Krüger: „Kein Rechtsruck“ trotz AfD

von Anja Mia Neumann 20. März 2017

Der Neue in den Reihen der AfD Pankow kommt von der CDU. Daniel Krüger bewirbt sich als AfD-Stadtrat – ohne Parteimitglied zu werden. „Wegen der politischen Hygiene“, sagt er im Gespräch.

Pankows AfD-Fraktion hatte stolz von einer „neuen politischen Heimat“ für Daniel Krüger gesprochen. Der 47-Jährige kehrte vergangene Woche der Berliner CDU nach fast 20 Jahren den Rücken, um AfD-Stadtratskandidat zu werden. Dabei plant er gar nicht, der Partei auch beizutreten, wie dann bekannt wurde.

Warum der ehemalige CDU-Stadtrat für Bauwesen in Tempelhof-Schöneberg nicht AfD-Parteimitglied werden wolle? „Es ist eine Frage der politischen Hygiene, dass man sich Zeit nimmt, sich selbst zu finden“, sagte Krüger in einem Gespräch mit den Prenzlauer Berg Nachrichten. Das sei so mit der AfD abgesprochen und auch kein Novum in den Berliner Bezirken. Dass er damit nach rechts rücke, empfinde er nicht so: „Für mich ist es kein Rechtsruck. Wir wissen ja, dass die Parteienlandschaft in Bewegung ist. Einige werfen der CDU auch vor, zu sozialdemokratisch zu sein.“

 

Finanzielle Gründe und ein „Nachtreten“

 

Aus seiner alten Partei ist Krüger nicht gerade im Guten gegangen. „Mit der CDU hat ein Entfremdungsprozess stattgefunden“, erklärte er. Ex-Parteifreunde haben das laut Tagesspiegel jedoch nicht bemerkt und vermuten finanzielle Gründe für Krügers Wechsel. Der verteidigt sich: „Das ist ein Nachtreten. Ich habe eine Chance genutzt, die sich mir geboten hat. Meine finanziellen Verhältnisse kennt niemand.“

Der 47-Jährige soll für die AfD Pankow das Amt für Ordnung und Umwelt retten. Sein Vorgänger Nicolas Seifert fiel in sieben Wahlgängen krachend durch – und schmiss schließlich hin. Die anderen Parteien hatten ihm die Eignung und die Fähigkeiten fürs Amt abgesprochen. Unter anderem wegen Sätzen wie „Einer muss es ja machen“ und dem Fakt, dass er einem „Heute-Show“-Reporter vor laufenden Kameras eine Clownsperücke vom Kopf riss. Konkrete Pläne fürs Amt wollte oder konnte er auch nicht präsentieren.

 

Loyalität und die Entwicklung zu „Funktionärsparteien“

 

Verwaltungserfahrung dürfte dagegen Krügers großer Pluspunkt sein. Er war fünf Jahre Stadtrat, unter anderem verantwortlich für Facility Management und das Straßen- und Grünflächenamt. Von 1990 bis ’95 war er außerdem Mitglied der SPD. Ein Umstand, der Kritik aufbringt: Krüger drehe das Fähnchen nach dem Winde. Pankows SPD-Fraktionschef Roland Schröder ließ im Tagesspiegel etwa Zweifel an Krügers Loyalität anklingen.

Diese Kritik versucht Krüger, zu entkräften: „Wenn ein Parteiwechsel im Halbjahres-Turnus geschieht, wäre das in der Tat problematisch“, sagte er den Prenzlauer Berg Nachrichten. Und betont, ihn reize das Amt, insbesondere der Sinn und Nicht-Sinn von Fahrradstraßen. Nicht ohne den Seitenhieb auf die anderen Parteien: „Bei den etablierten Parteien stelle ich eine Entwicklung zu Funktionärsparteien fest.“

 

Wahl oder Nicht-Wahl wohl am 5. April

 

Ob er ein besserer Kandidat ist als Seifert, kann Krüger am 27. März zeigen. Dann wird er sich den anderen Fraktionen in der BVV Pankow vorstellen – und ihnen Rede und Antwort stehen. Etwas, das sein vorheriger Amtsbewerber zunächt nicht getan hatte, weil er im Urlaub weilte.

Beim nächsten BVV-Plenum könnte Krüger dann als Stadtrat gewählt werden. Als Parteiloser für die AfD. So er denn überzeugt. Am 5. April steht jedenfalls die Wahl des Stadtrats auf Vorschlag der AfD erneut auf der Tagesordnung.

 

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