Neubauten vor der Haustür? Buh, pfui!

von Anja Mia Neumann 3. März 2016

Tumult und Wutausbrüche: Das gab es bei der Debatte um den Wohnungsneubau an der Greifswalder Straße. Auch der Investor hat im BVV-Saal zugehört. Wir haben einen kleinen Überblick in Schrift und Ton.

600 Wohnungen sollen nördlich des Thälmann-Parks entstehen. Nicht unumstritten, unter anderem wegen der Bodenbelastungen verursacht durch einen Gaswerk-Abriss. Aber auch der Nimby-Vorwurf („Not in my back yard“) in Richtung Anwohner klingt bei Bau-Befürwortern immer wieder an.

Nun hatte Pankows Linke zu einer Aktuellen Stunde bei der tagenden Bezirksverordnetenversammlung (BVV) gerufen. Und jede Menge Anwohner vom Thälmann-Park kamen (wohl allesamt mit einer Position gegen das Bauvorhaben auf den Parkplätzen der Lilli-Henoch-Straße und dem ehemaligen Güterbahnhof Greifswalder Straße).

Der Saal war brechend voll, jeder Platz besetzt. „Märchenonkel“, war noch eine der harmloseren Zwischenrufe aus dem Publikum in Richtung Rednerpult. Ein kurzer Abriss des Geschehens, samt Audio-Stimmungsbild.

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Zunächst duellierten sich Michail Nelken (Linke) und Jens-Holger Kirchner, Stadtrat für Stadtentwicklung (Grüne). Der eine gegen die Bebauung, der andere dafür.

 

Das ist der komplette Ausfall von auf Gemeinwesen ausgerichteter Stadtplanung.“

 

Sagte Nelken.

 

Kirchner hielt dagegen:

 

Ich halte diesen Standort nach wie vor für einen der geeignetesten innerstädtischen Verdichtungspotenziale Berlins. … Zurück auf Anfang ist, glaube ich, nicht drin.“

 

 

 

 

Und dann kam Cornelius Bechtler von den Grünen und zog den allgemeinen Zorn der versammelten Thälmann-Park-Anwohnerschaft auf sich:

 

Ich habe den Eindruck, dass Sie auch gar nicht solidarisch sein wollen mit den Leuten, die in den nächsten Jahren eine Wohnung brauchen. Nach dem Motto: Ich habe eine Wohnung. Wo ist das Wohnungsproblem?“

 

Erste Buh-Rufe von den Zuschauer-Bänken. Und dann brachte ein Funke die aufgeheizte Spannung zur Explosion.

 

Hier klicken für einen Audio-Mitschnitt.

 

Schließlich linderte Ronald Rüdiger (SPD), der Bezirksverordnetenvorsteher, das Geschrei:

 

Meine Damen und Herren, wenn Sie sich jetzt vielleicht auch provoziert fühlen: Wir sind hier nicht im Bierzelt.“

 

 

 

Während all dem steht Investor Christian Gérôme an der hinteren Tür des Saals. Brauner Anzug, Krawatte. Auf den überfüllten Zuschauerstühlen hat er keinen Platz mehr gefunden. Fraglich jedoch, ob er sich überhaupt gesetzt hätte.

 

In unserem BVV-Schwerpunkt berichtet wir über die Agenda unserer Politiker und sind „Vor Ort im Thälmann-Park“, wir twittern live von der Tagung und analysieren die wichtigsten Zitate unserer Politiker.

 

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