Thälmann-Park: Investoren können hoffen

von Thomas Trappe 6. Februar 2012

Wenn kein Geld vom Senat kommt, muss das Kulturareal aufgegeben werden, sagt die Verwaltung. Ein Verkauf des kommunalen Parkgrundstücks wird nicht mehr ausgeschlossen.

Beeindruckend: Auf die 6.000 zu geht inzwischen die Zahl der Unterschriften unter der Petition, mit der eine Weiterfinanzierung der kommunalen Pankower Kultureinrichtungen gefordert wird. Vergangenen Donnerstag war das Theater unterm Dach über den letzten Stuhl hinaus gefüllt, eine Menschentraube bekundete der wankenden Einrichtung bei einer Protestveranstaltung seine Unterstützung und lauschte den leidenschaftlichen Reden von Schauspielern, die das Ende der Kultur in Prenzlauer Berg befürchten. Man kann ruhigen Gewissens sagen, dass die von Kürzungen bedrohte Kultur gerade einiges an Lärm produziert. Allein: Ob es was bringt, wird immer fraglicher.

Im Fokus steht in Prenzlauer Berg derzeit das Kulturareal im Ernst-Thälmann-Park, daneben die Kurt-Tucholsky-Bibliothek im Bötzowviertel. Da der Bezirk in diesem Jahr weniger Geld vom Senat bekommt, soll hier massiv gekürzt werden. Weil zudem gerade kein gültiger Haushaltsplan aufgestellt ist, kann derzeit gar kein Geld fließen – im Thälmann-Park gibt es deshalb seit vergangener Woche einen Notbetrieb. Der für Kultur und damit die Streichpläne verantwortliche Stadtrat Torsten Kühne (CDU) signalisiert immer wieder, dass er hinter den Künstlern stehe, ihm aber die Hände gebunden seien. Und jetzt räumte er auf Anfrage der Prenzlauer Berger Nachrichten ein, dass er nicht mehr garantieren kann, dass das Thälmann-Areal noch lange eine kommunale Kultureinrichtung bleibt.

 

„Momentan“ ist kein Verkauf geplant

 

Konkret geht es um Befürchtungen, die von immer mehr Künstlern geäußert werden: Unter ihnen herrscht die Angst, dass die Kommune das Grundstück im Thälmann-Park verkaufen könnte und dann der Weg frei wäre für einen Investor, dort etwas eine attraktive Wohnanlage zu errichten. Sie verweisen auf Prenzlauer Berger Clubs, die Hotels und Wohnhäusern weichen mussten und auf die anhaltende Finanznot des Bezirks, die dazu verführen könnte, das wertvolle Stück Land in Haushaltsmittel umzuwandeln. Iris Boss, Mitinitiatorin der Künstlerpetition: „Dass sich hier ein Investor für interessiert, ist sehr naheliegend. Dazu ist der Standort einfach zu attraktiv.“

Stadtrat Kühne beruhigt zunächst einmal. Erstes Ziel der Verwaltung sei es, mehr Geld vom Senat zu bekommen und damit die kommunalen Einrichtungen am Leben zu halten, geradezu „krampfhaft“ kämpfe man dafür. „Es steht derzeit auch kein Investor auf der Matte, der sich konkret für das Gelände interessiert“, so Kühne. Allerdings könne er nicht sagen, wie es in ein paar Jahren aussehe, einzig, „dass wir in spätestens drei bis fünf Jahren das Kulturareal sperren müssen, wenn vorher kein zusätzliches Geld vom Senat kommt“.

Was dann geschehe, wisse er auch nicht, ausschließen möchte er aber nichts. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist jedenfalls nicht an einen Verkauf gedacht“, sagt er. „Im Augenblick“ sei an solchen Gerüchten nichts dran. Cornelius Bechtler (Grüne), Vorsitzender des Bezirksverordnetenausschusses für Immobilien, erklärte dazu, dass „einen Verkauf des Geländes niemand will. Das schließe ich vollkommen aus.“

 

Zeit läuft davon

 

Kühne betonte erneut, dass er sich über die Proteste der Künstler freue – das würde nicht zuletzt seine Verhandlungsposition gegenüber dem Senat stärken. „Ich versuche, das positiv zu nutzen.“ Auf allzu viel Gegenliebe darf er nicht hoffen. Am Donnerstag jedenfalls forderten ihn die Schauspieler geschlossen und unter viel Applaus zum Rücktritt auf, ebenso Kühnes Chef, Bürgermeister Matthias Köhne (SPD).

Auch Iris Boss, die wie die Kollegen gerade unterbezahlt im Theater unterm Dach spielen muss, unterstellt Kühne Krokodilstränen, seinen Kampf für die Kultur findet sie halbherzig. „Wenn er immer wieder sagt, er will eigentlich nicht kürzen, dann soll er auch alles dafür tun, dass das nicht passiert. Stattdessen legt er schon mal unaufgefordert Streichlisten vor.“ Iris Boss geht es jetzt darum, den Druck auf die Bezirkspolitiker zu erhöhen. „Wenn es zu lange dauert, dann ist das alles nicht mehr zu retten.“

 

 

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