Parkraumkontrolle: Eine Woche pro Monat krank

von Juliane Schader 17. Januar 2014

Der Job als Parkraum-Kontrolleur ist hart. So hart, dass die Pankower Mitarbeiter ständig krank sind. Das ganze System gerät so in Gefahr. Und der Stadtrat? Sucht die Schuld beim Senat. Natürlich.

Als Parkraumüberwacher hat man es auch nicht leicht. Bei Wind und Wetter muss man draußen sein, im Drei-Schicht-System, auch am Wochenende. Niemand mag einen, manchmal wird man dumm angemacht, im schlimmsten Fall sogar angegriffen. Gut 1.000 Euro netto gibt es dafür im Monat. Schön ist das nicht.

Die Mitarbeiter der Berliner Verwaltung melden sich wesentlich öfter krank als der Durchschnittsdeutsche: An 38 Kalendertagen war das im vergangenen Jahr der Fall, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Statistik alle Wochentage mitzählt, also auch die Wochenenden. Der deutsche Durchschnitt liegt bei zwei Wochen pro Jahr. Pankows Park-Kontrolleure kamen derweil auf über 60 Tage. Im November lag der Krankenstand bei 18 Prozent.

 

Weniger Kontrollen = weniger Einnahmen

 

Eine Zahl, die Pankows Bezirksverordneten nicht hinnehmen wollen. Schon bei ihrer Sitzung im Dezember erklärten sie, dass das zuständige Amt dringend etwas gegen die Vielzahl an Krankmeldungen unternehmen müsse. Schließlich schafft ein dezimiertes Personal nicht die notwendige Anzahl an Kontrollen, was zum einen die Wirtschaftlichkeit der ganzen Parkraumbewirtschaftung in Frage stellt. Zum anderen leiden die verbliebenen Mitarbeiter, wenn ihre Kollegen krank zu Hause bleiben, was erfahrungsgemäß zu weiteren Krankmeldungen führt. Eine unaufhaltsame Abwärtsspirale sah man so in Gang gesetzt, die der zuständige Stadtrat dringend durchbrechen müsse.

Doch Torsten Kühne (CDU) erklärt, die wichtigsten Stellschrauben lägen außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs. So könne er weder das Gehalt anheben noch dem Personal Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Das einzige, was er seinen Mitarbeitern derzeit anbieten könne, seien Schulungen für das Verhalten in Konfliktsituationen sowie ein paar Kurse an der Verwaltungsakademie. Im Übrigen sei es schon immer so gewesen, dass Mitarbeiter im Außendienst häufiger krank seien als diejenigen, die vom Büro aus arbeiteten. Andere Bezirke und die Polizei hätten die gleichen Probleme. Da müsse man Verständnis haben.

 

Für seine Mitarbeiter ist der Bezirk allein verantwortlich

 

Und natürlich hat man Verständnis für Menschen, die einen miesen Job machen und dafür ein Gehalt bekommen, das seinen Namen nicht verdient.

Schwierig ist es aber mit dem Verständnis für das Amt, das uns erst erklärte, aus verkehrs- und Parkplatz-technischen Gründen sei es notwendig, Parkzonen einzuführen. Das dann vermittelte, dass zusätzlich zu all den Automaten und Schildern auch dringend 150 Vollzeitmitarbeiter nötig wären, um die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren. Das zudem die Losung ausgab, jede auch nur einen Tag abgelaufene Plakette und jedes mit laufendem Motor vor der Bäckerei parkende Auto zu ahnden. Und das es jetzt nicht schafft, seine Mitarbeiter zu motivieren.

Die Prenzlauer Berger machen ihren Teil der Hausaufgaben, indem sie Parkplaketten beantragen, Parktickets ziehen und auch mal ein Knöllchen bezahlen. Jetzt ist der Bezirk an der Reihe, seine zu erledigen.  

 

 

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