Das Ende der Ruhe am Arnimplatz

von Kristina Auer 24. November 2016

Seit die Bösebrücke wegen Bauarbeiten gesperrt ist, entwickelt sich die Schivelbeiner Straße zur Rennstrecke, sagen Anwohner. Stellt Euch nicht so an, sagt die Senatsverwaltung. Naja, zumindest in etwa.

„Früher kannten wir das Problem gar nicht, jetzt ist hier von früh morgens bis nach Mitternacht ständig Stau und Autolärm“, sagt Karin Reiter. Seit 19 Jahren wohnt die 52-Jährige in der Seelower Straße gegenüber vom Arnimplatz. Bisher in einem ruhigen Wohngebiet. Doch weil seit Sommer 2015 die Bösebrücke saniert wird und infolgedessen eine Umleitung über die südlich gelegene Behmbrücke und von dort über die Malmöer Straße zurück auf die Bornholmer Straße eingerichtet wurde, ist es mit der Ruhe im Arnimkiez vorbei. „Nach meinen Beobachtungen nützt höchtsens die Hälfte der Autofahrer die Umleitung“, sagt Reiter. Statt nach der Behmbrücke links in die Malmöer Straße abzubiegen, führen viele einfach gerade aus auf die Schivelbeiner Straße in Richtung Schönhauser Allee. Die Kreuzung dort ist ein Knotenpunkt, für Autos geht es also oft nicht flüssig weiter. Deshalb gibt es Stau auf der Schivelbeiner Straße. Und der führt dazu, dass sich die Autos Umwege suchen, und zwar über die kleinen, meist gepflasterten Nebenstraßen. Dort, wo es keine Ampeln gibt, halten viele nicht die vorgeschriebenen 30 Stundenkilometer ein, sondern fahren viel schneller, sagt Reiter.

Typische Situation: Stau Richtung Westen, alles frei Richtung Osten, und viele Fußgänger.

 

Im Süden der Gleimtunnel, im Norden die Bösebrücke

 

Lärm und Stau sind für die Anwohner nicht das einzige Problem: „Es gibt deutlich mehr Unfälle im Viertel, weil die Schivelbeiner Straße nicht für so viel Verkehr geeignet ist“, sagt Reiter. Am Arminplatz sind zwischen Spielplatz, Park und Rewe-Supermarkt viele Fußgänger, besonders auch Kinder, unterwegs. Für sie sei der hohe Verkehr eine große Gefahr, zumal es zwischen Park und Supermarkt keine Fußgängerampel gibt. Hinzu kommt noch, dass seit Juli auch der Gleimtunnel gesperrt ist. Damit ist die Ost-West-Achse sowohl südlich als auch nördlich der Schivelbeiner Straße gekappt.

Für Karin Reiter ist deshalb klar: Hier muss sich etwas ändern. Vorschläge hätte sie viele: Durch Ampelschaltung könnten Autofahrer ermutigt werden, doch lieber auf die Malmöer Straße abzubiegen. Die Geschwindigkeit soll regelmäßig kontrolliert werden. Und die Durchfahrt über Nebenstraßen auf die Bornholmer Straße soll dicht gemacht oder zumindest deutlich verlangsamt werden, entweder per Sperrung, per Einbahnhstraße oder mithilfe von Bodenwellen.

Um dem Stau zu entgehen, weichen Autos auf kleine Seitenstraßen wie die Seelower Straße aus, sagen die Anwohner.

 

Bezirk möchte den Kiez entlasten

 

Reiter ist nicht die einzige, die der starke Verkehr rund um den Arnimplatz stört. Schon im Juni wurde in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ein Antrag von SPD und Grünen angenommen. Mit dem Ziel, zu prüfen, ob man den Arnimkiez nicht vom verstärkten Umleitungsverkehr entlasten könnte. „Angestoßen hat den Antrag damals unser Direktkandidat im Wahlkreis Thomas Bohla“, sagt Bertram Schwarz von der SPD-Fraktion in Pankow. Bohla wohne selber im Arnimkiez und habe von mehreren Anwohnern Hinweise bekommen. Karin Reiter selbst hat den Antrag nicht mit auf den Weg gebracht, aber sich „sehr darüber gefreut“.

Nicht gefreut hat sie sich stattdessen über die Antwort der Verkehrslenkung der Senatsverwaltung, die jetzt bei den Antragstellern eingetroffen ist. Die ist für die Umleitung zuständig, weshalb der Bezirk das Anliegen dorthin weitergeleitet hat. Die Malmöer Straße werde als Umleitung gut angenommen, heißt es in der Stellungnahme der Verkehrslenkung. Man könne die Leute eben nicht zwingen, links abzubiegen. Und weil die zuständigen Stellen nicht davon berichten, sei das Ausweichen in die Nebenstraßen wohl nicht signifikant – und die Angelegenheit damit erledigt.

Diese Anzeige zeigt: schon kurz nach der Ampel fahren einige Autos deutlich zu schnell.

 

Sinngemäß: Stellt Euch nicht so an

 

„Ihr seht vielleicht ein Problem, wir aber nicht“ – so versteht Bertram Schwarz von der Pankower SPD die Antwort der Senatsverwaltung. Es sei nicht das erste Mal, dass es zwischen Verkehrslenkung und Bezirk heftige Differenzen in der Wahrnehmung eines Problems gebe. Trotzdem: „Die Antwort ist unbefriedigend“. Man werde nun nochmal innerhalb der Fraktion beraten, mit welchen Maßnahmen der Bezirk selbst unabhängig von der Verkehrslenkungsbehörde die Nebenstraßen beruhigen könnte. Gegebenenfalls werde es dann in der kommenden BVV-Sitzung einen neuen Antrag geben. Man wolle die Anwohner nicht im Stich lassen. Aber Schwarz stellt schon jetzt klar: „Die Möglichkeiten des Bezirks sind begrenzt.“ Karin Reiter will jetzt zusammen mit Nachbarn Unterschriften sammeln, um zu zeigen, dass viele Anwohner geschlossen hinter dem Anliegen stehen. Wenn alles planmäßig läuft, soll die Bösebrücke nächsten Sommer wieder in beide Richtungen befahrbar sein. Reiter und ihre Nachbarn hoffen, dass schon vorher etwas mehr Ruhe an den Arnimplatz zurückkehrt.

 

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