Mauerpark: Bebauung über die Rampe

von Thomas Trappe 6. September 2012

Verwaltung und Investor haben erstmals offiziell dargelegt, wie es mit der Bebauung und Erweiterung des Parks weitergeht. Und versprochen, dass Prenzlauer Berg keine Baustellenzufahrt wird.

Die Erweiterung des Mauerparks soll über einen Rampenkonstruktion auf Weddinger Seite realisiert werden. Das kündigte bei einer Pressekonferenz heute Nachmittag der Inhaber des Grundstücks, die CA Immo, an. Damit sollen Befürchtungen von Pankower Kommunalpolitikern und Anwohnern  des Gleimviertels zerstreut werden, dass die Erschließung des geplanten Wohnprojekts über Prenzlauer Berg stattfindet und so die Gegend über Jahre durch Baulärm und -dreck belastet wäre. Auch sonst diente die eiligst einberufene Pressekonferenz wohl vor allem dem Zweck, Prenzlauer Berger zu beruhigen. Nein, der Kinderbauernhof bleibe ohne Schaden und auch die Frischluftschneise. Und abgesehen davon, so die Botschaft, könne auch nicht von einer zu intensiven Wohnbebauung gesprochen werden. Im Gegenteil.

Geladen hatte zu der Pressekonferenz die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in Person des für die Mauerparkerweiterung zuständigen Staatssekretärs Christian Gaebler (SPD). Neben ihm nahm Platz der im Bezirk Mitte zuständige Stadtrat Carsten Spallek (CDU) und der Leiter der CA Immo in Berlin, Henrik Thomsen. Von den sonst bei solchen Anlässen zu erwartenden Mauerpark-Aktivisten waren diesmal nur zwei vor Ort – das war wohl auch dem Umstand geschuldet, dass die Einladungen zur Pressekonferenz erst am Vorabend herausgingen und so kaum Zeit zur Mobilisierung blieb. Der Termin sei erst Anfang der Woche gefunden wurden, erklärte eine Sprecherin auf Nachfrage. Wie auch immer: Über die Abwesenheit von Protestlern schienen die Verantwortlichen nicht unglücklich.

 

Ende des Jahres soll erweitert werden

 

Viel Neues wurde dann auch nicht verkündet, vordergründig ging es offenbar darum, die in den vergangenen Wochen oft zu vermissende Transparenz nun wirklich deutlich zu demonstrieren oder wenigstens zu zeigen, dass man überhaupt noch Stellung nimmt. Es wurde bekräftigt, dass man ein gutes Stück weiter sei und jetzt bald mit der Erweiterung des Parks begonnen werden kann. Zwei Hektar südlich des Gleimtunnels sind der erste Abschnitt, und hier soll schon bis Ende des Jahres mit der Ausgestaltung der Brachfläche zu einem Park begonnen werden. „Wir wollen zeigen, dass es jetzt endlich losgeht“, so Staatssekretär Gaebler. 

Der Vertrag zwischen CA Immo, Senat und Bezirk ist bis jetzt noch nicht unterschrieben, aber so gut wie, betonten alle Beteiligten. Auch hier bleibt es wie schon angekündigt bei knapp 60.000 Quadratmetern Wohnfläche. Das ist der Knackpunkt für viele Kritiker, denn sie finden die Bebauung wesentlich zu dicht. Ein Argument, dem weder Stadtrat Spallek noch der CA-Immo-Verantwortliche Thomsen folgen mochten. Ihr Argument: Die Bebauungsdichte ist in der Umgebung teilweise doppelt so hoch. „Und niemand wird doch wohl sagen wollen, dass man in Prenzlauer Berg schlecht wohnen kann“, so Thomsen. 

 

Rampe von der Gleimstraße

 

Wie die Baustelle erschlossen werden soll, steht nun offenbar fest. Erst in der vergangenen Woche machte die BVV Pankow klar, dass über Prenzlauer Berg kein Weg führt. Da der Gleimtunnel denkmalgeschützt ist und als Zuwegung ebenfalls ausfällt, soll nun eine Rampe gebaut werden, die westlich des Tunnels von der Gleimstraße ab zur Baustelle führt. Ein bisschen Zeit zur Planung dieser statisch anspruchsvollen Konstruktion bleibt noch. Frühestens im Sommer 2014 könnte eine Baugenehmigung vorliegen. Bis zum 30. April 2014, so Stadtrat Spallek, solle Baurecht geschaffen sein, erst dann kann eine Baugenehmigung erteilt werden. „Das ist ein langwieriger Prozess.“

Bei dem städtebaulichen Vertrag, der jetzt noch unterschrieben und  zuvor von der nächste Woche tagenden BVV Mitte genehmigt werden muss, handelt es sich um einen Tausch: Die CA Immo kann das Land nördlich des Gleimtunnels als Wohnbebauungsfläche verkaufen, im Gegenzug gibt sie etwas von der ihr gehörenden Gewerbefläche im Süden ab, die dann zu Park umgestaltet wird. Zusätzlich, so Staatssekretär Gaebler, sollen zwei Millionen Euro an die CA Immo gezahlt werden – für großteils schon erbrachte Erschließungskosten, Planungsleistungen und Anpassungen an das umgebende Verkehrsnetz. Außerdem gibt das Land noch rund 1,5 Millionen Euro dafür aus, die Umgebung des Gleimtunnels und den Tunnel selbst zu sanieren und zu verschönern. Von dieser Wohnumfeldverschönerung profitiert freilich auch der potenzielle Investor, der im Norden bauen wird. 

Wer dieser Investor ist, steht übrigens noch nicht fest. Henrik Thomsen betonte aber, dass Ängste, man würde nicht auf eine sozial verträgliche Bebauung achten, unbegründet seien, zumal das im Vertrag explizit festgehalten sei. Die CA Immo habe bewiesen, dass sie auch auf anderen Flächen, die sie veräußerte, eine gesunde Wohnstruktur entstanden ist – zum Beispiel im Gleisdreieck.

 

Nächste Woche tagt die BVV Mitte zum Thema Mauerparkerweiterung: Lesen Sie hier, warum Sie sich jetzt schonmal um Tickets bemühen sollten.

 

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