Bierdeckel-Leinwände im Museum

von Anja Mia Neumann 12. Januar 2015

Jedes Jahr gibt es eine Ausstellung im Kindermuseum. Die neue über den Maler Klee kommt etwas sperrig daher. Doch die Kleinsten können hier das erste Mal mit einer Galerie in Kontakt kommen.

Die Werke von Paul Klee sind bunt und geometrisch. Das ist auch der Grund, warum sich das Kindermuseum MachMit in der Senefelderstraße für diesen Maler entschieden hat. Eineinhalb Jahre lang tüftelten die Museumsmitarbeiter an einem Konzept für ihre Ausstellung „Tausend Punkte treffen sich“. Seit Januar wollen sie nun ein ganzes Jahr lang Kindern zwischen vier und zwölf den Mann, Familienvater und Künstler näher bringen.

„In diesem Jahr ist es ein totales Kunst-Thema“, sagt die Museums-Pädagogin Maren Klingbeil. Im vergangenen Jahr ging es noch – vermeintlich kinderfreundlicher – um Grimm’sche Märchen. Klingbeil führt Kindergartengruppen, Schulklassen und Kinder, die sonstwie den Weg in das Museum finden, durch die Klee-Ausstellung. Die ist schon auf den ersten Blick ungewöhnlich: Die 90 Gemälde – allesamt Kopien – hängen so tief. Aber logisch, schließlich sollen Kinderaugen sie betrachten, ohne sich den Kopf zu verrenken. Zwischendrin stehen Spieltische, vor denen große und kleine Besucher knien. „Unser Anspruch ist, dass Kinder lernen: Die Bilder werden nicht angefasst. Sonst laufen sie mal durch eine echte Galerie und bekommen zum Beispiel im Martin-Gropius-Bau Probleme.“

 

Handpuppen von Papa

 

Anfassen können die ansonsten zum Gucken verdammten Museumsbesucher dennoch einiges. Murmeln und Holzstäbe auf den Spieltischen zum Beispiel, außerdem Perlen, die auf Schnüren aufgefädelt sind und bunte Plättchen in Kreis-, Dreieck- oder Rechteck-Form, die von unten angeleuchtet werden. „Die Tische kommen von unserem Partner, dem creaviva-Kindermuseum im Zentrum Paul Klee in Bern“, erklärt Klingbeil. „Sie zeigen den Kindern, wie Formen eine eigene Sprache entwickeln.“ Da fährt dann zum Beispiel mal ein Zug aus Perlen oder Dreiecke werden zu einer neuen Figur aneinander gelegt.

Wie bekommen die Kinder denn einen Zugang zu dem Maler? Das gehe natürlich über die Bilder – „welches von denen an der Wand mag ich besonders?“ – aber auch über Paul Klee selbst. Der Maler lebte von 1879 bis 1940 und war für seine Zeit wohl besonders emanzipiert. Während seine Frau Lily mit Klavierunterricht für den Lebensunterhalt sorgte, malte Klee und kümmerte sich zum Großteil um den Sohn Felix. Für ihn bastelte er Handpuppen für ein Kasperle-Theater. Drei der Puppen sind im Kindermuseum ausgestellt. Und von großflächigen Fotos lernen die Besucher, dass die Klees Katzenliebhaber waren.

 

Kinderzeichnungen sind wertvoll

 

„Klee hat auch als Kind schon gemalt.“ Allein dieser Satz stelle schon eine Beziehung zwischen den kleinen Besuchern und Klee her, meint Museums-Pädagogin Klingbeil. Der Maler nahm sogar seine Kinderzeichnungen in seinen Werkkatalog auf. „Das zeigt den Kindern: Eure Zeichnungen sind auch ganz wertvoll.“ 

Hinter den aufgehängten Gemälden ist dann Selbst-Künstler-Sein angesagt. Es entsteht ein Klee-Gemeinschaftsbild aus Bierdeckeln an der Rückseite des ehemaligen Kirchenschiffs, in dem heute das Museum ist. Mit Farben bepinseln die Kinder kleine Quadrate und hängen sie an die Wand: Jedes eines – mit dem Titel Frühling, Sommer, Herbst oder Winter. Im Obergeschoss geht das Werkeln weiter. In den Ateliers wird gemalt, geschnitten, gezeichnet und gebastelt. „Hier können die Kinder ihre Sinneseindrücke umsetzen“, sagt Klingbeil. Und vielleicht ihren eigenen Klee mit nach Hause nehmen.

 

Info: Die Ausstellung zum Maler Paul Klee „Tausend Punkte treffen sich“ im Kindermuseum MachMit läuft das ganze Jahr 2015.

 

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