wohl zu ihren Favoriten.

Natürlich ersetzt ein Post bei Facebook nicht die Lektüre eines Sitzungsprotokolls – und schon gar nicht die der Prenzlauer Berg Nachrichten. Aber die Hemmschwelle, sich mit den Bezirkspolitikern und ihren Themen auseinanderzusetzen, ist dort viel niedriger. Der Weg in die Bürgersprechstunde oder die Tagung der BVV ist weit; ein Blick auf eine Profilseite bei Facebook, wo die meisten eh jeden Tag unterwegs sind, kostet nur Sekunden. Sich dort zu präsentieren macht Politik nicht nur ansprechender, sondern auch transparenter. Die BVV-Fraktionen, die es bislang bei halbherzigen Versuchen der Facebook-Präsenz beließen, könnten das Projekt also ruhig noch einmal mit etwas mehr Schwung und Durchhaltewillen angehen. Die Pankower – ihre Wähler – sind schon bei Facebook. Kommen Sie doch auch.

 

 

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