Ein Jahr: Sparen und sparen lassen

von Juliane Schader 28. Dezember 2012

Was wollte sich der Bezirk Pankow in diesem Jahr nicht alles sparen: Von Obdachlosenhilfe über Kultur-Einrichtungen bis Parkpflege war alles dabei. Ein Rück- und Überblick.

Berlin, das war bisher kein Ort, den man unbedingt mit Sparen in Verbindung brachte. Natürlich wurde das immer wieder gefordert, aber dafür auf neue Flughäfen und herausgeputzte Staatsopern zu verzichten, kam nie in Frage. In Groß-Berlin hat sich daran auch nichts geändert. Nur in den unbedeutenden untergeordneten Verwaltungseinheiten, die wir Bezirke nennen, ist der Sparzwang mittlerweile angekommen. Blicken wir mal kurz zurück, was sich allein der Bezirk Pankow in den vergangenen Monaten alles gespart hat.

Das waren zum Beispiel die Sanierung von Gehwegen, die Reparatur von Spielgeräten auf Spielplätzen, der Erhalt von Kunstwerken im öffentlichen Raum und das Jäten von Unkraut am Bezirksamt im Speziellen sowie die Pflege von Parks und Grünflächen im Allgemeinen, für die alle kein Geld mehr da war.

 

Wer braucht schon ein Jugendamt?

 

Ebenso wie für unwichtige Kinkerlitzchen wie die Obdachlosenhilfe, Sozialwohnungen, Seniorentreffs, Barrierefreiheit oder kulturelle Einrichtungen mit lustigen Namen wie Wabe, Theater unterm Dach oder Galerie Parterre. Alles nur verzichtbare Geldfresser. Ganz zu schweigen von den überflüssigen Kosten, die Personal in den Ämtern so macht. Ich meine, zahlen wir wirklich Steuern, damit sich 25 Menschen auf Pankows Straßen herumtreiben und die Hygiene in Imbissen und den Jugendschutz kontrollieren können? Brauchen wir ernsthaft Leute, die uns Pässe ausstellen? Kann das nicht das Internet? Und was können diese Mitarbeiter des Jugendamtes schon Wichtiges zu tun haben?

Ja, ich weiß, jetzt sitzen sie schon mit angespitztem Bleistift vor dem Bildschirm, um die Autorin in feinstem Sütterlin in ihre Schranken zu weisen. Doch ich kann sie beruhigen: War nur ein kleiner Scherz. Angesichts all dieser Hiobsbotschaften wird man doch wohl ein wenig zynisch sein dürfen. 

 

Zukunftsmodell Bezirks-Separatismus

 

Denn es ist doch so: Wenn der Senat keine Lust mehr hat, den Bezirken einmal im Jahr ein Taschen-, ich meine natürlich Haushaltsgeld zuzustecken, dann muss er sich halt von ihnen trennen. Der Senat könnte ja eine freie Republik Berlin gründen, sagen wir mal auf einem in undefinierbarer Bälde frei werdenden Gebiet nahe des Tegler Forsts. Und die Bezirke müssen in Zukunft selbst sehen, wie sie zurecht kommen. Wäre schließlich schon spannend, zu beobachten, was übrigbleibt, wenn kein Berliner Senat mehr da ist, dem man die Schuld in die Schuhe schieben kann. Manche glauben ja, dass die Bezirke noch ganz andere Probleme haben als das wenige Geld, das ihnen das Land derzeit zugesteht. Etwa eine fehlende Effizienz in der Verwaltung und keinen Willen zur Transparenz. Oder die Investition des knappen Geldes in völlig Unsinniges

Vermutlich liegt die langweilige Wahrheit mal wieder dazwischen. Da der Seant vermutlich auch das kommende Jahr weder zur Abspaltung noch für eine Finanzsspritze für seine Bezirke nutzen wird, müssen die wohl wieder selbst sehen, wo sie bleiben. Freuen wir uns also auf viele neue Brandbriefe und Horrornachrichten aus den Ämtern auch im nächsten Jahr. Und wegen der Sache mit der Effizienz: Es muss ja nicht gleich McKinsey durch die Gänge huschen: Ein Besuch beim Taschengeld-Berater tut es fürs erste vielleicht auch. 

 

 

 

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