„Prenzlauer Berg hab ick schon verstanden, aber welche Straße denn nu?“

von Guido Walter 28. März 2011

Wie lebt es sich in einer Straße, die so heißt wie der ganze Ortsteil?

 

Max Wagner wohnt seit zwei Monaten in Prenzlauer Berg. Und das im doppelten Sinne. Denn der 25-jährigen lebt in jener Straße, die sich wie der ganze Ortsteil nennt: Prenzlauer Berg. Probleme mit dem Verkehr gibt es hier, aber das wird von Außenstehenden oft überschätzt, meint Wagner. Die Straße verbindet zwar die Ausfallstraßen Greifswalder Straße und Prenzlauer Allee und ist daher einem hohen Durchgangsverkehr ausgesetzt. Aber als Anwohner stört das Wagner nicht so sehr. „Der Lärm vom Skateboardplatz ist schlimmer als der Lärm von der Straße“. An den Anblick der kleinen Baustellen hat er sich gewöhnt, und es kommt ja auch etwas gutes dabei raus. Manchmal sogar Vollsperrung für Autos. Der Bezirk tat in den letzten Jahren einiges, um die Lärmbelästigung für die Anwohner zu mindern. Das nervige Kopfsteinpflaster ist fast überall weg, breitere Gehwege auf der Höhe Kinderspielplatzes und der Skate-Anlage Prenzlauer Berg 5 bieten den die Straße überquerenden Fußgängern mehr Sicherheit. 

 

Diese ewigen Nachfragen


Prenzlauer Berg ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine besondere Straße. Seit 1913 heißt die Straße so, und auch in der kontroversen Diskussion, ob es den Prenzlauer Berg denn gäbe, spielt sie aufgrund ihres Namens eine Rolle. Das vom Prenzlauer Berger Heimatmuseum herausgegebene „Berlin Prenzlauer Berg – Straßen und Plätze“ verortet den „Mühlenberg“, auf dem seit 1748 Windmühlen standen, allerdings im Gebiet Prenzlauer Allee / Metzer  / Saarbrücker / und Straßburger Straße, also westlich der Straße Prenzlauer Berg. Die wiederum liegt zwischen drei Friedhöfen, unter anderen jenen der Nikolai- und Marienkirche. Unweit der Königstadt oder Georgenstadt gelegen, beherbergen die 1802 eingeweihten Friedhöfe Grabstätten Alt-Berliner Familien wie Knoblauch, Keibel, Spindler oder von Hinckeldey. Die Friedhöfe rechts und links der Straße bilden das Zentrum der Straße Prenzlauer Berg, die nur zu ihren flachen Enden hin bewohnt ist. Zur Prenzlauer Allee hin ragen wenige Wohnhäuser auf, an der Greifswalder Straße steht ein Ensemble aus zwei 58 Meter hohen Wohnhäusern.

Die Straße Prenzlauer Berg bildet den südlichsten Teil des Winsviertels, und zieht wenig Aufmerksamkeit auf sich. Es kam aber schon vor, dass Touristen auftauchten, weil sie hier irrtümlich das Zentrum von Prenzlauer Berg vermuteten. Von Verwechselungen weiß auch Herr Zander zu berichten. Er ist Concierge im Hochhaus Prenzlauer Berg 17, und kümmert sich um die alltäglichen Probleme der Hausbewohner. Aber auch er selbst hat Probleme mit Kurierdiensten oder der Post. „Wenn ich was bestelle, sag ich dann immer dazu, Straße Prenzlauer Berg.“ Mit der Zeit hat er sich daran gewöhnt, sogar an die ewigen Nachfragen: „Na, Prenzlauer Berg hab ick schon verstanden, aber welche Straße denn nu?“. Bei Fahrrad-Kurieren ist die Straße auch aus einem anderen Grund wenig beliebt: Wer an dieser Stelle von der Greifswalder Straße zur Prenzlauer Allee oder umgekehrt möchte, muss einen Hügel mit einer für Flachlandverhältnisse nicht unerheblichen Steigung überwinden. Der Prenzlauer Berg ist eben, wie man hier mit gewissem Stolz sagt, ein richtiger kleiner Berg.

 

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