Wir müssen reden

von Juliane Schader 17. Oktober 2013

Eigentlich sollten am Mittwoch in der Wabe erste Konzepte für das Thälmann-Areal vorgestellt werden. Doch die Bürger hatten anderen Gesprächsbedarf: Sie fühlen sich nicht richtig beteiligt.

Am Mittwochabend wurden in der Wabe die bisherigen Ergebnisse der Untersuchung zum Thälmann-Areal vorgestellt. Was aus Sicht des Bezirks und der von ihm beauftragten Firma Stattbau eine weitere Etappe bei der Erstellung eines Leitbilds für das Gebiet war, sahen manche Bürger als Ende der Bürgerbeteiligung. Warum? Wir versuchen das mal auseinanderzudröseln.

 

Zwischenergebnis: So könnte es werden

Zunächst einmal: Das Areal, das betrachtet wird, wurde erweitert. Zu Beginn des Jahres ging es nur um das Gebiet um den Thälmann-Park zwischen S-Bahn-Ring, Prenzlauer Allee, Greifswalder und Danziger Straße. Nun gehört auch der Streifen zwischen Anton-Saefkow-Straße und S-Bahn dazu.

Der vorgestellte Entwurf schlägt vor, sämtliche Grünflächen im Areal zu erhalten und qualitativ zu verbessern, also zu pflegen. Gleiches gilt auch für die vorhandenen Spielplätze, das Kulturareal und den Hockeyplatz. Entlang der S-Bahn könnte ein Radweg von der Prenzlauer Allee bis zur Kniprodestraße entstehen, auch um die bislang bestehenden Konflikte mit Fußgängern zu beenden. Außerdem wird angeregt, dass die Grundschule am Planetarium mit der dortigen Kita und dem Sportgelände einen Campus bildet und der Weg, der dort derzeit durchführt, Richtung Norden verlegt wird.

Aufgrund des prognostizierten Bevölkerungswachstums im Bezirk werden zudem Flächen für Wohnungsneubau vorgeschlagen: Zum einen könnte auf den Parkplätzen an der Lilli-Henoch-Straße gebaut werden. Zum anderen ist die Fläche des Zementwerks an der Saefkow-Straße dafür angedacht. Insgesamt könnten bis zu 2200 Wohnungen entstehen, teilweise durch die Wohnungsbaugesellschaften des Landes, teilweise durch private Investoren. Auf dem Areal des Bezirksamtes könnte ein weiterer Verwaltungstrakt gebaut werden.

 

Der Konflikt

„Öffentliche Präsentation der Zwischenergebnisse und Podiumsdiskussion“ – so war der Abend angekündigt worden. Für die Podiumsdiskussion waren acht Vertreter von Interessengruppen eingeladen – vom Pankower Stadtrat für Stadtentwicklung über Mitarbeiter von Gewobag und Prenzlauer Bogen bis hin zum Schulleiter der Grundschule und dem Chef des Planetariums. Auch für die Bewohner war ein Stuhl vorgesehen – viel zu wenig, fanden sie.

Und nicht nur das: Harsche Kritik kam von Vertretern der Bürgerinitiative Thälmannpark und anderen Bewohnern, weil überhaupt schon aus ihrer Sicht fertige Ergebnisse präsentiert wurden. Allein das Stattfinden der Veranstaltung in dieser Form war für sie ein Zeichen dafür, dass die Bürgerbeteiligung gescheitert sei. Ursprünglich sei ein weiterer Workshop versprochen worden. Dass nun Ergebnisse präsentiert wurden und zudem eine Diskussion auf dem Podium statt im großen Plenum angesetzt war, wurde mehr als einmal kritisiert. Zudem seien die Bewohner des neu dazugekommenen Saefkow-Parks nicht mit einbezogen worden, hieß es. Gerade da sei nun aber massiver Neubau angedacht.

 

Inhaltliche Kritik

Die inhaltliche Debatte über die Zwischenergebnisse kam aufgrund der generell angespannten Grundstimmung zwischen Bürgern und Veranstaltern viel zu kurz. Deutlich wurde aber, dass viele Bewohner sämtliche Neubaupläne ablehnen. Es gäbe doch sicher erstmal andere Freiflächen, die man noch bebauen könnte, meinte eine Dame. Eine weitere forderte ein, dass dem prognostizierten Bevölkerungswachstum, das die Schaffung weiteren Wohnraums notwendig macht, politisch entgegengewirkt würde. Immer wieder wurde auf den Vorschlag der Bürgerinitiative hingewiesen, einen langen Grünstreifen entlang der Ringbahn von der Prenzlauer Allee bis zur Kniprodestraße anzulegen.

Zudem stieß der Vorschlag, Parkplätze zu Gunsten von Wohnen abzuschaffen, auf wenig Gegenliebe.

 

Das Podium

Das kam im Zuge der generellen Debatte um Für und Wider der Veranstaltung kaum zu Wort. Tim Florian Horn vom Planetarium konnte nur kurz von den Sanierungsplänen erzählen, Heike Deutschmann von der SG Rotation vom dringenden Bedarf an einem nutzbaren Hockeyplatz. Die Grundschule am Planetarium braucht dringend mehr Platz, weil die Schülerzahlen steigen. Die Gewobag möchte ab 2015/16 behutsam investieren, aber nicht komplett sanieren. Und Willo Göpel, Vertreter der Neubauprojekte Prenzlauer Bogen und Ella, ließ sich zu dem Satz hinreißen „Wenn nicht gebaut wird , werden die Mieten nicht fallen.“

 

Fazit

Die Bürger waren nicht zufrieden, während Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) nicht müde wurde, zu betonen, einen Beteiligungsprozess in dieser Dimension habe es im Bezirk bislang nicht gegeben. Man sei in einem Lernprozess und die Beteiligung im übrigen ebenso wenig beendet wie das ganze Projekt.

Als nächstes wollen sich laut Kirchner nun Bezirk, Stattbau, Bürgerinitiative und Senat zusammensetzen und überlegen, wie es am besten weitergehen soll. Ein weiterer Workshop, um noch einmal in die Diskussion über das nun vorgestellte Zwischenergebnis einzusteigen, ist nicht ausgeschlossen.

 

 

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