Kein Platz für Erfolg

von Thomas Trappe 31. Juli 2012

Vorzeigeunternehmen der Kreativwirtschaft kommen gerne nach Prenzlauer Berg. Doch wehe, sie wachsen – dann wird es schnell ganz schön eng. Aktuell für DailyDeal.

DailyDeal hat sich neue Fahrräder angeschafft. Es gibt spektakulärere Pressemitteilungen, die ein florierendes Internetunternehmen so verschicken könnte, aber bei DailyDeal war es jetzt diese. Zehn Fahrräder aus Lüneburg habe man sich also zugelegt, Stückpreis 800 Euro. Wirklich interessant ist aber der Grund für die Anschaffung: Die Räder wurden aus „Not“ gekauft, heißt es in der Erklärung. Soll heißen: Anders war es nicht mehr möglich, die Mitarbeiter an drei verschiedenen Standorten in Prenzlauer Berg zu vernetzen. Und das wiederum weißt auf eine Grundmisere hin. Nämlich darauf, dass DailyDeal gerade arge Probleme damit hat, als prosperierendes Unternehmen Platz in Prenzlauer Berg zu finden.

DailyDeal wurde 2009 gegründet, auf der Internetseite können Nutzer Schnäppchengutscheine für Restaurantbesuche, Kurzreisen et cetera kaufen – ein Geschäftskonzept, das sich bewährt hat. 2011 wurde die DailyDeal GmbH von Google übernommen, das Unternehmen zählt heute rund 500 Mitarbeiter. Firmensitz ist seit Beginn die Backfabrik – doch dort reicht der Platz schon lange nicht mehr. Inzwischen gibt es zwei weitere Standorte in Prenzlauer Berg, in der Schönhauser Allee und der Greifswalder Straße. Die Fahrrad-Lösung sei hoffentlich nur ein Übergang, erklärte DailyDeal-Sprecher Michael Hensch jetzt auf Nachfrage. „Wir suchen seit einem Jahr nach einem geeigneten Bürogebäude in Prenzlauer Berg, finden aber bisher nichts.“ Es fehle vor Ort einfach an großflächigen Gewerbeflächen.

In drei bis vier Monaten wolle man eine Lösung gefunden haben, zeigt sich Hensch optimistisch. Infrage käme die Backfabrik, sollten dort andere Nutzer aus dem Haus ausziehen. Sollte das nichts werden und auch im restlichen Prenzlauer Berg nichts zur Verfügung stehen, müsste man in einen anderen Stadtteil gehen.

 

Alternative Fröbelstraße

 

DailyDeals Standortsuche ist dabei exemplarisch für Prenzlauer Berg. Von vielen Akteuren der sogenannten Kreativwirtschaft immer noch als sogenannter Szenebezirk eingeschätzt, zieht es einige jener Kreativen eben hierher; kleine Gewerberäume gibt es schließlich noch genügend. Jene, die tatsächlich Erfolg haben und somit Steuergelder und Image bringen, finden, sobald sie Platz brauchen, aber nur mit Mühe etwas Größeres in der Gegend. Vor einem Jahr war es der Online-Brillenhandel „Mister Spex“, der vor ähnlichen Problemen stand. Inzwischen hat man Platz in einem Hinterhaus in der Firmenzentrale in der Greifswalder Straße gefunden. „Für die nächsten drei bis vier Jahre sind wir damit erst einmal gut aufgestellt“, erklärte eine Mister-Spex-Sprecherin. 

Doch das Grundproblem bleibt, sagt Cornelius Bechtler, der als Fraktionschef der Grünen im Bezirk seit langem fordert, mehr großflächige Gewerbeflächen in Prenzlauer Berg zur Verfügung zu stellen. „Es fehlt einfach der Platz für große Ansiedlungen.“ Potenzial sei vorhanden, so Bechtler weiter. Zum Beispiel in der Fröbelstraße, wo gerade nach einer neuen Nutzungsmöglichkeit für das bis jetzt noch von der Bezirksverwaltung gemietete Haus gesucht wird; oder am alten Güterbahnhof neben der S-Bahn-Station Greifswalder Straße. Ob Bechtlers Vorschläge Gehör finden, ist fraglich. An der Greifswalder Straße sollen nach aktuellen Stand Terrassenhäuser und Townhouses entstehen, auch in der Fröbelstraße wird zunächst an Wohnraum gedacht.

 

Doch mehr Radwege?

 

Auch den ehemaligen Pankower Rangierbahnhof hat Bechtler im Blick. Dort beginnen gerade die Planungen für die Erschließung, Kern des Plans ist ein riesiges Einkaufszentrum, das der Investor Kurt Krieger dort errichten will. Bechtler hofft, dass beim gerade zwischen Bezirk und Senat zu verhandelnden Erschließungskonzept auch Gewerbeflächen außerhalb des Einzelhandels eingeplant werden. „Aber das ist natürlich schwer durchzusetzen“, sagt Bechtler. „Große Discounter bringen dem Bezirk eben doch mehr Geld als anderes Gewerbe.“ Vielleicht muss der Bezirk also doch auf etwas anderes setzen, um innovative Wirtschaft in Prenzlauer Berg zu fördern: Auf den Ausbau von Radwegen.

 

 

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