Baustelle # 8

von Brigitte Preissler 15. April 2011

Und was machst Du so? In unserer neuen Interview-Reihe schauen wir den Arbeitern der Gegenwart kurz über die Schulter. Heute der Siebdruckerin Kathrin Bräuer.

Nichts bleibt, wie es war, schon gar nicht in Berlin und erst recht nicht in Prenzlauer Berg. Es wird gebaut, gezimmert, abgerissen und verputzt, gebastelt, geplant und verworfen, was das Zeug hält. Und es wird auch gebacken, repariert, gedrechselt, poliert, geschrieben, gelötet, geschweißt und geschnippelt. In unserer Reihe „Baustelle“ stellen wir Handwerkern aus Kultur, vom Bau und aus anderen Branchen jeweils fünf Fragen zu ihrem jüngsten Projekt.

 

 

Kathrin Bräuer, 39, Siebdruckerin, Göhrener Straße

 

Woran arbeiten Sie da gerade?

Ich bedrucke Buchdecken. Also das Leinen für die Außencover von Büchern. Die Rückseite und die Frontseite sind jeweils mit einer Farbe bedruckt und werden im Anschluss noch geprägt. Dazu passend habe ich das Papier für die Innenkaschierung des dazu gehörenden Buchschubers bedruckt, in derselben Farbe wie das Buchleinen. 

 

Und für wen machen Sie das? 

Jörg Klambt ist auf mich zugekommen, er betreut Ausstellungen im Deutsche Guggenheim Unter den Linden. Die Sachen sind für die aktuelle Schau „Riffs“ von Yto Barrada. Sie setzt sich darin mit der Situation in ihrer Heimatstadt Tanger auseinander, anhand von Filmen, Illustrationen, Fotografien. Und eben auch Büchern.

 

Wann soll es fertig sein?

Es ist gerade rechtzeitig zum Ausstellungsbeginn fertig geworden. (Anmerkung d. Red.: Die Ausstellung wird ab dem heutigen Freitag im Deutsche Guggenheim Unter den Linden gezeigt). 

 

Irgendwelche Schwierigkeiten?

Ich hatte relativ wenig Zeit für den Auftrag. Es kommt aber ziemlich oft vor, dass Kunden mit einem kleinen Zeitpuffer kommen, und dann noch vieles ausprobiert werden muss. Eine Schwierigkeit besteht auch darin, dass die Sachen in einer bestimmten Reihenfolge abgearbeitet werden müssen. Das Leinen wird ja zum Beispiel erst geprägt, nachdem ich es bedruckt habe. Da greift dann alles ineinander, und wenn es irgendwo Verzögerungen gibt, wird es schnell stressig. 

 

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn es fertig ist?

Am Ende werden die Sachen in den Stapeltrockner gelegt. Trockenhorde oder Stapeltrockner, so heißt dieses Gerät mit den vielen Fächern, in dem die fertigen Drucke trocknen können. Und das Schönste ist, wenn sie alle gleichmäßig bedruckt  da drin legen und man sie dann genüsslich rausnehmen kann.  Das ist ein Highlight, denn dann ist die Arbeit abgeschlossen und alles schön. Toll ist natürlich auch, wenn das Ganze tatsächlich so aussieht, wie der Kunde es sich wünscht. Was aber meistens der Fall ist (lacht). 

 

KURZBIOGRAFIE: Kathrin Bräuer, geboren 1971 in Berlin, studierte Sonderpädagogik und Bildende Kunst in Berlin und Bristol.  2003 eröffnete sie ihr Siebdruckatelier in der Göhrener Straße in Prenzlauer Berg. Parallel dazu ist sie seit 2008 Dozentin an der Akademie für Mode und Design Berlin. Zu ihren schönsten Produktionen der letzten Zeit gehört – neben den Drucken für den Comiczeichner und Illustrator Tim Dinter 2010 und 2011 – jedoch vor allem ihr neun Wochen alter Sohn. 

 

Kathrin Bräuer im Netz: www.kathrinbraeuer.de

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